Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten
kannst du nicht …«
Martin dachte daran, dass ich gelegentlich in der Lage war, mich in Handy-Gespräche einzuklinken. Allerdings funktionierte
der Trick nur bei manchen Geräten, zweitens besaß Irina kein kabelloses Headset für ihr Handy, und außerdem, ich gestehe das
äußerst ungern, wusste ich nicht, worüber ich mit ihr reden sollte. Ich konnte ihr schlecht als anonyme Stimme am Telefon
meine Liebe gestehen. Sie würde mich für einen Perversen halten und auflegen. Nein, ich wollte ihr meine Liebe auf andere
Art gestehen. Ich hatte auch schon eine Idee, wie.
Martin schwieg, vor Entsetzen gelähmt. Wieder hatte er diese fiesen Fantasien, in denen die Welt von meiner Existenz erfährt
und ihn auslacht oder in die Psychiatrie einweist oder als Monstrosität in einem Wanderzirkus zeigt oder …
»Erstens kann ich Irina nicht einfach so zu einem Museumsbesuch einladen. Ich kenne sie ja kaum.«
»Du sollst sie ja nicht in eine Peepshow schleppen …«
»Und zweitens wird sie da sicherlich nicht mitgehen wollen.«
»Okay, dann werde ich dir leider bei deinen Ermittlungen nicht weiterhelfen können. Obwohl ich etwas sehr, sehr Interessantes
in der Klinik am Park herausgefunden habe.«
»Was denn?«, fragte Martin sofort total interessiert.
»Sag ich nicht.«
Martin zögerte und zauderte, wand sich gedanklich hinund her und war schon fast so weit, dass er die Sache abgeschrieben hätte, aber tatsächlich ließ ihm die Geschichte mit den
blöden Narkosemitteln keine Ruhe. Schließlich gab er nach. Wir vereinbarten, dass er Irina schnellstmöglich abends im Keller
besuchen und für Samstagnachmittag ins Odysseum einladen sollte. Dann wollte er wissen, was ich herausgefunden hatte.
Endlich saß ich am längeren Hebel. »Das erzähle ich dir am Samstag nach dem Museumsbesuch«, beschied ich ihm grinsend. Dann
schaltete ich mich für ein paar Stunden weg. Meine Vorabendserien liefen jetzt in bundesdeutschen Wohnzimmern, da wollte ich
dabei sein.
Martin machte seine Sache erwartungsgemäß schlecht. Wenn Viktor nicht begeistert zugesagt hätte, wäre Irina nicht im Traum
auf die Idee verfallen, mit Martin in ein Wissenschaftsmuseum zu gehen. So aber hatte Viktor schon mit leuchtenden Augen die
Einladung angenommen, und Irina schaffte es nicht, aus der Nummer wieder rauszukommen. Mir war es egal. Im Gegenteil. Ich
hätte mir Sorgen gemacht, wenn sie freiwillig und voller Vorfreude eine Einladung von Martin (!) in ein Museum (!) angenommen
hätte. Stattdessen ergötzte ich mich an Martins Zappelei, bis er endlich die Verabredung im Sack hatte. Erst danach konnte
er nach Hause gehen und sich vollkommen erledigt neben Birgit auf das Sofa plumpsen lassen. Er war an dem Abend keine gute
Unterhaltung mehr.
Den Donnerstag und Freitag habe ich nur noch verschwommen in Erinnerung, so sehr fieberte ich dem Samstag mit Irina entgegen.
Der Vormittag verging, wie inzwischen üblich, mit Wohnungsbesichtigungen. Birgit hatte drei Termine gemacht, schleppte Martin
von Hü nach Hott und zog die Mundwinkel von Termin zu Termin tiefer.
»Ich verstehe nicht, warum dir keine einzige der Wohnungen auch nur ansatzweise gefällt«, sagte sie gegen Mittag. »Ich hätte
gar nicht gedacht, dass du so …«
Anspruchsvoll? Quengelig? Zickig bist? Welches Wort hätte sie wohl gern gewählt? Zugegeben, Birgit hat eine Geduld wie eine
Heilige, aber selbst Heilige haben offenbar irgendwann die Faxen dicke. Und mir schien es, als ob es bei Birgit bald so weit
wäre.
Ich machte mir langsam Sorgen und flüsterte Martin zu: »Jede Bude ist tausendmal besser als meine Unterkunft je gewesen war,
ich versteh gar nicht …«
»Ich will keine Ménage-à-trois«, unterbrach mich Martin barsch.
Dieses blöde Wort habe ich übrigens eine Stunde lang googeln müssen, bis ich kapiert hatte, wie man das schreibt und was es
bedeutet. Muss man ja auch erst mal draufkommen, dass Martin plötzlich Französisch dahersabbelt. Was er sagen wollte, war
das Übliche: Er will mit Birgit wohnen, aber nicht mit mir, blablabla. Wenn er deshalb allerdings jede Wohnung ablehnte, die
Birgit ihm auf einem silbernen Tablett servierte, würde wohl auch das Zusammenleben mit Birgit nichts werden.
Bei Birgit klingelte plötzlich das Handy und nach kurzem Geplänkel notierte sie schnell eine Adresse.
»Das ist ja toll, wir können uns um zwei noch eine Wohnung ansehen. Die sah im Internet am allerbesten
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