Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten
Hände am Leichenfundort in Papiertüten gesteckt und der Daktyloskop« (das ist
übrigens der Fingerabdruckspezialist von der Kripo, denn für die Tatzen sind die Rechtsmediziner nicht zuständig) »sollte
dann am nächsten Tag …« Sie flüsterte fast und hielt den Blick gesenkt. Martin hatte Mitleid, natürlich, mein liebes Martinsgänschen leidet gern
mit anderen mit.
Außer mit mir.
»Dazu sage ich jetzt lieber nichts«, dachte er in meine Richtung.
Blödmann.
»Aber …« Jochen begann, mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand seine Nasenwurzel zu kneten, gab es aber schnell mit einem leisen
Stöhnen wieder auf. Ob er sich noch gar nicht im Spiegel gesehen hatte? Sein Gesicht, oder was man überhaupt davon sehen konnte,
sah aus wie eine Farbpalette im Anfängerkurs für meditatives Aquarellmalen.
»Ich erinnere mich, als ich ihm am Fundort die Hände in die Papiertüten gesteckt habe, da war ich ein bisschen ungeschickt.
Ich habe seine rechte Hand in eine Tüte gesteckt, die aber dann zerrissen ist. Die Tüte habe ich in meinen Koffer gesteckt,
um sie nachher mit den Handschuhen und dem restlichen Kram im Institut wegzuwerfen. Dazu bin ich allerdings nicht mehr gekommen.
Mit etwas Glück …«
Gregor strahlte Jochen an.
»Und was das Skalpell betrifft …«, murmelte Jochen.
»Keine Fingerabdrücke«, sagte Gregor. »Leider. Zurzeit versuchen wir herauszufinden, woher es kommen könnte.«
Jochen starrte Gregor an. »Na, aus dem Rechtsmedizinischen Institut, nehme ich doch mal stark an. Zumindest ist es genau die
Sorte, die wir auch benutzen.«
Scheiße, jetzt war es heraus. Jegliche Bewegung erstarrte. KK Jennys Stift hing in der Luft, Martins Hand blieb auf seinem
Nacken liegen, von dem er sich vermutlich gerade den Schweiß wischen wollte, und Gregor hockte, mit einem Fuß noch auf dem
Stuhl, den anderen schon zum Abmarsch auf den Boden gesetzt, schief auf der Fensterbank.
»Viktor«, war das Erste, was Martin durch den Kopf schoss.
»Quatsch keinen Schwachsinn!«, schrie ich.
»Benutzt nur ihr diese Dinger?«, fragte Gregor.
Jochen versuchte, den Kopf zu schütteln, gab dieses Ansinnen aber mit einem Schmerzensschrei schnell wieder auf. Martin sprang
ein.
»Nein. Diese Post-mortem-Messer werden auch in der Anatomie und der Pathologie benutzt.«
Gregor nickte und stieß Jenny an, die diese neue Information notierte.
Gregor und Jenny fuhren mit Martin zurück in den Keller, ließen sich Jochens Koffer aus dem Spind geben, in den die Kollegen
ihn nach dem Überfall gestellt hatten, und nahmen ihn als Beweismittel mit aufs Präsidium. Martin fuhr zurück ins Büro und
ich machte mich auf, um Irina zu suchen. Wenn sich Martin darauf versteifte, dass Viktor ein Verdächtiger in einem bisher
noch vollkommen unklaren Fall von Narkosemittelanwendung wurde, würde sie mich mehr denn je brauchen.
ZEHN
»Wie viele Fälle haben wir jetzt eigentlich?«, fragte Gregor ziemlich genervt.
Er hockte an Jochens Schreibtisch, Katrin saß an ihrem und Martin an seinem. Es war schon nach acht und die Büros waren leer.
Viktor hockte im Keller, Irina war noch zu Hause, wo sie sich frisch machte und ihm Tee kochte, bevor sie gegen neun bei ihm
im Keller auftauchen würde.
»Zunächst gibt es da diese zwei Fälle mit dem Narkosemittel …«, begann Martin, aber Gregor winkte ab.
»Das ist nichts für die Kripo, sondern höchstens eine wissenschaftliche Theorie.«
Martin zuckte die Schultern.
»Aus dem Institut sind nach jetzigem Stand zwei Mordopfer geklaut worden, richtig?«, sagte Katrin.
Martin und Gregor nickten.
»Beide Mordfälle sind nicht aufgeklärt und dummerweise sind auch beide Leichen noch nicht identifiziert.«
»Aber von dem einen …«, begann Martin, biss sich aber dann auf die Zunge. Von seinen Ermittlungen in dem asiatischen Imbiss hatte er bisher noch
niemandem etwas erzählt.
»Spuck’s aus«, sagte Gregor. Er hatte sich vorgebeugt und hing an Martins Lippen, die im Moment aber fest zusammengepresstwaren. Gregor ist ein verdammt cleverer Bulle. Und er kennt Martin schon seit Ewigkeiten. Er sieht genau, wenn sein Kumpel
ihm etwas Interessantes verheimlicht.
»Der Mann mit der Tätowierung auf der Schulter heißt Yan Yu und steht irgendwie in Beziehung zu dem Imbiss …« Er berichtete stockend von seinen privaten Nachforschungen und wurde immer leiser, je wütender Gregors Blick wurde.
»Verdammt, Martin, du bist kein
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