Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten
Viktor?«, fragte Katrin.
»Hausmeister in der Klinik im Park«, flüsterte Martin mehr zu sich selbst als zu ihr. Aber Katrin hatte schon verstanden.
Nach zwei Obduktionen, die Martin endlich wieder mit Katrin durchführen konnte, machte er sich also auf den Weg zu Jochen.
In der Mittagspause hatte Martin eine Gute-Besserung-Karte handbemalt und von allen verfügbaren Kollegen Unterschriften gesammelt.
Selbst vom Sparschwein hätte er eine gewollt, aber der Chef weilte außer Haus. Zur Karte packte Martin noch eine Flasche roten
Traubensaft und ein paar thromboseunverdächtige vegetarische Diätpralinen ohne Butter, ohne Sahne, ohne Zucker und ohne Schokolade.
Tofu-Trüffel oder Molkebällchen oder irgend so ein Zeug, von dem man vielleicht länger lebt, sich aber verzweifelt fragt,
wozu eigentlich.
Jochen jedenfalls freute sich ehrlich, wenn auch sein Lächeln noch reichlich schief war. Der Verband um den Kopf, die Halskrause
und die dicke Bandage zur Stabilisierung der gebrochenen Rippen behinderten ihn zwar bei jeder Bewegung, konnten aber die
Schmerzen nicht ganz ausschalten.
»Was sagen die Ärzte?«, fragte Martin.
Medizinische Fachbegriffe flogen hin und her, die beiden waren schließlich Spezialisten. In Martins Kopf konnte ich lesen,
wie beunruhigend er die Tatsache fand, dass er hier über lebensgefährliche Knochenbrüche, Quetschungen, Hämatome und solche
Dinge redete, die er nicht sehen konnte, von denen er aber genau wusste, wie sie aussehen, wenn man die störenden Hautschichten
drumherum wegklappt und sich das Desaster von innen ansieht. In diesem Fall allerdings befanden sich die diagnostizierten
Verletzungen in dem Kollegen Jochen – und nicht wiesonst in einer Leiche, die zwischen den beiden Schlitzern auf einem Edelstahltisch lag und keine Schmerzen mehr hatte. Martin
schüttelte sich.
»Wie läuft es im Institut?«, wollte Jochen dann wissen.
»Das würde mich auch interessieren, aber erst bist du dran«, ertönte eine tiefe Stimme von der Tür her.
Gregor und KK Jenny traten in das Krankenzimmer, das damit vollkommen überfüllt war. Gregor warf sich förmlich von hinten
auf Martin und umarmte ihn ungestüm, was Martin die Röte ins Gesicht trieb. Martin gab Jenny höflich die Hand und zog sein
Hemd zurecht, das Gregor durch seinen Angriff aus der Hose gerupft hatte.
»Guten Tag, liebe Staatsmacht«, sagte Jochen mit einem gequälten Grinsen. »Hätte mir ja denken können, dass ihr hier auftaucht,
sobald die Ärzte mich wieder für zurechnungsfähig erklären.«
Es sollte wohl cool klingen, aber so locker, wie er sich gab, war Jochen nicht. Wahrscheinlich genierte er sich in seinem
rentnerbeigefarbenen, karierten Schlafanzug vor der hübschen Jenny.
Gregor hockte sich auf die Fensterbank und stellte die Füße auf einen Stuhl, dessen vorderes Drittel KK Jenny als Sitzgelegenheit
nutzte. Sie holte einen Notizblock aus der Tasche, legte ihn auf ihre Knie und hielt den Blick starr darauf gesenkt. Martin
lehnte an der Wand.
»Willst du uns erst mal mit deinen Worten erzählen, woran du dich erinnerst? Wenn noch etwas unklar ist, können wir ja nachfragen.«
Jochen nickte und begann mit dem Anruf, der ihn zu dem Mordopfer beorderte. Er schilderte den weiteren Ablauf so, wie ich
ihn auch beobachtet hatte, zumindest bis zu dem Moment, in dem bei ihm die Lichter ausgingen.
»Konntest du hören, ob die Angreifer untereinander gesprochen haben?«, fragte Gregor.
»Nein.«
»Konntest du hören, ob sie etwas zu Viktor gesagt haben?«
»Nein.«
Das Spiel ging eine ganze Weile so weiter. Gregor fragte nach weiteren Details, Jochen hatte keinen Schimmer.
»Was war eigentlich mit dem Mordopfer?«, fragte Martin plötzlich dazwischen. »Wie weit wart ihr denn mit der Obduktion?«
Gregor machte Martin ein Daumen-hoch-Zeichen, und auch KK Jenny blickte interessiert von ihren Notizen auf. Als ihr Blick
den von Jochen kreuzte, blickte sie schnell wieder auf ihren Block. Ob sie immer noch am schlechten Gewissen litt?
Jochen grübelte kurz.
»Er war arabisch gekleidet und hatte außer den Angriffsspuren keinerlei äußerliche Auffälligkeiten.«
»Das hat der Kollege schon ausgesagt«, bestätigte Gregor.
»Wir hatten schon etwas Blut für die Toxi genommen …«
»Die ist ohne spezifischen Befund«, ergänzte Gregor.
»Hatte eigentlich schon jemand Fingerabdrücke …«, murmelte Jochen.
KK Jenny schüttelte den Kopf. »Sie haben die
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