Künstlerpech: Palzkis achter Fall
meinte Jutta.
»Aber auf meine Kosten. Nehmen Sie bitte Platz, damit wir keine weitere Zeit verlieren.«
Jutta schenkte Gerhard und sich Kaffee ein, KPD und ich verneinten ihre diesbezügliche Frage vehement. Ihr selbst gebrauter Sekundentod war nicht für jedermann geeignet.
»Bedienen Sie sich bitte«, meinte unser Chef und zeigte auf ein Tablett. »Es war nicht einfach, um diese Uhrzeit einen Caterer zu finden, der just-in-time liefert.«
Ich blickte auf das Tablett und sah nur undefinierbar belegte Brötchen und andere unbekannte Sachen.
»Haben Sie auch gekochten Schinken geordert?«
KPD setzte einen Blick auf, als würde er an meinem Geisteszustand zweifeln. »Schinken? Solche gewöhnlichen Häppchen kommen mir nicht ins Büro.«
Er zeigte auf die Lebensmittel und zählte Dinge auf, die ich noch nie vorher gehört hatte. Ich beschloss spontan, meinen Hunger noch etwas zu ignorieren.
Jutta und Gerhard ließen es sich schmecken. Unser Chef bestaunte ein Brötchen, als hätte er den Belag eigenhändig im Dschungel erlegt.
»Jetzt können wir loslegen«, meinte er, nachdem er den Happen vertilgt hatte. »Frau Wagner, Sie haben die Akte. Konnten Sie sich inzwischen einlesen?«
Jutta nickte. »Es gibt nicht viel zu berichten. Ein paar interessante Details sind trotzdem gelistet. Am besten – «
Unser Chef unterbrach sie. »Ja, ja, machen Sie so, wie Sie es für richtig halten, Frau Wagner. Ich möchte nur noch mal betonen, dass uns die Zeit davonläuft. Instruieren Sie Ihre beiden Kollegen, damit sie gleich etwas zu tun haben. Durch das Rumsitzen in meinem Büro hat sich noch kein Fall von selbst gelöst.«
Damit war die Frankenthaler Sache für ihn bereits abgehakt. KPD hatte dringlichere Probleme. »Danach bereiten Sie bitte die Sitzung für morgen vor. Haben Sie die Plakate inzwischen fertig?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich zu mir. »Herr Palzki, es wäre mir recht, wenn Sie dem Meeting morgen früh fernbleiben würden. Ich will es Ihnen zwar nicht verbieten, es wäre aber mein dringlichster Wunsch.«
Solche Gemeinheiten prallten wie immer an mir ab. »Und wenn ich Ihnen morgen früh den Täter präsentieren kann? Das wäre doch was: Ihr bester Mitarbeiter, also ich, platzt unverhofft in die Sitzung und übergibt Ihnen den Mörder aus dem Congressforum in Handschellen.«
KPD hatte gerade in eines der Brötchen gebissen. Vor Lachen verschluckte er sich und ein Brocken flog haarscharf an meiner Wange vorbei.
»Das ist der Witz des Tages!« KPD klopfte sich auf den Schenkel. »Bei Ihren umständlichen Ermittlungen und den falschen Spuren, die Sie immer verfolgen, ist Ihr Zeitplan unmöglich realisierbar. Ich sage Ihnen, wie es ausgeht: Meinen Fall kläre ich bis morgen auf und danach muss ich Sie wieder bei Ihren Ermittlungen unterstützen. Ohne meine geistreiche Hilfe hat das noch nie geklappt, seit ich in Schifferstadt Dienststellenleiter bin.«
Jutta machte das Beste, was man in dieser Situation tun konnte: Sie stand auf. »Ich geh dann mal mit den Herren Palzki und Steinbeißer in mein Büro, um sie zu instruieren. Wir müssen Sie ja nicht über Gebühr strapazieren in Ihrer schweren Ermittlungsarbeit.«
KPD gab mit einer lässigen Handbewegung sein Einverständnis.
»Wann rufst du deine Schwester Doris an?«, fragte ich Gerhard, als wir bei Jutta am Besprechungstisch Platz genommen hatten.
»Lass uns erst mal eine gute Geschichte konstruieren«, meinte er.
»Plant ihr wieder ein krummes Ding?«, fragte Jutta. »Deine Schwester Doris arbeitet beim Radio, oder?«
Gerhard nickte, damit war das Thema im Moment durch.
Jutta öffnete einen Aktendeckel.
»Ich habe nur wenige Informationen für euch. Die Todesumstände gelten einstweilen als gesichert, falls die Obduktion keine neuen Erkenntnisse ergibt.«
»Vielleicht wurde er vergiftet?«, fragte ich nicht ohne Hintergedanken.
»Äh, Reiner, ich habe Fotos des Opfers gesehen, und du hast ihn sogar gefunden. Sieht so eine Leiche aus, die vergiftet wurde?«
»Das meine ich doch gar nicht«, erwiderte ich. »Bei der Obduktion sollte man nur auch ein Auge darauf haben, ob er Gift im Körper hatte.«
»Ein Auge!« Gerhard feixte. »Wie treffend, Reiner. Mehr habe ich gestern auch nicht gesehen.«
Jutta schüttelte sich. »Hör mit dem makabren Quatsch auf, Gerhard.« Und zu mir sagte sie: »Bei einer Obduktion wird immer danach geschaut, ob man Gifte in den Organen feststellen kann. Ich glaube, du hast schon lang keiner
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