Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
Ludwigshafen eingeschrieben, ich weiß im Moment aber nicht auswendig, für welchen Studiengang, das ändert sich bei mir öfter mal. Ich habe mich wegen der günstigen Krankenversicherung eingeschrieben. Und drüben in der Pfalz werden keine Studiengebühren wie bis vor Kurzem hier bei uns verlangt.«
    Gerhard schaute betreten zu Boden. Jasmin würde es nicht leicht haben, ihn von eigenen Kindern zu überzeugen.
    Ich hakte nach. »Und was probieren Sie zurzeit aus, Herr – äh?«
    Guru setzte sich und zündete sich etwas an, das nur entfernt nach einer normalen Tabakzigarette aussah. Er zog kräftig daran. »Lass ich mir ab und zu von Freunden aus Amsterdam mitbringen. Ja das, was ich im Moment mache, ist schwer zu erklären.«
    Nach eine kurzen Pause fuhr er fort. »Ich bin gerade dabei, eine neue Umweltorganisation aufzubauen«, begann Guru mit seinen Erläuterungen. »So was in der Art wie Greenpeace, nur halt besser. Es wird Zeit, dass sich mal jemand wirklich um die Probleme unserer Erde kümmert, so kann es ja nicht weitergehen.«
    »Und wie wollen Sie das machen? Einfach noch mal von vorn anfangen geht ja schlecht mit dieser langsamen und zeitraubenden Evolution, oder?«
    Guru ging zum Kühlschrank, der praktischerweise direkt neben dem Fernseher stand und holte eine Dose Cola hervor. Bevor er fragen konnte, ob wir auch etwas zu trinken wollten, winkten wir dankend ab.
    »Wir müssen uns alle etwas zurücknehmen und unseren Planeten nicht weiter zerstören, darum habe ich einen eigenen Club gegründet mit dem tollen Namen ›Guru für Alles‹. Alles steht dabei für ›Ausgezeichnete Lösungen für das Leben, die Erde und die Staaten‹.«
    Das war mal wieder verdammt starker Tobak. Dass es in Baden-Württemberg schwierige Typen gab, war mir bewusst, doch dieser Guru toppte fast alles bisher Dagewesene.
    »Wie wollen Sie das machen, alles ändern? Da brauchen Sie bestimmt ganz viele Mitstreiter«, hakte ich skeptisch nach.
    »Die habe ich. Kommen Sie nächstes Wochenende nach Ludwigshafen in die Pizzeria Fünf Jahreszeiten, da haben wir ein Mitgliedertreffen. Wir sind echt gut drauf. Jedes Mitglied bringt seine eigenen Ideen ein. Wir haben Zündstoff für die nächsten 1000 Jahre.«
    »Und welche Idee haben Sie eingebracht?«
    Ohne nachzudenken, antwortete er: »Das ist im Moment noch etwas unausgegoren. Ich will erst mal große Debatten anstoßen, die Inhalte können wir später klären. Das funktioniert bei der Piratenpartei schließlich auch ganz gut.«
    Bevor es skurril-politisch wurde, beendete ich diese Diskussion.
    »Ihr Vater ist tot, Herr Guru, äh, Tuflinsky.«
    Guru riss seine Augen auf und stierte mich an. »Tot? Was ist mit ihm passiert? Hatte er einen Unfall?« Er nahm einen großen Schluck Cola.
    »Ich muss Ihnen leider sagen, dass er ermordet wurde, und das bereits gestern. Haben Sie die Spurensicherung, die gestern in der Wohnung Ihres Vaters war, nicht bemerkt?«
    »Ich bin erst vorhin heimgekommen. Ich war in der Westpfalz auf einem Guru Guru Konzert.«
    Er dachte kurz nach. Von besonderer Trauer war nichts zu spüren. »Steckt der Gemeinderat dahinter? Mein Alter hat nämlich ein paar handfeste Drohungen bekommen. Ist zwar schon eine Weile her, aber Politikern traue ich alles zu.«
    Toll, dachte ich. Wenn Gurus Vermutung stimmen sollte, darf KPD ab kommender Woche den Fall übernehmen. Politiker waren in meinen Augen noch schwieriger als Lehrer, auch wenn das nur schlecht vorstellbar war.
    »Darum kümmern wir uns bereits«, log ich. »Was ist mit Ihrer Mutter, wohnt sie in der Nähe?«
    »Meine Alte? Die hat sich verkrümelt, da war ich noch in der Grundschule. Die wollte sich einen Joint organisieren, dann kam sie nicht mehr heim. Ich habe nie mehr etwas von ihr gehört.«
    »Ach, Sie waren in der Schule?« Diese boshafte Spitze konnte ich mir nicht verkneifen. Gerhard stieß mir dafür seinen Ellbogen in die Nieren.
    »Ja, schon«, antwortete Guru. »Aber nicht so oft, die wirklich wichtigen Dinge, die man fürs Leben braucht, lernt man sowieso nicht in der Schule. Das Abi hat mir mein Alter mit seinen Beziehungen und reichlich Spenden ans Gymnasium gekauft.«
    »Um noch mal auf Ihre Mutter zurückzukommen – «
    Er unterbrach mich. »Da müssen Sie meinen Alten fragen, vielleicht weiß der was.«
    »Ihr Vater ist tot.«
    Guru lief rot an. »Hab nicht dran gedacht. Das ist ja – «
    Wir hörten, wie jemand ›Herr Palzki, wo hocke se denn?‹ rief.
    Ich nutzte die Gelegenheit, um

Weitere Kostenlose Bücher