Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Obduktion mit Dr. Dr. Hingstenberg mehr beigewohnt.«
Jetzt schüttelte es mich. »Da bin ich auch nicht scharf drauf. Mensch, versteht ihr nicht? Am Tatort ist eine auffällig rothaarige Frau herumgelaufen, die niemand kannte.«
Jetzt hatte meine Kollegin verstanden. »Und du meinst, Frauen morden nur mit Gift.«
»Meistens. Ich möchte nicht wissen, wie vielen Männern es dreckig geht, nur weil sie von ihren Frauen langsam und qualvoll vergiftet werden. Ihr wisst doch selbst, wie schwer es dann für einen Arzt ist, eine unnatürliche Todesursache festzustellen. ›Ach, Herr Doktor, Sie wissen ja, mein Mann hat es seit zwei Jahren am Magen, nun hat er ins Gras gebissen.‹ So oder so ähnlich passiert es doch jeden Tag.«
Gerhard legte noch einen drauf. »Deswegen ist auch der Anteil verurteilter männlicher Mörder viel höher. Männer legen ihre Frau mit der Schrotflinte um, das lässt sich viel leichter nachweisen.«
Jutta blickte abwechselnd zu uns beiden. »Ihr wollt mich doch veräppeln.«
Unser Grinsen deutete sie richtig.
»Jetzt aber mal ernsthaft«, sagte ich. »Weiß man inzwischen, wer die mysteriöse Dame ist?«
»Nein, ihr Status ist nach wie vor unbekannt. Ihr müsst mit etwas Leichterem anfangen.«
»Und womit?«
Jutta zog ein Blatt aus der Akte. »Die Managerin von Pako hat sich gemeldet. Sie hat Angst um ihren Schützling und bat um ein Gespräch. Ich habe euch für 14 Uhr angemeldet.«
»Das ist ja prima, dann können wir uns noch ein paar Stunden aufs Ohr hauen.«
Unsere Kollegin schüttelte den Kopf. »So einfach ist die Sache nicht, es gibt noch mehr zu tun. In der Wohnung des Opfers wurden brisante Informationen gefunden. Leider steht nicht dabei, welche. Die Spurensicherung ist gestern allerdings nicht fertig geworden. Ihr könnt gleich losfahren und euch ein Bild von Bernhard Tuflinsky machen. Er war geschieden und hatte einen Sohn.«
»Das wär’s dann für heute?«
»Im Prinzip schon«, antwortete unsere Kollegin. »Außer, wenn sich bei euren Terminen neue Erkenntnisse ergeben. Nehmt euch ein Beispiel an KPD: Er will heute sogar in seinem Büro übernachten.«
Ich blinzelte zu Gerhard. »Dann sollte einer von uns nach Mitternacht anonym bei den Kollegen anrufen.«
»Ihr seid gemein«, sagte Jutta, musste dabei aber deutlich schmunzeln.
Sie übergab Gerhard, der sich sofort bereit erklärt hatte, zu fahren, mehrere Zettel mit den Adressen für unsere Termine.
Während wir zu seinem Wagen gingen, fragte ich meinen Kollegen geschickt aus und erfuhr, dass er, von KPDs Häppchen abgesehen, ebenfalls noch nicht gefrühstückt hatte. Da meine mir bekannten kulinarischen Anlaufstellen um diese frühe Uhrzeit noch nicht geöffnet hatten, einigten wir uns auf eine sonntags geöffnete Bäckerei als Zwischenstopp. Während Gerhard eher Nahrhaftes wie Mehrkornbrötchen und einen halben Liter Buttermilch wählte, beauftragte ich die Verkäuferin mit der Zusammenstellung eines süßen Arrangements mittlerer Größe. Jedenfalls, wenn man die mittlere Größe auf eine Fußballmannschaft bezog.
Szene 6 Guru
Wir fuhren ins Badische Ausland in den Mannheimer Stadtteil Seckenheim, der für mich gefühlt irgendwo kurz vor Heidelberg lag. Seckenheim war im Prinzip auf drei Seiten mehr oder weniger durch Autobahnen eingekesselt und auf der vierten Seite durch den Neckar begrenzt. Nach unseren letzten Fällen hatten wir bereits Erfahrung mit dem ausländischen Baden-Württemberg sammeln können und dabei festgestellt, dass dessen Bewohner genauso ihre Macken hatten wie die Pfälzer auch. Nur nicht so schöne.
Das Neubaugebiet war schnell gefunden, es lag direkt an der Umgehungsstraße. Tuflinsky bewohnte ein ungewöhnlich großes Reihenhaus, das durch seine diversen Mauervor- und -rücksprünge fast wie ein Hundertwasserhaus aussah. Die Garage war halb in das Erdgeschoss integriert, wahrscheinlich mit direktem Zugang zum Wohnbereich. Neben der Eingangstür ging eine schmale Treppe nach unten, die vermutlich zu einer Einliegerwohnung führte. An dem ebenfalls überdimensionierten Briefkasten, der so groß war, dass man ihn nur einmal monatlich zu leeren brauchte, befanden sich zwei Klingeln. Ich drückte mehrmals erfolglos auf die obere, die mit ›B. Tuflinsky‹ beschriftet war. Bereits bei der Ankunft war uns aufgefallen, dass kein Wagen vor dem Haus stand.
»Dass die Spusi nie pünktlich sein kann«, meckerte ich in Richtung Gerhard. »Man muss auch sonntags mal Einsatz bringen
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