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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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uns vorläufig zu verabschieden.
    »Waschen Sie mal Ihre Hände«, gab ihm Gerhard zum Abschluss mit auf seinen weiteren Lebensweg.
    Während wir peinlich darauf achteten, den Handlauf unberührt zu lassen, gingen wir nach oben. Guru hatte eine eigene Auffassung bezüglich der Bewältigung seiner Trauerarbeit. Exorbitante Schallwellen dröhnten aus seinem Reich. Mit etwas Fantasie konnte man die Rolling Stones als Urheber des Krachs ausmachen.
    »Was issn do unne los?«, begrüßte mich einer von zwei Spurensicherern, die mir völlig unbekannt waren, was für Baden-Württemberg sicherlich nicht ungewöhnlich war.
    »Da überprüft jemand die Gebäudestatik. Woher wissen Sie, dass wir hier sind?«
    »Woher mer dess wisse? Ä Fraa hot uns halt agerufe. Muss wohl ä Kolleschin vun eich sei.«
    Jutta war mal wieder auf Nummer sicher gegangen.
    Gerhard kratzte sich am Ohr. »Ausländisch hören Sie sich nicht gerade an. Oder täusche ich mich da?«
    »Des hert ma doch, dass ich ähn Pälzer bin. Ich kumm aus Hettrem. Weche meiner Fraa bin ich noch Mannem gezoche. Mein Kollesch do«, er zeigte auf den zweiten Mann, »der is ähn waschechte Mannemer. Denn versteht ma awer arisch schlecht.«
    Sein Kollege sagte nichts. Vielleicht war er stumm oder er ging von vornherein davon aus, sich uns Pfälzern gegenüber nicht verständlich machen zu können.
    »Gehen wir rein?« Ich wollte endlich zur Sache kommen. »Haben Sie für uns Einwegklamotten dabei? Wir haben unsere vergessen, außerdem müssen wir in der Pfalz sparen. Für den Nürburgring«, fügte ich an.
    »Die badische Steiergelder fließe noch Stuttgart zum Bahof, jeder hot halt sei Lascht zu trache.« Er zeigte auf den Hauseingang. »Mer kenne in normale Klamotte ins Haus nei, die Feinärwett hämmer geschtern fertisch gemacht.«
    Umso besser, dachte ich. Dann würde es nicht so lang dauern.
    »Sie haben brisante Informationen gefunden, hat die Frankenthaler Kripo gemeldet.«
    »Brisant?«, wiederholte der fremdgegangene Pfälzer. »Dess is gar ken Ausdruck! Kumme se mol mit!«
    Wir gingen durch einen spießigen Flur und kamen in ein noch spießigeres Wohnzimmer. Es schüttelte mich. Hier wohnen zu müssen, war die Höchststrafe für jeden normalen Menschen.
    »Is doch ganz gemietlich do«, meinte der Spurensicherer und ich war mir fast sicher, dass er es ernst meinte.
    Er deutete auf einen Beistelltisch, der neben einer Vitrine mit einer Schnapsgläsersammlung stand. Über dem Beistelltisch hingen an der Wand diverse Spazierstöcke. Alle waren sie mit kleinen bunten Bildplaketten übersät, die mit Nägeln befestigt waren und kleine Landschaften zeigten.
    Auf dem Tisch stand ein Modellaufbau, der mit viel Pappmaschee gebastelt worden war. Etwa in der Mitte schlängelte sich der Neckar durch das Modell, auf beiden Seiten deuteten rechteckige Quader die Wohnbebauung an.
    »Gucken se mol do in die Mitt.« Er zeigte auf eine Röhre, die aus mehreren leeren, hintereinandergesteckten Toilettenpapierrollen bestand und unter dem Neckar hindurchlief.
    »Hoffentlich lässt man den Tunnel von einem Architekten planen, wenn er realisiert wird.«
    »Eijo, des werd schunn so sei«, antwortete der Exilpfälzer. »Gucken se mol do hi, wu de Tunnel afange dut.«
    Ich guckte, sah aber nichts. »Da ist nichts außer dem Tunneleingang.«
    »Ewe, dodrum geht’s. An der Stell, wu de Tunnel afange soll, steht des Haus vun de Berschermeschterin.«
    »Das Haus der Bürgermeisterin?«, wiederholte ich. »Dann kann der Tunnel an dieser Stelle gar nicht beginnen.«
    »Odder des Haus muss weg«, meinte er trocken.
    Ich verstand. »Sie wollen mir damit sagen, dass der Fall politisch liegt? Zumindest in der Kommunalpolitik?«
    Er nickte. »Genauso isses.«
    »Dann muss KPD ran.«
    Er schaute mich fragend an, während Gerhard sich wegdrehte.
    Ich improvisierte eine Lösung für meinen Versprecher.
    »Das ist die Abkürzung für unsere pfälzische Spezialeinheit für komplizierte Ermittlungsfälle. Alles, was mit Politikern, Lehrern und Ärzten zu tun hat, wird von dieser Spezialeinheit geleitet.«
    »Bei uns in Mannem losse mer immer die Bepos dra bei so heikle un gefährliche Sache. Die sinn noch jung un belaschtbar.«
    »Das sind wir auch«, stellte ich richtig und um davon abzulenken, ergänzte ich: »Haben Sie noch etwas gefunden, hinter dem ein Motiv stecken könnte?«
    »De Compjuder hemmä mitgenumme, der werd noch unnersucht. Uff em erschte Blick hot mer gsehe, dass der Verblichene jeden

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