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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Frankensteinlachen.
    »Hohoho, der Herr Palzki und sein Kollege! Hat man Sie aus der Pfalz gejagt? Wohl Opfer einer Flurbereinigung geworden, hä? Oder sind Sie mir etwa gefolgt? Ich bin nämlich auch gerade erst angekommen.«
    Metzger schlug mir grobmotorisch dermaßen hart auf die Schulter, dass mir einen Moment die Luft wegblieb. Gerhard brachte sich mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit.
    »Oder sind Sie auch wegen meines Bruders hier? Ich habe beschlossen, ihn im Rahmen meiner Möglichkeiten zu unterstützen. Vielleicht wird er beim nächsten Anschlag verletzt, dann ist er bestimmt froh, wenn ich bei ihm bin.«
    Metzger schien unter der gleichen Selbstüberschätzung zu leiden wie KPD.
    »Er ist nur Ihr Halbbruder, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Halbbruder oder Bruder, wo ist da der Unterschied? Ich erzähle überall, dass er mein Bruder ist. Seit er in der Kurpfalz so bekannt ist, ist das eine Bombenwerbung für mich.«
    Metzger kratzte sich am Kopf, was zu deutlich wahrnehmbaren Geräuschen führte. »Außerdem muss ich unbedingt mit ihm sprechen, hab ihn ja seit Weihnachten nicht mehr gesehen.«
    Worüber dieser bestimmt froh war, dachte ich gehässig, fragte aber trotzdem neugierig nach. »Um was geht es denn?«
    Der Notarzt war in Gesprächslaune. »Palzki, wussten Sie, dass laut einer fast unabhängigen Studie mehr als 80 Prozent aller Operationen eigentlich überflüssig sind? Wenn diese Studie an die Kranken, äh, die Bevölkerung durchsickert, dann kann ich umschulen.«
    »Das lassen Sie mal schön bleiben. Sie kommen vielleicht auf die Idee und machen einen auf Lehrer.«
    Das Dröhnen seiner Lache musste selbst im Inneren der Straßenbahn, die gerade vorbeifuhr, zu hören gewesen sein. Mit Bestürzung dachte ich daran, wie meine Tochter kürzlich bei Facebook eine Dr. Metzger Fanseite angelegt hatte.
    »Lehrer ist nichts für mich. Den ganzen Tag mit verzogenen Kiddies in einem Klassensaal oder angelernten Kollegen mit Viertelwissen im Lehrerzimmer verbringen, da würde ich verrückt werden.«
    Ich versuchte, das Gespräch wieder auf meine Ausgangsfrage zu lenken. »Wegen dieser Studie wollen Sie Ihren Bruder belästigen? Der bereitet sich bestimmt längst auf seinen Auftritt vor.«
    Mir fiel ein, dass auch Dietmar Becker am Samstag im Congressforum Pako sprechen wollte. Irgendetwas war da im Busch.
    Metzger zeigte sich unbeeindruckt. »Wenn Sie die Klappe halten und nichts ausplaudern, will ich Ihnen den Grund für meinen Besuch nennen. Es wäre blöd, wenn andere Ärzte mir zuvorkommen würden.«
    »Dann schießen Sie mal los, Sie Arzt.«
    Metzger suchte kurz nach passenden Worten. »Ich habe Ihnen vorhin erzählt, dass die meisten OPs eigentlich entbehrlich sind. Irgendwann merken das auch die Kunden und beginnen, an den OPs zu sparen. Ich biete ja schon billigst an, weil ich mein Material aus günstigen Second-Hand-Quellen vor allem im Ausland besorge. Aber irgendwann ist da mal Schluss. Unter zwei Hunnis steuerfrei für das Setzen eines Herzschrittmachers gehe ich nicht. Schließlich wollen nicht nur meine Kunden leben.«
    Metzger trat näher an mich heran und flüsterte: »Langsam habe ich auch den Gestank satt, der sich nach den OPs immer in meinem Reisemobil festsetzt. Schließlich schlafe ich dort drinnen auch.«
    Er fabrizierte eine flüchtige Geste in Richtung seines Gefährts.
    »Ich will meinen Bruder fragen, ob er mal seine Beziehungen zum Capitol und anderen Veranstaltungshäusern spielen lassen kann und eine neuartige Produktion vorschlägt. Ich könnte auf offener Bühne erstklassige Medizin-Shows anbieten. So wie die vielen Kochshows im Fernsehen, nur eben live auf der Bühne. Freiwillige werden kostenlos vor Publikum operiert!«
    Ein Kloß setzte sich in meinen Hals. Zum Glück hatte ich bereits gegessen. »Und was wollen Sie da zeigen?«
    Metzger öffnete seine Arme mit einer ausladenden Bewegung. »Alles Mögliche, was zum Thema passt. Da kann man ganz toll improvisieren. Ich kann den Leuten zeigen, wie man sich den Meniskus selbst operieren kann. Das ist ja nur ein kleines Knorpelstückchen. Jeder meint, der Meniskus wäre im Aufbau so kompliziert wie ein Herz, dabei kann das fast jeder, wenn er eine ruhige Hand hat. Örtliche Betäubung genügt. Wers genau machen will, kann sich tageweise meinen Röntgenapparat ausleihen. Das wäre für mich ein netter Zusatzverdienst.«
    »Sie haben einen Röntgenapparat?«
    Der Arzt wurde ein klein wenig verlegen. »Na ja, es ist

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