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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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schon ein älteres Modell und war ursprünglich nicht für medizinische Untersuchungen gedacht. Ich habe das Gerät etwas umgebaut, es funktioniert meistens tadellos.«
    Nein, ich wollte nicht wissen, wie alt der Apparat war und ob er vielleicht original aus der Werkstatt Röntgens stammte. Doch Gerhard fragte beharrlich nach.
    »Für welche Zwecke war das Gerät ursprünglich gedacht?«
    »Ach, wissen Sie, Herr Steinbeißer, ich habe den Apparat von einer Haushaltsauflösung in Schifferstadt. In dem Haus war früher ein Schuhgeschäft. Vor gut 40 Jahren hat man in dem Geschäft den Kunden die Schuhe samt Füßen geröntgt. Insbesondere bei Kindern hat man das gemacht. Daran können Sie sehen, wie ungefährlich das Gerätchen ist.« Er lachte verlegen.
    Metzger schaute auf seine Uhr. »Ich muss dann mal los. Bevor ich zu meinem Bruder gehe, muss ich noch da vorn um die Ecke zu einem Spezi. Da wohnt jemand, der mich billig mit Antibiotika eindeckt. Das muss ich dann nur noch umpacken.«
    Er hob den Arm zur Verabschiedung und verschwand.
    Gerhard und ich sahen uns eine Weile stumm an. »Wir vergessen am besten, was wir gerade gehört haben, sonst werden nämlich wir verrückt.«
    »Einverstanden, außerdem müssten wir ihn sonst anzeigen«, sagte Gerhard.
    Der Eingang des Capitols war geschlossen. Die Veranstaltung begann erst in drei Stunden. Gerhard klopfte wiederholt an die Glastür, bis schließlich eine Frau zornig die Tür öffnete und uns anfuhr: »Sie müssen sich schon noch etwas gedulden. Kommen Sie in zwei Stunden wieder.«
    Bevor wir die Chance hatten, zu reagieren, hatte sie die Tür bereits wieder verschlossen. Ich drückte meinen Dienstausweis an die Scheibe, den sie neugierig, wie viele Frauen nun mal sind, studierte.
    »Polizei?«, fragte sie, als sie die Tür erneut geöffnet hatte. »Was wollen Sie?«
    »Wir wollen zu Herrn Thorsten Riehle, dem Geschäftsführer. Wir haben einen Termin.«
    »Und warum nehmen Sie nicht den Verwaltungseingang? Man wird Sie dort bestimmt erwarten.«
    Da ich nur ungern zugeben wollte, diesen übersehen zu haben, antwortete ich, ohne auf ihre Frage einzugehen: »Jetzt sind wir aber schon mal hier. Es gibt doch bestimmt einen Durchgang zum Büro von Herrn Riehle.«
    »Der ist jetzt garantiert nicht in seinem Büro. Vor Veranstaltungen gibt es ungeheuer viel zu tun, da legt jeder mit Hand an, auch der Chef.«
    »Das finde ich sehr vernünftig«, antwortete ich. »Meistens fehlt es den Häuptlingen in den Firmen ohnehin an Bewegung.«
    Sie brachte ein erstes zaghaftes Lächeln zustande. »Unsere Räume haben ein integriertes Fitnessprogramm. Bis man in der Verwaltung ankommt, hat man mindestens 100 Kilokalorien verbraucht.«
    Ich rätselte, was sie damit meinen könnte, kam aber auf keine Lösung. Die Dame selbst hielt es für überflüssig, das mitarbeiterinterne Fitnessprogramm zu erläutern. Statt einer Erklärung zog sie ein Handy aus ihrer Gesäßtasche und drückte eine Kurzwahltaste.
    »Thorsten, eben ist Polizei gekommen. Sie wollen dich sprechen.« Keine halbe Minute später sagte sie: »Okay, ich gebs weiter.«
    Nachdem sie ihr Handy wieder weggesteckt hatte, zeigte sie auf eine kleine Theke im Hintergrund. »Nehmen sie bitte kurz an der Sarotti-Bar Platz. Herr Riehle ist gleich mit seiner Besprechung fertig und kommt dann zu Ihnen.«
    Wir standen in einem bogenförmigen Foyer. Auf dem Außenbogen befanden sich mehrere großflächige Glastüren; durch eine davon waren wir reingekommen. Im Innenbogen waren die Eingänge zum Saal sowie beidseits des Foyers Treppenhäuser, die nach oben in die Ränge führten. Auf der rechten Außenseite des Foyers befand sich die regional bekannte Bar mit der Sarotti-Werbetafel, die aus der Anfangszeit des Kinos stammen musste und jeden Besucher optisch in die Vergangenheit beamte.
    Auf dem Weg zur Bar blickte Gerhard neugierig in den Kinosaal, dessen Türen offen standen. Da er mir bereits bekannt war, richtete sich mein Blick auf ein Objekt, das links neben der Tür hing. Es handelte sich um einen Feuermelder, dessen Alter ich ohne jegliches fachliches Hintergrundwissen auf 40 bis 50 Jahre schätzte. Die den schwarzen Alarmknopf vor versehentlichem Drücken schützende Glasscheibe war nicht mehr vorhanden. Vielleicht waren diese Modelle damals von vornherein glaslos. Dieses kleine Objekt, das mir bei meinen bisherigen Besuchen nie aufgefallen war, faszinierte mich. War es echt und funktionsfähig? Oder nur ein weiteres

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