Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Museumsstück, welches zu dem Flair des Capitols durchaus passen würde. Die Technik des Capitols war bestimmt auf dem neuesten Stand, beim Inventar wurde dagegen Wert darauf gelegt, die gemütliche Kinoatmosphäre nicht verblassen zu lassen.
Es juckte mich in den Fingern. Nur zu gern würde ich auf den schwarzen Knopf drücken.
So offen und für jedermann zugänglich, hätten doch bestimmt schon andere Besucher draufgedrückt, die dieses Geheimnis lüften wollten. Mein Gewissen gewann die Oberhand. Mensch, Reiner, wenn wegen dir die Feuerwehr ausrückt, dann schickt dich KPD endgültig zur Polizeipuppenbühne. Ich handelte mit meinem Gewissen einen Kompromiss aus: Ich würde Herrn Riehle fragen und dann entscheiden, ob ich den Knopf drückte.
Gerhard hatte längst an der Bar Platz genommen und sich über mein Verhalten gewundert.
»Du hast minutenlang auf die Wand gestarrt, als würdest du mit deinen Augen ein Loch reinbrennen wollen, Superman!«
Bevor ich eine Antwort geben konnte, kam im Hintergrund aus einer Tür, die mit ›Toilette‹ beschriftet war, ein Mann heraus.
»Sind Sie die Herren von der Polizei?«, fragte der freundlich wirkende Mann im besten Alter und zog ein schelmisches Grinsen auf: »Ich habe meine Steuererklärung längst abgegeben.«
»Alle Bürger sind kleine oder größere Steuersünder«, entgegnete ich. »Also jeder, mit Ausnahme von Polizeibeamten.«
»Ist schon klar. Darf ich Ihnen zwecks Bestechung etwas zu trinken anbieten? Ich bin übrigens Thorsten Riehle, das werden Sie sich bestimmt gedacht haben.« Er begrüßte uns mit einem festen Händedruck, während wir unsere Namen nannten. Dabei fiel mir eine Bandage an seinem linken Handgelenk auf. »Haben Sie sich verletzt?«, fragte ich neugierig.
»Nicht der Rede wert.« Inzwischen stand er hinter der Theke. »Was wollen Sie trinken?« Zuerst schaute er in Richtung Gerhard, der sich mit einem Mineralwasser bestechen ließ, dann zu mir. Er stutzte. »Kann es sein, dass ich Sie gestern auf Facebook gesehen habe? In der Gruppe ›Werbeanzeige des Jahres‹ wird gerade das Foto mit Ihrer Tochter diskutiert und gevotet. Im Moment liegt es auf Platz zwei. Nur die Anzeige des Alkoholikerverbandes mit dem Slogan ›Egal wie dicht man ist, Goethe war Dichter‹ läuft im Moment einen Hauch besser.«
Nachdem er mir eine Apfelsaftschorle auf die Theke gestellt hatte, war es Zeit, zum Thema zu kommen. »Sie wissen, warum wir hier sind?«
Riehle wischte mit einem Tuch den Saft auf, den ich beim ersten Abtrinken versehentlich verschüttet hatte. »Wegen Pako, ich weiß. Ihre Kollegin aus Schifferstadt hat bereits Bescheid gegeben, damit wir uns nicht wundern, wenn plötzlich pfälzisch sprechende Beamte auftauchen. Damit haben wir aber keine Probleme. Ich kenne einen Mannheimer Polizeibeamten, der ursprünglich aus der Gegend von Grünstadt kommt. Der hat mal einen wilden Dialekt drauf! Wenn der zwei oder drei Bier getrunken hat, dann versteht er sich wahrscheinlich selbst nicht mehr.«
Ich drehte mich um, weil ich gehört hatte, wie jemand vom Capitol-Personal die Eingangstür geöffnet hatte. Fröhlich pfeifend kam Dr. Metzger herein und gleich hinter ihm Claudius Stefanus und Daniela Westermann. Während Metzger sofort im Saal verschwand, winkten die beiden anderen Thorsten Riehle zu.
»Ah, die Kollegen aus dem Congressforum«, rief er ihnen entgegen. »Ihr kennt euch ja aus, ich komme später nach, wenn ich mit meiner Besprechung fertig bin.«
Auch die beiden verschwanden im Saal.
»Was wollen Westermann und Stefanus hier?«, fragte ich den Geschäftsführer.
»Sie kennen sie? Ach so, ja natürlich, die Sache mit Pako und dem Anschlag. Sehr bedauerlich, das Ganze. Bei uns ist so etwas aber nicht möglich. Zum einen gibt es keine Möglichkeit, unerkannt ins Gebäude zu kommen, zum anderen sind wir vom Platzangebot doch sehr beengt. Ich meine damit nicht den Saal, sondern die Nebenflächen. Ich kann Sie später gern kurz rumführen.«
»Das wäre super«, antwortete ich. »Beantwortet aber nicht meine Frage.«
»Claudius und Daniela kommen öfter zu Besuch. Claudius unterhält sich gern mit den Künstlern. Wenn sie gut sind, engagiert er sie manchmal für Frankenthal. Und Daniela taucht meistens auf, wenn Pako irgendwo auftritt. Ich weiß aber nicht, was dahintersteckt.«
Ich wechselte das Thema. Die beiden würde ich mir nachher vorknöpfen. »Kennen Sie eine Frau mit auffallend langen roten Haaren?«
»Wie meinen Sie das? Eine
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