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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Besucherin oder eine Mitarbeiterin?«
    Ich gab ihm zu verstehen, dass die Frage ohne Einschränkungen gemeint war.
    »Eine Nichte von mir hat taillenlange rote Haare«, sagte Riehle nach kurzer Nachdenkpause. »Aber die werden Sie wohl kaum meinen. Sie wohnt in München. Mitarbeiterinnen, auf die Ihre Beschreibung zutrifft, haben wir nicht. Bei den Besuchern bin ich mir nicht sicher, aber zumindest bei unserem Stammpublikum ist mir das bisher nicht aufgefallen.«
    Halbwegs zufrieden nickte ich. »Dann können wir also ausschließen, dass sich die Dame bereits im Gebäude aufhält. Wann öffnen Sie den Eingang?«
    Riehle antwortete nach einem Blick auf die Uhr: »In zwei Stunden. Es handelt sich um eine geschlossene Firmenveranstaltung.«
    »Dann wird sich unsere gesuchte Rothaarige wohl kaum einschmuggeln können.«
    Der Geschäftsführer verzog das Gesicht. »So sicher ist das leider nicht. Es ist ein großes Unternehmen, und alle Plätze werden belegt sein. Ich gehe nicht davon aus, dass jeder jeden kennt.«
    »Aber Sie haben doch bestimmt Einlasskontrollen, oder?«
    »Selbstverständlich. Aber wenn jemand sagt, er hat seine Einladung zu Hause vergessen, darf er trotzdem rein. Es ist ja keine Hochsicherheitsveranstaltung.«
    Klar, dachte ich, KPD fehlt. Laut sagte ich zu Gerhard: »Rufst du bitte bei Jutta an, sie soll drei oder vier Beamte vom Mannheimer Präsidium auf dem kleinen Dienstweg anfordern. Die sollen sich am Eingang postieren und alles vorläufig festnehmen, was lange, rote Haare hat.«
    Während mein Kollege telefonierte, trank ich die Apfelsaftschorle aus. Es war keine saure, trotzdem war bei diesem nichtalkoholischen Lieblingsgetränk fast aller Kurpfälzer das aufsteigende Sodbrennen nur eine Frage der Zeit. Auch wenn mein Freund Jacques Bosco, der Erfinder, anderes behauptete: Der Auslöser des Röhrenbrennens war das Getränk. Glücklicherweise hatte ich meine N3-Packung gegen Sodbrennen dabei.
    »Alles klar«, meldete Gerhard den Vollzug. »Die Mannheimer rücken in Bälde an.«
    Als psychologisch geschulter Polizeibeamter sah ich Riehle deutlich an, dass er etwas auf dem Herzen hatte. Ich meine jetzt nicht direkt das Organ an sich, dazu hätte ich mir Dr. Metzgers Röntgenapparat ausleihen müssen, sondern die Redewendung.
    Ich gab ihm eine kleine Hilfestellung. »Sie wollen mich was fragen, Herr Riehle?«
    Er druckste kurz herum, bevor er antwortete: »Ja schon, das hat aber nichts mit Ihren Ermittlungen zu tun.«
    »Für Steuersachen ist ein Steuerberater erste Wahl«, entgegnete ich und nahm damit den Druck von ihm.
    Er lachte. »Ich meine etwas anderes. Sie sind doch nebenberuflich in der Werbebranche tätig, Herr Palzki. Ich will für unser Veranstaltungshaus seit Langem eine außergewöhnliche Kampagne starten, um das Capitol noch bekannter zu machen. Das Foto mit Ihrer Tochter bringt gewisse Sympathien rüber, so etwas könnte ich mir auch vorstellen. Können wir uns bei Gelegenheit über eine Plakatserie unterhalten? Natürlich mit Ihrer Tochter. Sonntags haben wir zum Beispiel regelmäßig ein Kindertheater, hinten im Casablanca-Saal.«
    Er zeigte an das Ende des Foyers. Über einer Tür konnte ich den ›Casablanca‹-Schriftzug erkennen.
    Gerhard verschluckte sich an den Resten seines Mineralwassers und ich war baff. Alle Welt kannte anscheinend bereits die Fotos von Lisa und mir und fand sie toll. Nur meine Frau würde mit Sicherheit anderer Meinung sein, wenn sie die Bilder oder das Video zum ersten Mal sehen würde. Auf der anderen Seite wäre das vielleicht die Chance, aus dem Alltagstrott auszubrechen. Man muss offen für Neues sein, las ich kürzlich in einem Buch über die Möglichkeiten, sein eigenes Charisma zu verbessern. Das Buch selbst war allerdings nicht so toll. Es beinhaltete nichts, was ich nicht sowieso schon wusste.
    »Ich denke drüber nach«, sagte ich salomonisch. »Wissen Sie, ob der Künstler bereits im Haus ist?«
    »Pako? Der ist vor ein paar Minuten gekommen. Heute hat er seine Freundin dabei, seine Managerin und sogar deren Mann.«
    »Kreuzbergers sind auch schon hier?«
    »Sie hat mir heute Morgen am Telefon fast eine halbe Stunde die Ohren vollgequasselt und mir 1000 Vorschläge gemacht, damit ihrem Schützling ja nichts passiert.«
    Er zählte an den Fingern ab. »Ich soll den Backstage-Bereich abriegeln, die ersten fünf Sitzreihen leerlassen, alle Besucher durchsuchen – das waren noch die einfacheren Forderungen.«
    »Und was setzen Sie davon

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