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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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um?«
    »Nichts. Ich habe zwar alles abgenickt, aber das war nur rhetorisch. Pako scheint das Ganze selbst peinlich zu sein. Nach seinen Angaben weiß man bis jetzt nicht einmal, ob der Anschlag überhaupt ihm gegolten hat. Stimmt das?«
    Ich bestätigte das. »So sieht es aus. Allerdings ermitteln wir in alle Richtungen. Sicher ist sicher.«
    »Ich habe verstanden. Wie wollen wir weiter vorgehen?«
    »Am besten wäre, wenn Sie uns eine kleine Führung durchs Haus geben würden. Danach sollten wir mit dem Künstler sprechen.«
    Thorsten Riehle kam hinter der Theke hervor. »Ich hoffe, Sie sind fit, körperlich, meine ich.«
    Schon wieder diese Anspielung auf die Fitness. Wir waren doch in einem ehemaligen Kino und nicht in einem Fitnessstudio. Außerdem war das Gebäude zwischen anderen reingequetscht, folglich konnten auch keine kilometerlangen Märsche auf uns warten.
    Die Realität war brutal.
    Das Kino war der zentrale Raum des Capitols, der an seinem höchsten Punkt in einer gewaltigen Kuppel mündete. Vor dem Saal in Richtung Straße befand sich im Erdgeschoss das Foyer, im darüberliegenden Obergeschoss der Wandelgang, der fast rund um das Kino lief. Der Wandelgang war über breite Treppen zu erreichen, die an den Seiten des Foyers begannen. Vom Wandelgang aus konnte man die Ränge des Saals erreichen.
    Damit war der Besucherteil des Capitol bereits beschrieben. Was sich aber links, rechts und hinter dem ehemaligen Kino auf kleinstem Raum und bis hin in schwindelerregender Höhe befand, war gnadenlos. Binnen kürzester Zeit waren meine Waden von den vielen Treppenstufen schwer wie Blei. Neben den beiden Haupttreppen im Foyer gab es noch mindestens drei weitere Treppenhäuser, wahrscheinlich sogar mehr, die alle irgendwo anders hinführten.
    Riehle führte uns im rechten Bereich durch den Casablanca-Saal und durch ein Getränkelager in einen Hinterhof. Sämtliche Räume, die nicht für die Besucher gedacht waren, waren verwinkelt, klein und mit allem möglichen Zeug zugestellt. Der Geschäftsführer machte mehr als einmal deutlich, unter welch beengten Verhältnissen hier gearbeitet wurde. In dem Hinterhof befand sich die Gartenwirtschaft der benachbarten Kneipe. Riehle schloss an der Außenseite des Gebäudes eine Tür auf, und wir nahmen eine Treppe, die nicht mehr genutzt wurde. Oben angekommen, zeigte er auf eine von zwei Türen. »Dahinter befindet sich die oberste Sitzreihe der Ränge. Da dies ein Fluchtweg ist, kann die Tür aber nur von der anderen Seite geöffnet werden.«
    Dafür öffnete er die zweite Tür, die ins Freie auf einen kleinen Balkon führte. Von diesem verlief ein baufällig aussehender Gittersteg an der Wand entlang und verschwand zehn Meter weiter hinter einem Mauervorsprung. Von hier oben, schätzungsweise 20 Meter, sah der Hinterhof weit verwinkelter aus. Gab es früher keine Architekten? Es schien, als hätte jeder nach Lust und Laune etwas angeflanscht. Hier ein kleines Räumchen und dort ein frei hängender Balkon, der bereits sehr verdächtig nach unten hing. Unser Führer deutete an die Stelle, wo der Gittersteg hinter dem Vorsprung verschwand. »Dort, wo sie direkt drauf schauen, ist das Treppenhaus des Nebenhauses. Die Räume oben links gehören wiederum zu uns. Es gibt keine klare Trennung der einzelnen Gebäude, wie man sie heutzutage kennt. Alles ist miteinander verzahnt. In den Räumen befinden sich unsere Betriebsbüros. Da müssen wir aber eine andere Treppe nehmen.«
    Das hieß für uns: Treppe runter, rein ins Foyer, hoch in den Wandelgang, und eine weitere Treppe im nicht öffentlichen Bereich nach oben nehmen. Der kleine Büroraum nebst zwei winzigen Vorräumen bot keine Überraschungen. Die Straßenbahn, die ich durch das Fenster verfolgte, war winzigklein. Wir gingen wieder nach unten. Gerhard beobachtete meinen Gang in verdächtiger Weise. Ich gab mir keine Blöße, auch wenn ich vor lauter Beinschmerzen hätte schreien können. Selbst mein Brustkorb schmerzte wegen der ungewohnt heftigen Dehnungsvorgänge beim Atmen. Erfreulicherweise verlangte niemand von mir einen verbalen Beitrag.
    »Jetzt kann ich Ihnen noch die Ränge zeigen«, meinte Riehle und schaute mich an.
    Ich schüttelte den Kopf, aber Gerhard hatte mich durchschaut. »Gern, da oben muss es eine herrliche Sicht auf die Bühne geben.«
    Und wieder ging es bergauf. Zuerst zum Wandelgang in das Obergeschoss, dann in den Saal hinein. Die beiden ließen es sich nicht nehmen, die steilen Sitzreihen der

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