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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Ich kenne Sie nicht, haben Sie eine Erlaubnis, hier hochkommen zu dürfen?«
    Ich ging zwei Schritte auf ihn zu und hielt ihm meinen Dienstausweis entgegen. »Was ist nun? Hatten Sie Damenbesuch oder nicht?«
    Der Jüngere am Scheinwerfer wurde schlagartig rot, vielleicht hatte ich ja ein Geheimnis erraten.
    »Meinen Sie die mit den roten langen Haaren?«
    »Ja, genau die. Wo ist sie?«
    Mein Gesprächspartner zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir doch nicht. Vor nicht mal einer Minute kam sie zur Tür hereingerannt. Als sie uns sah, ist sie sofort wieder verschwunden.«
    Mist, damit hatte ich wertvolle Sekunden verloren. Ich hob meine Hand zum Abschied und lief wieder ins Treppenhaus. Ich hoffte, dass ich mich nicht in einem Hochhaus befand.
    Das Glück war zunächst mit mir. Bereits ein Stockwerk höher endete die Treppe. Sprachlos stand ich am Eingang einer Halle von gigantischen Ausmaßen. Ich befand mich im Speicher über dem Konzertsaal. Hier sah es aus wie in einem Science-Fiction-Film. Der sicherlich fünf Meter hohe Raum in der gefühlten Größe eines Fußballfeldes war vollgestopft mit meterdicken Lüftungskanälen, die wie Schlangen in einem Nest kreuz und quer und anscheinend keinem System folgend dalagen. Dazwischen Hunderte dünnere Rohrleitungen, Stromkabel, die in unendlich langen Kabelbetten mündeten, und unüberschaubar viel technisches Equipment, das ich nicht ansatzweise deuten konnte. Die dunstige Beleuchtung tat ihr Übriges: Dieser Saal war nicht von dieser Welt. Jeden Moment würde das außerirdische Raumschiff abheben. Meine Fantasie ging mit mir durch: Hatte mich die Frau in eine Falle gelockt? Hier konnte sich eine ganze Kompanie verstecken, und man würde Wochen brauchen, um alle zu finden. Um mir ein klein wenig Sicherheit einzubilden, duckte ich mich hinter eine der zahlreichen Säulen. Machte es Sinn, die Frau hier oben zu verfolgen? Anhand ihres kurzen Besuchs bei den beiden Technikern vermutete ich, dass sie sich hier ebenfalls nicht auskannte. Sollte ich Verstärkung holen? In der Zeit würde sie wahrscheinlich längst über alle Berge sein. Mein Verstand sagte mir, dass es mindestens einen weiteren Zugang zu dem Speicher geben musste. Wie hätte man sonst die riesigen Teile transportieren sollen? Das enge Treppenhaus war hierzu denkbar ungeeignet. Je mehr sich meine Augen an das schwache Licht gewöhnten, desto mehr Rohre und Leitungen nahm ich wahr. Den Gitterrost, der sich als Laufweg kerzengerade durch den Irrgarten zog, hatte ich längst entdeckt. Während ich überlegte, ob die Rothaarige diesen Weg genommen oder sich in die Büsche, das heißt, hinter irgendwelche Lüftungsrohre geschlagen hatte, hörte ich vom Ende des Speichers ein metallisches Knarren. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und schlich den Gitterrost entlang. Kaum vorzustellen, wie hier jemand mit Stöckelschuhen gehen konnte. Hinter jeder Säule, hinter jedem horizontalen Rohr konnte die Unbekannte stecken. Ich ging zwar davon aus, dass sie unbewaffnet war, doch was, wenn sie eine fiese Falle aufgebaut hatte? Ich dachte an das zusammengestürzte Bühnenbild im Congressforum und die Stolperfalle im Capitol. Im Reflex suchte ich den Boden nach einem Draht ab. Nach einer Weile machte der Gitterrostweg einen 90-Grad-Knick nach links. Ich entdeckte neben dem Weg mehrere Scheinwerfer. Als ich durch einen breiten Schlitz die Bühne sah, wusste ich, dass ich mich auf der Z-Brücke befand. Eigentlich ein idealer Ort für einen Scharfschützen, wenn er sein Opfer auf der Bühne wähnte. Vielleicht war die Idee von Frau Kreuzberger mit der Hundertschaft Polizeibeamten doch nicht so abwegig. Ich schlich den Weg weiter. Vermutlich würde er an einem zweiten Treppenhaus enden, an dem ich wieder nach unten könnte. Meinem Ortssinn zufolge müsste das in der Ecke sein, wo sich auch die Künstlerzimmer befanden.
    Meine Vermutung stellte sich als falsch heraus. Am Ende der Z-Brücke gingen drei oder vier Stufen hoch zu einer Metalltür. Ich war mehr als neugierig, was sich dahinter verbarg. Nachdem ich die Stufen erklommen hatte, drehte ich mich um und überblickte zur Sicherheit aus dieser Perspektive den Speicher, konnte aber keine menschlichen Aktivitäten ausmachen. Ich konzentrierte mich auf die Tür. Sollte ich oder nicht? Meine Neugier gewann, und ich öffnete sie. Grelles Tageslicht blendete mich. Vor der Tür befand sich, ebenfalls aus Gitterrosten gebaut, ein Podest. Ich blickte auf eine Perspektive des

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