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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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intensiv, dass ich das Gefühl bekam, er könne in diesem Moment bis tief in meine Seele schauen. Ich war so verwirrt, dass ich anstelle einer Antwort nickte. Wieso raste mein Herz denn auf einmal dermaßen unkontrolliert? Und wieso hatte ich das Gefühl, in diesen braunen Augen versinken zu müssen. Hatte Marc mich am Samstag hypnotisiert?
    »Ey Süße, wir müssen los«, rief Jenny, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war, und boxte mich sanft in die Seite. Neben ihr stand Lula, die sich sofort in Position warf, als sie bemerkte, dass Marc neben mir stand. Hier hatte jemand eindeutig zu viel Top-Model geguckt! Ich folgte den beiden, die mich links und rechts unterhakten und wissen wollten, wie es mir nach dem Schock am Sonntag ging. »Leute, ich bin nicht krank«, schimpfte ich spielerisch, freute mich aber über die Geste und ließ mich gern von den beiden in den Klassenraum eskortieren.
    Von den ersten Unterrichtsstunden bekam ich nicht besonders viel mit, denn ich war in Gedanken bei Theodora und dem finanziellen Schlamassel, in dem sie steckte. Und ich dachte an Leo, den ich so sehr vermisste und mit dem ich in den letzten Tagen nur per SMS Kontakt gehabt hatte.
    »Also, was gibt’s?«, fragte Marc, als wir uns in der Pause am Schwarzen Brett trafen. Ich registrierte irritiert, wie einige Mädchen mir böse Blicke zuwarfen. Nervös trat ich von einem Bein aufs andere. »Ich habe lange über deinen Vorschlag nachgedacht und würde dein Angebot gern annehmen«, erklärte ich und hörte, wie meine Worte sich zogen wie Kaugummi. »Es wäre wirklich toll, wenn du den Bereich Film an jemand anderen abgeben würdest…« Ufff, jetzt kam der schwierigste Teil… »Und es wäre ebenfalls super, wenn du dich um meinen Blog kümmern würdest, solange ich meiner Großmutter helfe.« Mist, gleich würde ich anfangen zu heulen! Wenn es wirklich Marcs Absicht gewesen war, mich zu manipulieren, dann konnte er es auf jeden Fall geschickt überspielen. Denn anstatt sich zu freuen, guckte er mindestens ebenso betrübt drein, wie ich mich gerade fühlte. Eine Weile sagte er gar nichts, dann räusperte er sich schließlich. »Was hältst du davon, wenn wir zwischenzeitlich Tom auf deinen Platz setzen. Film und Musik-News, das passt doch, oder? Und was deinen Blog betrifft, so gib mir einfach Bescheid, ab wann und in welcher Form ich dich genau vertreten soll. Ich finde aber, dass wir das nicht zwischen Tür und Angel besprechen sollten, sondern ganz in Ruhe. Vielleicht sogar bei dir daheim.«
    Ich schluckte. Nun wurde es tatsächlich konkret. Aber es nützte ja nichts, ich wollte das endlich regeln – und zwar so schnell wie möglich! »Hast du zufällig heute Abend Zeit?«, fragte ich, obwohl ich eigentlich gehofft hatte, Leo zu sehen, und wenn es nur für eine Stunde war. Marc nickte zustimmend, dann klingelte sein Handy. Er meldete sich und ich hörte eine Stimme, die sehr aufgebracht klang. Marc antwortete: »Mein Gott!« Und dann: »Oh nein, geht das jetzt schon wieder los?« Schließlich sagte er: »Versuch, dich ein bisschen zu beruhigen, wenn’s geht. Ich komme vorbei, so schnell ich kann. Bitte ruf inzwischen bei der Hausverwaltung an, damit die sich den Schaden ansehen. Es tut mir leid, aber ich muss jetzt auflegen, der Unterricht geht weiter.«
    »Ist irgendwas passiert?«, fragte ich, nachdem Marc sein Handy zurück in seine Jackentasche gesteckt hatte und aussah, als sei er einem Gespenst begegnet. Ich fragte nochmals: »Marc?!?«, und holte ihn damit wieder zurück in die Realität. »Es tut mir leid, Pippa, aber ich kann heute Abend doch nicht. Meine Großtante hat wieder einen Wasserschaden, diesmal in der Küche, und ist nun fix und fertig mit den Nerven. Das verstehst du doch, oder?« Natürlich dachte ich sofort an Theodora. Es schien fast, als hätten beide Damen momentan keine besonders gute Zeit. »Klar verstehe ich das. Meine Großmutter hat auch gerade eine totale Pechsträhne. Erst gingen bei ihr diverse Elektrogeräte kaputt, dann die Heizungsanlage und nun hat der Orkan am Sonntag ihr auch noch fast das halbe Dach abgedeckt. Als ob sie durch den Herzinfarkt nicht schon genug leiden müsste.«
    Marc kniff die Augen zusammen: »Wo wohnt sie denn? Etwa auch in der Nähe des Schanzenviertels?«
    »Nein, sie wohnt am Stadtrand, genauer gesagt in Ohlstedt. Wieso fragst du?«
    Gerade klingelte es zum Pausenende, aber ich kümmerte mich nicht darum. Irgendetwas in Marcs Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass es

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