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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Berühmte Künstler wie Oscar Wilde, Vincent van Gogh und Edgar Allan Poe haben ihn leidenschaftlich gern getrunken und gerade im Fall des Malers hatte die Geschichte äußerst böse geendet. (Ich sage nur: abgeschnittenes Ohr!!!)
    »Das mit dem Absinth ist jetzt nicht wahr, oder?«, fragte ich ängstlich, denn ich hatte mittlerweile schon ein ganzes Glas intus. »Nun stell dich mal nicht so an, Süße«, giggelte ein seltsames Männchen zwei Stühle weiter, das genau so aussah, wie ich mir immer einen Waldschrat vorgestellt hatte. Es war klein und runzelig, konnte kaum über den Tischrand gucken und trug einen langen, dünnen Weißbart. »Genieß einfach das Leben und mach dir keinen Kopf. Heute Nacht ist heute Nacht und morgen ist morgen!« Grundsätzlich war das richtig! Aber ich musste morgen in Form sein, weil Theodoras Dachboden darauf wartete, endlich aufgeräumt zu werden. »Nun lasst doch mal die arme Kleine in Ruhe«, mischte sich ein gut aussehender Typ ein (keine Ahnung, zu welcher Kategorie Elementarwesen der nun wieder zählte) und schenkte mir einen Wahnsinns-Blick aus schräg geschnittenen silbergrauen Augen. Was die Ohren betraf, so konnte er problemlos Holla Konkurrenz machen, denn sie standen mindestens genauso ab wie bei ihr. Betont wurden sie durch einen Kopfschmuck aus Federn, der an einem goldenen Stirnband befestigt war. Bekleidet war er mit einer Art Cape, das aussah, als bestünde es aus Schmetterlingsflügeln. Neben seinem Stuhl lehnte ein Köcher mit Pfeil und Bogen. (War das Robin Hood im Elbenkostüm?!?) »Keine Sorge, Pippa, das ist kein Absinth«, erlöste Holla mich endlich aus meiner Angstfantasie. Das ist ein einfacher Kräutersaft, kein Grund, in Panik zu verfallen.« Robin Hood lächelte, der Waldschrat rülpste. »Hey, benimm dich, es sitzt eine Dame mit am Tisch«, rügte der Gutaussehende den Schrat. Offenbar hatte er hier am Tisch das Sagen. »Nun mach dich mal locker, Waldelf, das ist ja nicht auszuhalten, wie spießig du bist. Du warst doch früher nicht so«, schimpfte das Zwerglein und fuhr sich mit knöchrigen Fingern durch die verfusselten, dünnen Barthaare. Irgendwie erinnerte er mich an den bösen Zwerg aus Grimms Märchen Schneeweißchen und Rosenrot . Robin Hood nahm das Gezeter gelassen und wandte sich ungerührt seiner Nachbarin, einer Elfe, zu, die auf zehn übereinandergestapelten Kissen saß, um überhaupt an den Tisch heranzukommen. »Hast du zufällig Lust, nach dem Essen einen kleinen Blick auf das zu werfen, was der Aquamarin-Stein dir offenbaren möchte?«, ertönte wieder die Stimme von Sybilla-Veleda neben mir. »Sehr gern«, antwortete ich, obwohl ich ein ziemlich mulmiges Gefühl hatte.

37.
    Samstagnacht, 1. Mai
    Melusine, Holla, Rosa und ich sahen gebannt zu, wie die Steinfee den Aquamarin mit einem seidenen Tuch polierte und anschließend vorsichtig auf ihren zarten Handteller legte.
    Sybilla schloss die Augen und murmelte unverständliche Worte, während von weit her Gesang, Gelächter und Musik herüberschallten.
    Für unsere kleine Séance waren wir ganz bewusst zum Baumhaus gegangen, wo Holla netterweise eine Decke aus ineinandergeflochtenen Gänseblümchen auf dem Waldboden ausgebreitet hatte. »Die habe ich zusammen mit Rosa geknüpft«, erklärte sie stolz, während die Steinfee immer noch stumme Zwiesprache mit dem Aquamarin hielt. Ich wagte es kaum, mich hinzusetzen. »Nun mach schon«, ermunterte Holla mich und setzte sich als Erste. Melusine und Rosa folgten, streckten seufzend ihre Feenbeine aus und strichen ihre Flügel glatt.
    »Jetzt bin ich aber mal gespannt«, sagte Rosa und blickte in den Sternenhimmel. Und ich erst, dachte ich und schaute einem Glühwürmchen hinterher, das zwischen den dunklen Bäumen verschwand. »Bist du bereit?«, fragte Sybilla mit todernster Miene und setzte sich zu uns. Ich nickte tapfer, obwohl mir in Wahrheit das Herz bis zum Hals schlug.
    Was, wenn Leo und ich nun doch keine gemeinsame Zukunft hatten?
    Was, wenn er sich bald in eine andere verlieben würde?
    Was, wenn ihm oder mir etwas Schlimmes zustieß, das verhinderte, dass wir auf immer und ewig zusammenblieben?
    Nicht alle Liebesgeschichten hatten ein Happy End!
    »Was mir der Stein gezeigt hat, sah leider gar nicht gut aus…«, begann Sybilla und Holla zog fragend die Augenbraue hoch. »Ich konnte eine massive Bedrohung unseres Paradieses erkennen, ausgehend von einem Mann, der dein Herz erobert hat, Pippa…«, fuhr sie fort. Melusine und Rosa

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