Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
Vom Netzwerk:
drehten sich erschrocken zu mir.
    »Was denn für eine Bedrohung?«, fragte Holla und ich war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Warum war ich nicht einfach auf eine normale Tanz-in-den-Mai-Party gegangen wie alle anderen auch?
    Stattdessen saß ich hier zwischen lauter seltsamen Gestalten und musste mir von einer nahenden Apokalypse den Abend verderben lassen. »Dunkle Machenschaften drohen unser Zuhause zu zerstören und werden uns zwingen, uns einen anderen Ort zum Leben zu suchen«, sagte die Steinfee mit Grabesstimme und ich bekam Gänsehaut. »Aber was hat denn das alles mit mir zu tun?«, fragte ich, mittlerweile ziemlich verzweifelt.
    Eigentlich wollte ich nur noch weg hier, und zwar sofort!
    »Ich sehe Finsternis, Zerstörung und endlose Leere. Da wo heute Bäume stehen, Waldblumen wachsen und Vögel ihre Nester bauen, wird schon bald nichts mehr sein als kalter Stein und Beton.«
    »Also, das klingt ja wirklich alles sehr düster, liebe Sybilla«, ergriff nun Holla das Wort und nahm ihrer Freundin den Aquamarin aus der Hand. »Aber sagt das Orakel auch irgendetwas darüber, wer die Ursache für all das Übel ist und wie wir es verhindern können?« Die Steinfee legte ihre Stirn in Falten: »Ich sehe einen Mann, der in enger Verbindung zu Pippa steht. Er hat sie verzaubert und manipuliert ihren Geist, ihr Herz und ihre Seele. Doch bedauerlicherweise kehrt er mir den Rücken zu, sein Gesicht liegt im Verborgenen…«
    Ich schluckte. Die einzigen Männer, zu denen ich halbwegs engen Kontakt hatte, waren mein Vater, sein Bruder Jean, Leo und… Marc.«
    »Das Orakel sagt, dass dieser Mann klug ist und sehr genau weiß, was er tut. Er präsentiert sich als Wolf im Schafspelz und hat sich längst dein Vertrauen erschlichen. Er gibt vor, dir helfen zu wollen. Doch in Wahrheit ist er ein Abgesandter der Hölle!«
    »Also nun wollen wir aber mal die Kirche im Dorf lassen«, protestierte Holla und sprang auf. »Ein Abgesandter der Hölle. Das klingt ja wie die Prophezeiung aus einem drittklassigen Fantasyfilm. Musst du denn immer so übertreiben?«
    Melusine sah aus, als hätte ihr jemand einen Eimer Wasser über den Kopf gegossen, und Rosa sagte gar nichts mehr. In mir aber tobte ein Orkan und meine Gedanken überschlugen sich: Welcher dieser vier Männer sollte mir gefährlich werden können? Und von welchem Zuhause war die Rede? »Aber was soll ich denn jetzt tun, Sybilla?«, fragte ich kleinlaut und wünschte, ich wäre niemals auf die dumme Idee gekommen, Hollas Einladung anzunehmen. Oder noch besser: Ich hätte mich erst gar nicht auf den Kontakt mit ihr eingelassen! Sybilla-Veleda zog ihre winzige Feennase kraus und schien zu überlegen.
    Nach einer Weile, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam, begann sie endlich zu sprechen. »Der Stein sagt, dass es dir gelingen kann, das Unheil von uns allen abzuwenden, wenn du von nun an auf der Hut bist, deiner inneren Stimme folgst und auf den Ruf deines Herzens hörst. Er wird dir den richtigen Weg weisen.«
    »Der Ruf deines Herzens, wenn ich das schon höre. Auf so was sind schon sehr viele Frauen reingefallen«, grummelte Holla. »Du weißt doch ganz genau, wie blind diese Mädels dann sind. Ein Wort von dem Mann ihrer Träume und sie lassen ihren Verstand am nächsten Garderobenhaken hängen.«
    »Was meinst du denn jetzt eigentlich konkret mit Paradies?«, fragte Rosa. »Geht es um den Wald oder um das Grundstück von Pippas Großmutter? Oder ist das Ganze eher metaphorisch gemeint und es geht im Grunde um die ganze Welt.«
    »Was mich auch nicht wundern würde, so wie es momentan auf diesem Planeten aussieht«, murmelte Melusine betrübt. »Theodoras Gartenteich ist ein echtes Idyll, deshalb lebe ich dort ja auch so gern. Aber schaut euch nur mal an, was die Menschen mit den Weltmeeren machen. Es ist zum Davonfliegen!«
    »Mit den Pflanzen gehen sie auch nicht viel besser um«, stimmte Rosa ihr zu und verzog ihren hübschen Mund.
    »Könnt ihr jetzt bitte mal mit eurem die Welt-ist-ja-so- schlecht- Gequake aufhören und euch stattdessen auf das konzentrieren, worum es hier geht«, ergriff Holla das Regiment. »Offenbar scheint unsere liebe Pippa in Gefahr zu sein, mit Haut und Haaren von einem Wolf im Schafspelz gefressen zu werden. Und das wollen wir doch alle nicht, oder? Ich für meinen Teil werde sie ab jetzt keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Und ihr drei könntet ruhig auch ein bisschen mehr Engagement zeigen, anstatt hier herumzujammern, dass morgen

Weitere Kostenlose Bücher