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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Trollkirschen – all das würde es in Zukunft wohl nicht mehr geben, wenn nicht bald ein Wunder geschah!
    »Träumst du, Pippa? Ist alles okay mit dir?«
    Ich schrak zusammen. »Wir müssen das heute Abend auch nicht machen, wenn du nicht willst«, sagte Marc und sah mich fragend an. »Tut mir leid, ich bin wirklich nicht ganz bei der Sache«, murmelte ich zerknirscht und spielte mit der Maus meines Computers. »Lass uns einfach weitermachen, sonst kriegen wir das mit dem Blog nie hin.«
    »Aber ich sehe doch, dass du nicht bei der Sache bist. Ist irgendwas mit deiner Großmutter? Geht es ihr wieder schlechter?« Ich schüttelte den Kopf. »Gesundheitlich ist zum Glück alles wieder okay mit ihr. Sie ist seit einer Woche in einer Reha-Klinik an der Nordsee und erholt sich bestens. Aber leider ist in der Zwischenzeit etwas Schlimmes passiert…«
    Marc betrachtete mich aufmerksam aus warmen braunen Augen. »Du erinnerst dich bestimmt noch an den Orkan vor knapp zwei Wochen, oder?« Marc nickte. »Der hat das halbe Dach von Theodoras Haus abgedeckt, und wie sich nun herausgestellt hat, ist meine Großmutter dummerweise nicht versichert. Außerdem hat sich bei der Begutachtung des Schadens herausgestellt, dass ihr Haus insgesamt in keinem guten Zustand ist und dringend saniert werden müsste. «
    »Das klingt aber gar nicht gut«, entgegnete Marc. »Und wie geht es nun weiter?«
    »Momentan sieht es so aus, als sei sie gezwungen, einen Teil des Waldgrundstücks zu verkaufen, das an ihren Garten grenzt. Meine Mutter hat nicht genug Geld, um ihr zu helfen, also geht es wohl nicht anders.«
    »Und das bedeutet für dich, dass du einen Teil von deinem Kindheitsparadies aufgeben musst«, ergänzte Marc. Da war er wieder, der dicke, fette Kloß in meinem Hals. Oh nein, ich würde jetzt nicht anfangen zu weinen. Und schon gar nicht vor Marc Jensen!
    »Ach Pippa, das tut mir wirklich leid. Gibt es denn gar keine andere Lösung? Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Keine Ahnung warum, aber Marcs Frage brachte mich endgültig aus der Fassung. »Nein, aber lieb, dass du fragst«, schnüffelte ich und schon war der Sturzbach nicht mehr aufzuhalten. Tränen schossen mir aus den Augen und liefen meine Wangen hinunter. Marc sah mich bestürzt an und kramte in seiner Hosentasche. Schließlich hielt er mir ein Stofftaschentuch unter die Nase, das ich dankbar annahm. »Keine Sorge, es ist sauber«, lächelte Marc und mir war es entsetzlich peinlich, mich in seiner Gegenwart so dermaßen aufzulösen. Ich schluchzte ein paarmal hintereinander: »Das ist mir so peinlich«, was aber auch nichts half, denn ich heulte weiter.
    Marc streckte seine Hand aus und sah einen kurzen Moment lang so aus, als wolle er mir über den Kopf streichen. Doch anstatt es zu tun, zog er die Hand wieder zurück und schenkte stattdessen Tee nach. »Meine Großtante Viola sagt immer, alles ist leichter zu ertragen, wenn man dabei eine Tasse Tee trinken kann.«
    »Und ein paar Kekse dazu isst«, ergänzte ich und steckte mir einen Schokokeks in den Mund. Der Themenwechsel zu Marcs Großtante zeigte Wirkung. Allmählich begann ich, mich zu beruhigen. »Apropos Viola, wie geht es ihr denn?«, fragte ich und putzte mir die Nase. Unglaublich, dass heutzutage noch jemand Stofftaschentücher besaß!
    »Tja, wie du weißt, hatte sie beziehungsweise hat sie immer noch eine ähnliche Pechsträhne wie deine Großmutter«, antwortete Marc. »Und mittlerweile ist ziemlich klar, dass es sich in ihrem Fall dabei um Entmietungsterror handelt.«
    »Entmietungsterror? Was ist das denn?«, fragte ich irritiert.
    »Das ist eine gezielt angesetzte Aktion, um Mieter aus ihren Häusern zu vertreiben, damit man die Wohnungen danach entweder teurer vermieten oder verkaufen kann.« Ich schluckte.
    Von so etwas hatte ich bis jetzt noch nie gehört. Ich bin da so einer Sache auf der Spur! – Nun bekamen Marcs Worte von neulich eine ganz neue Bedeutung. »Aber wer macht denn so was?«, fragte ich, immer noch skeptisch. »Und vor allem: wie?«
    »Na ja, es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, Mieter zu tyrannisieren. Du kannst sie so lange mit Lärm belästigen, bis sie die Nerven verlieren, Wasserschäden provozieren, Post aus den Briefkästen stehlen, die Reifen von Fahrrädern oder Autos zerstechen, einbrechen und randalieren, Dinge in der Wohnung zerstören…« Ich schnappte nach Luft. Das war ja richtig kriminell! Plötzlich fiel mir die Geschichte wieder ein, über die neulich im

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