Küss mich, Cowgirl!
ausladenden Geste zog er die Hand zurück und präsentierte der Menge einen Silberdollar zwischen seinen Fingern. “Na, wie ist das? Anscheinend habe ich genau die richtige Assistentin ausgewählt, oder?”
“Ja!” Die Menge applaudierte wieder begeistert. Toni rieb sich mit finsterer Miene die Stelle hinter ihrem Ohr, wo er angeblich den Silberdollar gefunden hatte. “Wie hast du das gemacht?”
“Da ist nichts dabei”, erwiderte er bescheiden. “Es war ganz einfach. So …” Er wiederholte den Trick mit ihrem anderen Ohr.
Diesmal musste sie unwillkürlich darüber lächeln, wie geschickt er sie in den Trick mit einbezog. Sie saß ohnehin in der Falle, da konnte sie auch ebenso gut mitspielen.
Nachdem das Publikum sich beruhigt hatte, wandte Simon sich wieder an Toni. “Und jetzt werde ich deine Gedanken lesen”, verkündete er.
Die Menge johlte.
“Der Himmel bewahre.” Fast wäre sie trotz der Unmöglichkeit seines Vorhabens in Panik geraten.
Er zwinkerte ihr zu. “Keine Sorge, diese Show ist jugendfrei.” Dann griff er in seine Hosentasche und holte eine Handvoll Kleingeld hervor. “Mich interessieren nur die Pennys, daher nehme ich das Silbergeld fort.” Er steckte die erwähnten Münzen wieder in die Tasche, schloss die Hand um die Pennys und sagte zu Toni: “Ich wette, dass ich ebenso viele Pennys habe wie du, plus drei weitere und noch genug, damit es exakt fünfzehn Pennys sind.”
“Wie bitte?”, meinte Toni.
Er wiederholte seine Ankündigung.
Sie schüttelte den Kopf. “Na schön, ich wette, dass das nicht stimmt.”
Er hob die Brauen. “Soll das etwa heißen, dass du keine Pennys hast?”
“Ich habe welche, aber ich weiß nicht, wie viele. Woher solltest du es dann wissen?”
“Zauberei, meine hübsche Assistentin, pure Zauberei. Würdest du jetzt freundlicherweise die Pennys in deiner Tasche zählen?”
“Also gut, aber du wirst ziemlich dumm dastehen.” Sie griff in die Hosentasche und zog mehrere Münzen heraus: einen Vierteldollar, zwei Fünfcentstücke und sieben Pennys. Sie nahm das Silbergeld und hielt ihm die Pennys hin. “Sieben!”
Er blickte in ihre Handfläche und machte ein besorgtes Gesicht. “Sieben.” Er schüttelte den Kopf. “Du machst es mir nicht leicht.”
“Ich habe dich ja gewarnt.” Fast tat es ihr leid, dass sie ihm den Zaubertrick verdorben hatte. “Wenn du die ganze Sache lieber vergessen möchtest …”
“Nein! Nein!”, rief die Menge. “Wir wollen es sehen!”
“Meinetwegen. Aber es wird schwierig.” Er öffnete seine Faust und betrachtete die Pennys darin.
“Du hast gesagt, du hättest so viele Pennys wie ich”, kam Toni ihm zu Hilfe. “Das wären sieben.” Sie hielt ihm die Hand hin.
Er zählte sieben Pennys ab und legte sie in ihre Handfläche.
“Und noch drei mehr, sagtest du.”
Er legte drei weitere hinein.
“Das war leicht”, bemerkte sie. “Aber hast du auch noch genug übrig, damit es genau fünfzehn werden?”
Er zählte einen Penny nach dem anderen in ihre Hand. Die Zuschauer zählten laut mit: “Elf, zwölf, dreizehn, vierzehn, fünfzehn!”
Simon öffnete seine leere Hand. “Bin ich gut?”
Toni fand ihn wundervoll und stimmte in das Lachen und den Applaus ein.
“Führ uns den Trick mit der unsichtbaren Tasche vor!”, forderte Marilee ihn auf.
“Zeig uns den Trick mit den zweiunddreißig Cents!”, rief Lora.
Er erfüllte ihre Wünsche, während Toni ihm assistierte, ohne hinter die Zaubertricks zu kommen. Sie wusste nur, dass er noch viele auf Lager hatte.
Schließlich verließen Toni und Simon die Bühne unter begeistertem Applaus. Bevor sie zu ihren Plätzen gelangen konnten, rief Dobe: “Nicht so eilig, Toni. Es wird Zeit, dass du den Leuten hier mal dein echtes Talent vorführst.”
Toni blieb erschrocken stehen. Simon blieb ebenfalls stehen. Was immer Dobe mit ihrem “echten” Talent meinte, es schien sie nicht besonders glücklich zu machen.
Marilee formte die Hände zum Trichter und rief: “Los! Wir wollen Toni sehen!”
“Ich habe kein besonderes Talent”, erwiderte sie jammernd. “Dobe bringt euch auf völlig falsche Ideen.”
“Nein, tue ich nicht”, widersprach der Cowboy. “Zeig uns, was du bei der letzten Talentshow vorgeführt hast.”
“Du meinst, ich soll hinfallen?”
Simon, der den Wortwechsel neugierig verfolgt hatte, meinte: “Das muss ich unbedingt sehen.”
“Einverstanden.” Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht. “Dafür musst du diesmal
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