Kuess mich doch - Roman
tigern, wobei sie sie mehrfach mit strafenden Blicken bedachte. Schließlich hielt sie inne. »Sylvia, du hast Computerunterricht genommen, nicht wahr? «
Sylvia nickte. »Ja, und ich bin echt ziemlich fit!«
»Und, Grandma, irgendetwas sagt mir, dass du dich mit deinem neuen Computer besser auskennst, als du mich hast glauben lassen, richtig?«
Charlotte senkte den Blick. »Schon möglich.«
»Sie war mit mir zusammen im Computerkurs, aber sie findet es so schön, Zeit mit dir zu verbringen, und außerdem wollte sie dich nicht kränken, deshalb hat sie dir verschwiegen, dass sie deine Hilfe gar nicht braucht«, meinte Sylvia.
»Ich verbringe auch gern Zeit mit dir«, sagte Lexie zu ihrer Großmutter, und ihre Stimme wurde sanfter. »Aber wir können doch auch etwas anderes miteinander unternehmen, anstatt so zu tun, als würdest du meine Erklärungen nicht verstehen. «
Charlotte nickte und betrachtete ihre Enkelin mit einem zärtlichen Blick.
»Okay, wir machen es folgendermaßen. Da ihr zwei ja so computerfirm seid, werdet ihr ein paar Recherchen anstellen. Ihr werdet herausfinden, welche Mitglieder der Familie Lancaster noch am Leben sind, und denen werdet ihr dann den Schmuck zurückgeben. Und dann könnt ihr bloß hoffen und beten, dass sie nicht auf die Idee kommen, gegen eine beinahe Achtzigjährige und deren Komplizen Anzeige zu erstatten. Ich gehe davon aus, dass ihr eure Lektion gelernt habt?« Lexie schaute abwechselnd zu Charlotte und Sylvia.
Die beiden murrten und ließen keine Anzeichen dafür erkennen, dass sie tun würden, was Lexie ihnen gerade aufgetragen hatte.
Stattdessen rief Charlotte: »Ich werde auf keinen Fall ins Gefängnis gehen! «, und griff sich an die Brust.
Doch diesmal fiel Coop nicht mehr darauf herein. »Beruhigen Sie sich«, sagte er bloß.
»Und wage es ja nicht, irgendwelche Krankheiten vorzutäuschen! «, fuhr Lexie ihre Großmutter an.
Coop erhob sich und legte ihr beschwichtigend den Arm um die Schulter. Er fand es höchst bewundernswert, dass Lexie ihr Temperament und ihre Emotionen die ganze Zeit über im Zaum gehalten hatte, obwohl diese Situation für sie sehr schwer erträglich sein musste. Aber jetzt würde er dafür sorgen, dass ihr gleich etwas leichter ums Herz wurde. »Keine Sorge, ich habe mich erkundigt, und es gibt gute Neuigkeiten. Erstens ist die Tat verjährt, die drei können also nicht mehr belangt werden. «
Alle seufzten erleichtert auf.
» Danke , Coop.«
Lexie schenkte ihm ein breites, erleichtertes Lächeln, bei dem ihm ganz warm ums Herz wurde. Herrje, seine Gefühle für sie würden ihn noch umbringen. »Gern geschehen. Und zweitens … Es gibt keine Lancasters mehr. Jedenfalls keine direkten Nachkommen.«
»Dann können wir den Schmuck also behalten?«, fragten Charlotte und Sylvia wie aus einem Mund.
Ricky schwieg. Coop wusste, dass Rickys einziges Interesse darin bestand, die Vergangenheit ruhen zu lassen. »Nein, das dürft ihr nicht!«, sagte Lexie. »Der Schmuck gehört euch nicht«, sagte sie sichtlich verärgert.
Wieder hatte Coop seine Hausaufgaben gemacht. »Die Familie hat eine Stiftung zu Ehren von Harold Lancaster ins Leben gerufen. Das Geld daraus fließt in innerstädtische Kinderförderungsprogramme, die unter anderem Kinder von der Straße holen. Es gibt auch Stipendien für diejenigen, die eine höhere Ausbildung machen wollen. Wenn ihr den Schmuck also verkauft, könntet ihr die Erträge für einen guten Zweck spenden. Zumindest würde das Geld auf diese Weise so verwendet, wie es die Besitzer ursprünglich vorgesehen hatten. «
»Aber wie sollen wir den Schmuck öffentlich verkaufen, ohne dass bekannt wird, wie er überhaupt in unsere Hände gelangt ist? «, meldete sich Ricky zu Wort, denn nun standen auch seine Interessen auf dem Spiel.
Coop hatte eine Idee. »Lexie, kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?«
Lexie warf dem Trio auf der Couch einen warnenden Blick zu. »Kommt bloß nicht auf dumme Gedanken! «, sagte sie und folgte Coop in die Küche. »Was gibt’s?«
Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Geht es dir gut?« Er konnte nicht anders, als sich um sie zu sorgen, obwohl er wusste, dass sie sein Herz früher oder später wahrscheinlich mit Füßen treten würde.
Sie nickte. »Solange ich daran denke, regelmäßig ein- und auszuatmen, werde ich nicht anfangen zu hyperventilieren«, scherzte sie.
Aber es war ihr deutlich anzusehen, wie erschöpft und enttäuscht sie war. »Bald ist
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