Kuess mich doch - Roman
über ihn geärgert, weil er ihr streng vertraulich erzählt hatte, er habe den Schmuck zurückgegeben. Er hatte ihr nicht gestattet, darüber in ihrer Rubrik zu berichten. Coop konnte verstehen, dass sie sauer war. Die Tatsache, dass er Schmuckstücke einer wertvollen Kollektion retourniert hatte, die jahrelang verschollen gewesen waren, wäre für sie eine große Story gewesen. Genau wie für ihn als Reporter für Verbrechensberichterstattung. Doch er hatte sich dafür entschieden, Lexie und ihre Großmutter zu schützen. Er hätte sich selbst nie wieder im Spiegel ansehen können, hätte er alles in der Öffentlichkeit
breitgetreten und damit Lexies geliebte Großmutter verraten.
Stattdessen klopfte er die Geschichte zu Hause Nacht für Nacht in seinen Computer – nicht in Form eines Tatsachenberichts, sondern als Fiktion, mit geänderten Namen, zum Schutze aller Beteiligten. Und es wurde verdammt gut. Seine bislang beste Arbeit.
»Hey, aufwachen!« Amanda schnippte mit den Fingern. »Wohin tauchst du in letzter Zeit nur immer wieder ab? Wie auch immer, die Leute von der Lancaster-Stiftung möchten den Schmuck, den du an sie übergeben hast, im Rahmen einer Auktion verkaufen. Sie betrachten die Auktion als gute Gelegenheit, an Geld zu kommen und die Öffentlichkeit auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Und wir übernehmen die Exklusivberichterstattung!«, sagte sie strahlend.
»Das ist ja großartig. Siehst du? Jetzt hast du deine Story, noch dazu aus einem viel positiveren Blickwinkel. Dann kannst du mir sicher auch verzeihen, dass ich dir verboten habe, gleich darüber zu berichten. «
»Das schon, aber da gibt es noch etwas … «
»Was denn noch?«, fragte er misstrauisch.
»Die Stiftung hat mir eine Bedingung für die Exklusivberichterstattung gestellt. « Sie schaute ihn an.
Die feste Entschlossenheit, die er bei ihr wahrnahm, raubte ihm den letzten Nerv. »Und was hat das mit mir zu tun?«
»Du sollst den Abend in deiner Eigenschaft als beliebtester Junggeselle der Stadt moderieren. «
»Auf keinen Fall.«
Sie faltete die Hände. »Ach, komm schon. Bitte! Ich brauche dich dafür. Du kannst auch mitbringen, wen immer du willst«, versuchte sie ihn zu überreden.
»Ich wüsste nicht, wen ich mitbringen sollte. «
Amanda hob eine Augenbraue. »Dann stimmt es also, was im Bachelor Blog steht? Zwischen dir und Lexie ist es aus?«
Er biss die Zähne zusammen. Er hatte sich nach Kräften bemüht, den scheinbar omnipräsenten Blog-Autor zu ignorieren, der anscheinend stets genau wusste, was er und Lexie taten. Aber wenn ihn jemand direkt damit konfrontierte, musste er reagieren.
Genauso, wie er den Tatsachen ins Auge sehen musste. »Es ist nicht aus. «
»Dann lade sie doch zur Auktion ein, und meinetwegen auch noch ihre Großmutter! Aber bitte spiel mit!«
»Was weißt du über Lexies Großmutter?«
Amanda schaute weg. »Nichts. Ich habe nur gehört, wie der Herausgeber über das Foto von dem Kuss gesprochen hat und woher der Blogger es hatte. Also, tust du mir den Gefallen?« Sie faltete beschwörend die Hände.
Coop atmete entnervt aus. »Also gut, in Ordnung. Ich werde dort sein. «
»Und Lexie?«
Er schüttelte den Kopf. Amanda war wirklich unerbittlich.
»Das müssen wir schon ihr überlassen, ob sie kommen will oder nicht. «
Er konnte sie lediglich darum bitten.
Kapitel 16
Lexie hasste Banken. Sie war sich ziemlich sicher, dass das auf ihre Kindheit zurückzuführen war. Damals hatte ihr Vater ihre Schwester und sie immer wieder einmal zur Arbeit mitgenommen, damit sie den Tag mit ihm verbringen konnten. Margaret war stets bemüht gewesen, Lexie bei jeder der ihr erteilten kleinen Aufgaben zu übertrumpfen. Lexie dagegen hatte nicht einmal den Versuch unternommen, besser zu sein. Sie hatte sich danach gesehnt, irgendwo draußen zu spielen, wo sie den Wind auf den Wangen spüren und frische Luft atmen konnte. Und doch stand sie jetzt aus freiem Willen vor der New Yorker Bank ihres Vaters.
Sie konnte sich nur nicht dazu durchringen, hineinzugehen.
Seit dem Geständnis ihrer Großmutter fühlte sich Lexie wie betäubt und versuchte, ihren Platz in der Welt wiederzufinden. Sie war mehrmals auf der Aussichtsplattform des Empire State Building gewesen und hatte dort nach Antworten gesucht. In vielerlei Hinsicht ergab ihre Verwirrung überhaupt keinen Sinn. Was immer Charlotte als junges Mädchen getan hatte, es hatte doch im Grunde keinerlei Auswirkungen
auf Lexies Leben als
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