Kuess mich doch - Roman
es wird kaum zu vermeiden sein, dass die Angelegenheit an die Öffentlichkeit dringt, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Du sagst es. Wenn deine Zeitung nicht darüber schreibt, dann tut es eben eine andere. Im Moment stehst du einfach im Rampenlicht der Aufmerksamkeit, und solange es keine anderen Großereignisse gibt, von denen es zu berichten lohnt, wird der Bachelor Blog die Schlagzeilen dominieren.« Sie klopfte ihm auf die Schulter, doch ihr Mitgefühl half ihm auch nicht weiter.
»Was ist denn mit dem Raubüberfall, den du verhindert hast?«, fragte Sara.
»Du weißt doch so gut wie ich, dass der Fall quasi abgeschlossen ist. Es wurde keine Kaution für den Täter hinterlegt, sprich, der Täter sitzt noch hinter Gittern.«
Sara sah zu ihrem Partner, der ihr bereits ungeduldig signalisierte, dass er gehen wollte. »Ich schaue morgen nach Dienstschluss noch einmal bei dir vorbei. Ruf an, falls dir noch etwas einfallen sollte.«
Er nickte. »Danke, Sara.«
Nachdem die Polizisten gegangen waren, rückte Coop Tisch und Sofa zurecht. Der Rest war ihm im Moment egal. Er setzte sich, legte die Beine hoch und nahm einen großen Schluck von seiner Cola. Als er sich zurücklehnte, piekste ihn etwas Spitzes in den Oberschenkel.
Der Ring.
Wie hatte er den bloß vergessen können?
Coop holte ihn aus der Tasche und betrachtete ihn nachdenklich, und allmählich fügte sich das Puzzle Stück für Stück zusammen. Wie er seit kurzem wusste, war der Ring alles andere als wertlos, und er wurde nicht nur ständig in den Lokalnachrichten gezeigt, sondern auch in diesem Bachelor Blog immer wieder erwähnt. Sowohl Lexie als auch Ricky hatten Interesse an dem Ring bekundet. Lexie konnte jedoch nicht hinter dem Einbruch stecken, sie war den ganzen Abend mit ihm zusammen gewesen. Lexie hatte also ein wasserdichtes Alibi. Er hatte ihr den Ring gezeigt, und sie hatte jeden Grund zu der Annahme, dass er ihr das gute Stück verkaufen würde, damit sie es ihrer
Großmutter schenken konnte. Außerdem wirkte sie auf ihn nicht wie eine potenzielle Einbrecherin, und es war höchst unwahrscheinlich, dass sie jemanden engagiert hatte, seine Wohnung zu durchsuchen, wo er ihr doch versprochen hatte, den Ring zu ihrem Treffen mitzubringen.
Und Ricky Burnett? Coop hatte ihm klipp und klar gesagt, dass er den Ring nicht zurückgeben wollte. Aber würde ein Sammler wirklich so weit gehen, nur um einen hässlichen alten Klunker wieder in seinen Besitz zu bringen? Vielleicht beruhte Rickys Interesse ja auf dem Wert des Vintage-Schmuckstücks – oder auf seiner obskuren Vergangenheit?
Oder handelte es sich bei dem Einbruch nur um ein ganz normales Verbrechen, das mit all dem überhaupt nichts zu tun hatte?
Schwer zu sagen. Es war jedenfalls an der Zeit, herauszufinden, ob der Ring echt war. Er würde gleich morgen früh ein paar Leute anrufen, die ihm noch einen Gefallen schuldeten. Es musste doch jemanden geben, der den Ring identifizieren konnte, ohne dabei die Aufmerksamkeit auf die Tatsache zu lenken, dass es sich um Diebesgut handelte. Anschließend würde er das Schmuckstück in einem Schließfach in der Bank deponieren.
Nur für alle Fälle.
Als Lexie am nächsten Morgen erwachte, lachte die Sonne durch ihr Fenster, und draußen in der Küche dudelte ein Song von Schnulzensänger Perry Como
aus den Boxen des CD-Players. Ihre Großmutter liebte Perry Como.
Lexies erster Gedanke galt der zu dem Ring passenden Halskette. Wie konnte sie ihre Großmutter auf die Herkunft des Schmuckstücks ansprechen, ohne ihr Misstrauen zu erregen? Ehe sie sich eine Strategie zurechtlegte, brauchte sie erst einmal einen Kaffee.
Barfuß und nur mit T-Shirt und Slip bekleidet, schlurfte Lexie am Wohnzimmer vorbei in die Küche. Ihre Großmutter saß vor dem Computer, Sylvia stand neben ihr.
»Guten Morgen«, murmelte Lexie.
Die beiden Frauen fuhren herum. »Um Himmels willen, hast du mich erschreckt!«, rief Charlotte.
»Guten Morgen, Darling«, sagte Sylvia. »Hol dir deinen Kaffee, und wenn du richtig wach bist, reden wir weiter.«
Charlotte und Sylvia waren mit Lexies Morgenritual bestens vertraut. Ihre Großmutter hatte bereits eine Kanne Kaffee gemacht. Lexie nahm eine Tasse aus dem Schrank, schenkte sich Kaffee aus der Kanne ein, die ihre Großmutter für sie bereitgestellt hatte, und goss Milch dazu. Nebenan war eine lautstarke Diskussion im Gange. Lexie konnte nicht hören, worum es ging, gab sich aber auch keine allzu große Mühe, es
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