Kuess mich doch - Roman
Sie leben zwar keine vierzig Minuten von hier entfernt, aber der gefühlte Abstand zwischen uns ist weit größer. So, können wir jetzt bitte das Thema wechseln?«, fragte Lexie.
Coop stellte überrascht fest, dass er während der Unterhaltung den Teller leergegessen hatte. »Ihr Putenhackbraten war köstlich, Charlotte. Vielen Dank!«
Charlotte strahlte. »Nichts zu danken. Tja, dann lasst uns mal ans Eingemachte gehen. Wenn ich dir meine Enkelin anvertrauen soll, dann muss ich mehr über dich erfahren. Hast du irgendwelche Leichen im Keller ?«
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, Charlotte ein für alle Mal klarzumachen, dass sie wirklich nicht verlobt
waren. Doch nun, da Coop über ihren Gesundheitszustand Bescheid wusste, wollte er sie nicht aufregen. Was schadete es schon, wenn er sie weiterhin in dem Glauben ließ? Lexie und er kannten den wahren Sachverhalt, und ihre Großmutter hatte es offenbar ohnehin nur darauf angelegt, sie aufzuziehen. Jedenfalls schien sie ihren Worten nicht allzu viel Bedeutung beizumessen.
Coop wollte gerade antworten, nein, er habe keine Leichen im Keller, als ihm einfiel, dass es tatsächlich etwas gab, das Lexie noch nicht wusste. Nun, wenn sie schon dabei waren, konnte er eigentlich auch gleich damit herausrücken.
»Ich bin geschieden.«
Lexie hustete, dann musterte sie ihn sichtlich neugierig.
Charlotte stützte das Kinn in die Hand. »Erzähl.«
»Ja, leg los«, murmelte Lexie.
»Was könnte eine Frau bewegen, dich gehen zu lassen ?«
Charlotte warf ihrer Enkelin einen vielsagenden Blick zu.
»Das Reisen. Es hat ihr alles bedeutet – sie war Flugbegleiterin«, sagte er, ohne Lexie anzuschauen.
Charlotte rückte näher. »Und warum habt ihr euch scheiden lassen?«
Lexie stöhnte auf.
»Sie hat mich wegen eines Kollegen verlassen.« Nach diesem Bekenntnis beschloss Coop, den Spieß umzudrehen. »So, jetzt sind Sie dran, Mrs. Davis.«
»Charlotte, schon vergessen?«
Er lächelte. »Richtig. Erzählen Sie mir von Ihrer Halskette, Charlotte. Sie sieht nämlich so aus, als würde sie zu meinem Ring passen. «
Kapitel 6
Der Mann hat vielleicht Nerven, dachte Lexie. Erst ließ er seine Bombe platzen, und dann erwartete er ernsthaft, dass sie nicht weiter auf sein Geständnis eingingen?
Nun, ihr sollte es recht sein. Schließlich wollte sie genau wie er mehr über die Kette herausfinden. Aber sie würde definitiv noch einmal auf seine Ex-Frau zurückkommen.
Eine Flugbegleiterin, die ihn betrogen hat, dachte sie frustriert. Kein Wunder, dass er nicht viel von Lexies Lebenswandel hielt.
»Also?«, sagte Coop, zu Charlotte gewandt, und Lexie kehrte mit ihrer Aufmerksamkeit wieder zum Thema Halskette zurück.
»Henry und ich waren ungefähr drei Jahre verheiratet, als er mir die Kette geschenkt hat«, sagte Charlotte mit einem wehmütigen Unterton in der Stimme. »Unser Sohn war damals gerade ein Jahr alt. «
»Hat er dir erzählt, woher sie stammte, Grandma ?«
Charlottes Blick fiel auf ein Foto ihres Mannes in Militäruniform, das auf einem Beistelltischchen neben
ihrem Lieblingssessel stand. »Dein Großvater, Gott hab ihn selig, hat das gute Stück anstelle von Bargeld angenommen, als Entlohnung für seine Arbeit. Bevor er zum Koreakrieg einberufen wurde, hat er nämlich als Chauffeur für eine reiche Familie gearbeitet, die gerade schwere Zeiten durchmachte. « Sie ließ zärtlich die Fingerspitzen über die Kette gleiten.
»Wissen Sie zufällig noch den Namen der Familie?«, fragte Coop.
Lexie wäre gar nicht auf die Idee gekommen, diese Frage zu stellen. Tja, es kam wohl nicht von ungefähr, dass er Journalist war.
»Ach, Gottchen, nein, mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das beste. «
Lexie runzelte verwundert die Stirn. Ihre Großmutter war geistig noch überaus rege und konnte sich an fast alles sehr genau erinnern.
Plötzlich fiel Lexie etwas ein. »Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass Sylvia irgendwann erwähnt hat, Großvater hätte für die Lancasters gearbeitet. Weißt du noch, damals, als sie Konkurs anmelden mussten?« Sie warf ihrer Großmutter einen fragenden Blick zu. »Es wurde in den Nachrichten darüber berichtet, weil die Familie viele Immobilien in der Stadt besaß.«
Charlotte schüttelte den Kopf. »Nein, daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern«, meinte sie. »Was ist mit dem Ring, den dir die Ladenbesitzerin geschenkt hat, Sam? Hat sie erwähnt, woher sie ihn hatte?«
Genau diese Frage hatte Lexie ihm auch bereits
Weitere Kostenlose Bücher