Kuess mich doch - Roman
Zimmer«, fügte Charlotte hinzu, die sich soeben zu ihnen gesellt hatte.
Das Foto, das ihm Lexie neulich gezeigt hatte, war der alten Dame alles andere als gerecht geworden. In natura wirkte sie viel fröhlicher, lebendiger und … farbenfroher. Nicht nur ihre rot gefärbten Haare, sondern auch ihr Make-up und ihr buntes Hauskleid, das ein bisschen wie ein Kimono wirkte, trugen zu ihrer außergewöhnlichen Erscheinung bei. Coop hatte das Gefühl, der exzentrischen Auntie Mame aus dem Film Die tolle Tante gegenüberzustehen. Die größte Überraschung war allerdings die Halskette, die sie trug. Sie sah tatsächlich so aus, als würde sie zu seinem Ring gehören.
Coop hatte in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugetan. Er hatte sich unruhig im Bett herumgewälzt und überlegt, wie er den Ring auf seine Echtheit überprüfen lassen konnte, ohne die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass er womöglich gestohlen war. Schließlich war ihm jemand eingefallen, der ihm helfen konnte und ihm ohnehin noch einen Gefallen schuldete.
Es handelte sich um einen angesehenen Gutachter aus Südafrika, den er vor Jahren kennengelernt hatte. Im Zuge seiner Nachforschungen bezüglich eines anderen Falls hatte Coop herausgefunden, dass der Mann in seinem Heimatland als Hehler tätig gewesen
war – eine Information, die im Augenblick nicht relevant war, aber zu einer Art Gentlemen’s Agreement zwischen ihnen geführt hatte. So dass er alles, was ihm auf dem Schwarzmarkt zu Ohren kam, als Erstes an Coop weitergab.
Also hatte er in aller Herrgottsfrühe, lange bevor Lexie aufgetaucht war, den Südafrikaner in seinem Geschäft aufgesucht und den Ring schätzen lassen. Seither wusste Coop zumindest, dass der Ring tatsächlich echt war, was er Lexie allerdings noch nicht erzählt hatte. Er wartete noch auf den richtigen Zeitpunkt.
»Ich bin Charlotte Davis.« Lexies Großmutter ergriff seine Hand und schüttelte sie kräftig. »Und das ist also Sam Cooper, der Held und der begehrteste Junggeselle der Stadt – und seit neuestem auch der Verlobte meiner Enkelin!«
»Grandma, hör auf damit! Ich versuche dir schon den ganzen Tag klarzumachen, dass wir nicht verlobt sind.« Lexie warf Coop einen Blick zu, der wohl »Ich hab’s dir doch gesagt« bedeuten sollte. Dann hielt sie ihrer Großmutter wie zum Beweis die ringlose linke Hand unter die Nase.
»Nun ja, ich würde den Ring auch nicht in aller Öffentlichkeit tragen, wenn ich du wäre. Er ist zu wertvoll. « Charlotte tastete mit einer beredten Geste nach dem Schmuckstück, das sie um ihren zerbrechlichen Hals trug. »Du hast einen guten Geschmack, junger Mann. « Sie zwinkerte Coop zu.
»Sie weigert sich einfach, zur Kenntnis zu nehmen,
dass wir nicht verlobt sind. « Lexie schüttelte enerviert den Kopf. »Coop, sag du es ihr.«
»Wie wär’s denn mit einem Drink, ihr zwei?«, erkundigte sich Charlotte etwas übereifrig.
Sie hatte offenbar beschlossen, Lexies Aussage einfach zu ignorieren. Coop zuckte die Achseln. »Ich hätte sehr gerne etwas zu trinken, Mrs. Davis. «
»Nenn mich doch Charlotte. Du gehörst ja praktisch zur Familie!« Ihre Augen – goldbraun, genau wie Lexies Augen – leuchteten auf. »Das heißt, eigentlich kannst du mich auch …«
»Grandma!«, unterbrach Lexie ihre Großmutter, ehe diese eine noch vertraulichere Anrede vorschlagen konnte.
Die alte Dame nickte. »Also gut, belassen wir es vorerst bei Charlotte. Ich hole den Sekt; wir müssen doch auf euch anstoßen und feiern! «
Als sie den Raum verließ, erhaschte Coop einen Blick auf ihre pelzbesetzten Hausschuhe. Sie waren rot, passend zur Schürze. Zum Hauskleid. Kimono. Wie auch immer man das, was sie trug, eben nannte.
»Sie ist eindeutig etwas Besonderes«, stellte Coop bewundernd fest.
»Tja, ich habe versucht, dich da herauszuhalten, aber jetzt, wo du mitgekommen bist, wird sie überhaupt nicht mehr zu bremsen sein. Du hast versprochen, sie davon zu überzeugen, dass wir nicht verlobt sind, also gieß bitte nicht auch noch Wasser auf ihre Mühlen, ja?«, ermahnte Lexie ihn. Trotzdem musste sie über ihre Großmutter lächeln.
»Versucht sie, dich mit allen Männern zu verheiraten, die du ihr vorstellst?«, wollte Coop wissen, und die Eifersucht versetzte ihm einen Stich.
»Nein. Dieses Benehmen ist für sie völlig untypisch«, erwiderte Lexie nachdenklich. »Du stichst eben aus der Masse hervor … Sie hat dich in dem Augenblick, als sie dich im Fernsehen gesehen hat, ins Herz
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