Kuess mich doch - Roman
auseinanderging.
Die beiden Frauen beschlossen, im Restaurant des Kaufhauses gemeinsam eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Ein paar Stunden später hatten sie für Lexie ein sexy Unterwäscheset erstanden, bei dessen Anblick es Coop hoffentlich die Schuhe ausziehen würde.
Als sie schließlich das Geschäft verließen, schlug Lexie die Hitze der Stadt entgegen. »Das hat richtig Spaß gemacht. Vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben.«
Sara lächelte. »Gern geschehen. Und jetzt gehe ich
noch einen Schritt weiter und gebe Ihnen einen Rat, der über Unterwäsche hinausgeht. «
»Ich höre … «, sagte Lexie argwöhnisch. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten.
»Ich komme aus einer Familie geschiedener Polizisten. Das gehört zum Job. Dauerhafte Beziehungen sind nicht meine Sache. «
Lexie glaubte Bekümmerung und Bedauern aus Saras Bemerkung herauszuhören.
»Ich kann also den Drang, wegzulaufen, besser als so manch anderer Mensch verstehen.«
Lexie musterte sie mit schmalen Augen. »Ich laufe nicht weg. «
Sie hätte wissen müssen, dass sie sich Coops Nachbarin vorschnell anvertraut hatte. Wie es aussah, war Sara nur ein weiterer Mensch, der Lexie und ihre Entscheidungen kritisierte.
»Ich habe Ihnen doch erklärt, dass das Reisen zu einem Teil von mir geworden ist. «
»Das haben Sie.« Sara nickte, ohne sich dafür zu entschuldigen, dass sie Lexie offenbar falsch verstanden hatte. »Sie haben aber auch gesagt, dass die Ausflüge mit Ihrer Großmutter wie das Reisen selbst für Sie anfangs ein Weg waren, um den Spannungen zu Hause zu entgehen. «
»Und es hat sich etwas anderes daraus entwickelt. Etwas, das mir wichtig ist. Warum bestehen nur alle immer darauf, das als falsch zu bezeichnen?«, echauffierte sich Lexie frustriert. Sie hatte diese Diskussionen weiß Gott oft genug mit ihrer Familie geführt. Sie
konnte darauf verzichten, deswegen nun auch noch von einer Frau, die sie kaum kannte, belehrt zu werden.
Andererseits war Sara auch Coops beste Freundin.
Und wer ist deine beste Freundin? , fragte sich Lexie. Der Gedanke kam höchst ungelegen, und er nagte an dem Schutzschild, den sie sich über die Jahre aufgebaut hatte.
»Ich will damit doch nur sagen, dass wir uns manchmal in einem Teufelskreis befinden, aus dem wir nicht wieder herauskommen. Ich schlage vor, Sie nehmen Ihr Leben einmal ganz genau unter die Lupe, ehe Sie zu Ihrer nächsten Reise aufbrechen, wohin auch immer sie Sie führen wird. Denn unter Umständen wartet das, was Ihnen am meisten bedeutet, nicht auf Sie, wenn Sie zurückkommen.«
Wow. Das war die Sara, die sie ursprünglich kennengelernt hatte: unverfroren und direkt. »Danke für den Rat«, sagte Lexie steif.
Sara musterte sie eindringlich. »Ich weiß, jetzt ärgern Sie sich darüber, aber ich hoffe, Sie werden mir eines Tages dafür danken, dass ich Ihnen das gesagt habe.«
»Das bezweifle ich.« Lexie umklammerte den Henkel ihrer Einkaufstüte.
»Wir werden ja sehen. Viel Spaß mit Ihren Einkäufen«, sagte Sara noch, dann drehte sie sich um und ging in die andere Richtung davon. Lexie war sprachlos. Der Ratschlag, um den sie nicht gebeten hatte, hatte sie wie aus heiterem Himmel getroffen.
Sie verdrängte Saras Kommentar und konzentrierte sich auf den heutigen Abend. Sie war zugleich nervös und voller Vorfreude. Besonders, als ihr einfiel, dass sie immer noch Coops Schlüssel in ihrer Tasche hatte.
Coop fuhr nach Hause in der Hoffnung, dass ihm noch genügend Zeit zum Duschen bleiben würde, ehe Lexie kam. Die letzten Stunden hatte er damit zugebracht, die polizeilichen Meldungen durchzusehen und zu entscheiden, welche davon in der Zeitung erwähnt werden sollten und welche nicht. Dabei handelte es sich teils um ernsthafte, schwere Verbrechen, teils um unerklärliche, rätselhafte Fälle. Heute zum Beispiel war bei einer Zusammenkunft der Fabergé-Ei-Gesellschaft (wer hätte gedacht, dass so eine Vereinigung überhaupt existierte?) in einem Luxusrestaurant ein seltenes Ei als vermisst gemeldet worden. Eben war es noch da gewesen, und dann hatte es sich plötzlich in Luft aufgelöst. Alle Mitglieder der Gesellschaft, sämtliche Kellner und Angestellte des Restaurants waren befragt worden, aber es hatte keine Verdächtigen gegeben. Schließlich hatte man eine Belohnung für das wertvolle alte Stück ausgesetzt. Da in der Zeitung noch Platz frei war, verfasste Coop einen kurzen Artikel darüber und machte dann Feierabend.
Als er seine
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