Kuess mich doch - Roman
sollten wir uns lieber überlegen, wie wir dafür sorgen können, dass die ganze Geschichte unser Geheimnis bleibt. «
Sylvia nickte bedächtig. »Du hast Recht«, murmelte sie. »Versprich mir nur eines: dass du nicht noch einmal auf Rickys Charme hereinfällst. Wir sind doch wirklich gute Freundinnen, aber wenn er wieder auf den Plan tritt, sät er womöglich noch einmal Zwietracht unter uns. «
Charlotte warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Er interessiert mich nicht mehr! Sobald ich meinen lieben Henry kennengelernt hatte, wollte ich nichts mehr mit ihm zu schaffen haben. «
Sylvia schwieg eine Weile. Dann legte sie den Kopf schief.
»In Ordnung.«
»Und du? Versprich mir, dass du dich ihm nicht bei der erstbesten Gelegenheit an den Hals wirfst«, verlangte Charlotte, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Als ob das ginge, bei seinem Ranzen.« Sylvia schauderte. »Wir sind die besten Freundinnen. Wir können uns am Abend treffen, tratschen, gemeinsam essen oder einen Film anschauen. Wieso sollte ich das für einen Schleimer wie diesen Ricky aufgeben?« Sie unterstrich ihre Worte mit einer verächtlichen Handbewegung.
»Dann sind wir uns ja einig«, sagte Charlotte. »Mir wird es hier draußen allmählich zu heiß. Lass uns kurz vor Ladenschluss noch einmal herkommen. Und sollten wir da wieder kein Glück haben, dann versuchen wir es eben morgen früh noch einmal.«
» Gut.«
Sylvia nickte.
Doch auf dem Nachhauseweg kam Charlotte nicht umhin, sich zu fragen, ob Sylvia, was Ricky anging, tatsächlich so immun sein würde, wie sie behauptete. Charlotte konnte es nur hoffen, denn sie verspürte nicht die geringste Lust darauf, die letzten Jahre ihres Lebens ohne ihre beste Freundin zu verbringen.
Nachdem Lexie den Entwurf für Coops Homepage fertiggestellt hatte – sie ging davon aus, dass er bald mehr als einen Krimi vorzuweisen haben würde –, machte Lexie etwas, das sie nur selten tat: sie ging einkaufen.
Wenn sie heute die letzte gemeinsame Nacht verbrachten, dann sollte sie zumindest unvergesslich werden.
Normalerweise trug sie im Bett ein altes T-Shirt. Sie war ein unbeschriebenes Blatt, was Reizwäsche anging. Da ihr keine einschlägigen Läden einfallen wollten, beschloss sie, ganz einfach zu Bloomingdale’s im Zentrum von Manhattan zu gehen. Also hinterließ sie ihrer Großmutter, die noch immer nicht nach Hause gekommen war, eine Nachricht, und machte sich auf den Weg.
Kaum hatte Lexie das riesige Kaufhaus betreten, fühlte sie sich geradezu überwältigt vom grellen Neonlicht und den verschiedenen Düften nach Cremes und Parfums, die ihr aus der Kosmetikabteilung entgegenschlugen. Nachdem sie eine Weile umhergeirrt war und sich zusehends fehl am Platz vorkam, beschloss sie, kurzerhand nach der Dessousabteilung zu fragen. Je schneller sie etwas Passendes gefunden und gekauft hatte, desto schneller konnte sie hier wieder verschwinden.
Zielstrebig ging sie auf die nächstbeste Verkäuferin zu.
»Verzeihung, wo ist denn hier bitte die Abteilung für Damenunterwäsche?«, fragte sie.
»Die Dessousabteilung befindet sich im vierten Stock«, erklärte ihr die stark geschminkte Frau und deutete mit ihren perfekt manikürten Fingernägeln zum Aufzug.
»Danke.« Lexie hatte sich gerade umgedreht, als sie hörte, wie jemand ihren Namen rief.
Sie fuhr herum und sah zu ihrer Überraschung Sara Rios, Coops Nachbarin, auf sich zukommen. »Hab ich mir doch gedacht, dass Sie das sind!« Sara begrüßte sie mit einem Lächeln.
»Hi!« Lexie betrachtete ihr Gegenüber, das sich ihr heute erneut von einer ganz anderen Seite präsentierte. Bei den letzten beiden Begegnungen hatte Sara einmal die hartgesottene Polizistin gegeben und einmal die leger gekleidete Nachbarin. Heute trug sie einen Minirock, ein elegantes Top und edle Sandalen. Sie
war geschminkt und das lange Haar fiel ihr offen auf die Schultern. Lexie hätte sie vermutlich nicht erkannt, wenn Sara sie nicht angesprochen hätte.
»Die Welt ist klein«, stellte Lexie fest.
»Ich gehöre hier quasi zum Inventar. Wann immer ich freihabe, komme ich her.« Sara breitete die Arme aus.
»Das überrascht mich, denn Einkaufen ist nicht mein Ding. «
»Was dann?«, fragte Sara, während sie mit Lexie durch das Geschäft schlenderte.
»Reisen. Ich spare lieber, damit ich das nötige Kleingeld zur Verfügung habe, wann immer es mich in die Ferne zieht«, erklärte Lexie.
Während sie sich unterhielten, blieb Sara immer wieder bei
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