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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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keuchte vor Schmerzen, als er vorsichtig versuchte, sich ihre Wunde durch den zerrissenen Stoff anzusehen.
    Ihre Lippen waren ganz trocken und so taub, dass sie sie kaum bewegen konnte. »F-Fass mich nicht an.«
    »Ich muss dir helfen.« Er atmete rasch und flach, und seine Stimme klang brüchig. »Ich werd dich zum Wohnwagen tragen.«
    Sie stöhnte, als er sie wieder aufhob, und hasste ihn dafür, dass er es noch schlimmer machte. Sie fand gerade genug Luft, um zu flüstern: »Das werd ich dir nie verzeihen.«
    »Ja ... ja, ich weiß.«
    Der Feuerpfad lief über die Innenseite einer Brust und dann über ihren Bauch bis zu ihrer Hüfte. Es brannte so sehr, dass sie gar nicht merkte, mit welcher Behutsamkeit er sie über den Freiplatz und zum Wohnwagen trug, wo er sie vorsichtig aufs Bett legte.
    Wieder wandte sie den Kopf von ihm ab und biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien vor Schmerzen, als er ihr behutsam das zerrissene Kleid herunterzog.
    »Deine Brust...« Er rang abgerissen nach Luft. »Da ist ein Striemen. Die - die Haut ist nicht aufgeplatzt, aber du wirst Blutergüsse kriegen.«
    Die Matratze hob sich, als er sie verließ und viel zu schnell wieder zurückkehrte. »Das kühlt, du wirst sehen. Es ist eine kalte Kompresse.«
    Sie zuckte zusammen, als er ihr ein nasses Handtuch über die Wunde legte. Sie drückte die Augen zu und wünschte sich inbrünstig, die Zeit möge schneller vergehen.
    Als sich das Handtuch ein wenig angewärmt hatte, nahm er es weg und ersetzte es durch ein frisches. Wieder sank die Matratze ein, als er bei ihr Platz nahm, und dann fing er an zu sprechen, die Stimme leise und rostig.
    »Ich bin nicht - ich bin nicht so arm, wie ich dich glauben ließ. Ich unterrichte, aber - also, ich handle außerdem mit russischer Kunst. Und ich berate einige der größten Museen des Landes.«
    Tränen sickerten unter ihren Lidern hervor und rannen aufs Kissen. Die Kompresse begann zu wirken, und es brannte nicht mehr ganz so schlimm.
    Seine Worte kamen zögernd und unsicher. »Ich gelte als führende Autorität auf dem Gebiet der russischen Ikonographie - in den Vereinigten Staaten. Ich hab Geld. Ich bin angesehen. Aber ich wollte nicht, dass du das erfährst. Ich wollte, dass du mich für einen primitiven Rohling hältst, der von der Hand in den Mund lebt. Ich wollte ... ich wollte dich abschrecken.«
    Sie zwang ihre Lippen zum Sprechen. »Ist mir egal.«
    Er sprach jetzt schneller, als ob ihm nicht mehr viel Zeit bliebe, um alles zu sagen, was er sagen musste. »Ich besitze ein - ein großes Backsteinhaus auf dem Land. In Connecticut, nicht weit vom Collegegelände.« Mit federleichter Hand tauschte er die Kompresse aus. »Es ist voll wunderschöner Kunstgegenstände, und ich hab - ich hab eine Scheune im Hinterhof, mit einem Stall für Mischa.«
    »Bitte lass mich in Ruhe.«
    »Ich weiß nicht, warum ich immer noch mit dem Zirkus rumziehe. Jedesmal nehm ich mir vor, dass es das allerletzte Mal ist, aber dann vergehen ein paar Jahre, und ich werd rastlos. Ob ich dann in Russland oder in der Ukraine bin oder vielleicht auch in New York - es spielt keine Rolle -, ich weiß dann einfach, dass ich wieder losziehen muss. Ich glaub, ich werd immer mehr ein Markov sein als ein Romanov.«
    Jetzt, wo es keine Rolle mehr spielte, erzählte er ihr all das, was sie seit Monaten sehnlichst hatte erfahren wollen. »Ich will nichts mehr hören.«
    Er legte die Hand in einer seltsam beschützenden Geste an ihre Hüfte. »Es war ein Versehen. Das weißt du doch, oder? Du weißt, wie leid es mir tut.«
    »Ich möchte jetzt schlafen.«
    »Daisy, ich bin ein reicher Mann. An dem Abend, als wir zum Essen ausgingen, hast du dir wegen der Rechnung Sorgen gemacht... Es gibt - du musst dir nie wieder wegen Geld Sorgen machen.«
    »Es ist egal.«
    »Ich weiß, es tut weh. Aber morgen ist‘s schon besser. Es wird ‘ne Weile weh tun, aber du behältst keine Narben.« Seine Stimme erstarb, als würde ihm klarwerden, was für eine Lüge das eigentlich war.
    »Bitte«, sagte sie tonlos.« Wenn dir wirklich was an mir liegt, dann lass mich in Ruhe.«
    Eine lange Stille folgte. Dann bewegte sich die Matratze, als er sich vorbeugte und ihr einen Kuss auf die nassen Augenlider hauchte. »Wenn du irgendwas brauchst, mach nur dieses Licht an. Ich bin dann sofort da.«
    Sie wartete darauf, dass er ging. Wartete darauf, dass sie endlich in tausend Stücke zerspringen konnte.
    Aber er kannte keine Gnade. Er schlug die

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