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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Kompresse zurück und blies sanft über ihre Wunde, was herrlich kühlend war. Etwas Warmes und Nasses fiel auf ihre Haut, aber sie war viel zu taub, um sich zu fragen, was es war.
    Schließlich erhob er sich, und ein paar Augenblicke lang füllte sich der Wohnwagen mit den vertrauten Geräuschen, die er immer machte, wenn er sein Trikot aus- und die Arbeitssachen anzog: seine Stiefel polterten auf den Boden, die Pailletten raschelten, als er die Schärpe abmachte, das Geräusch des Reißverschlusses, als er sich die Jeans zumachte. Eine Ewigkeit verging, bis endlich die Tür hinter ihm zufiel.
    Das tiefe Knurren eines Tigers begrüßte Alex, als er den Wohnwagen verließ. Er stand draußen und rang nach Luft. Die Lichterketten funkelten, und die Zeltleinwände flatterten, aber er konnte nichts sehen außer dem obszönen roten Striemen auf ihrer zarten Haut. Tränen brannten in seinen Augen, und er bekam kaum noch Luft. Was hatte er bloß getan?
    Er ging blindlings über den Zeltplatz und landete irgendwie beim Tigerkäfig. Die Vorstellung lief noch, und der Hintereingang war bis auf ein paar Clowns verlassen, die jedoch einen weiten Bogen um ihn machten.
    Sein Timing hatte den ganzen Abend über nicht gestimmt. Warum hatte er die Nummer nicht gleich abgebrochen? Er hätte Digger ein Zeichen geben sollen, Mischa herzuholen und die Sache zu einem Abschluss zu bringen. Aber er war zu sehr in seiner Wut gefangen gewesen. Und sein Stolz hatte verlangt, dass er noch einen Trick machte, um die Nummer irgendwie zu retten. Nur ein Trick mehr, als ob das alles wieder in Ordnung gebracht hätte.
    Er blinzelte hart. Ihre Haut war so weiß und zart. Der Striemen verunzierte ihre Brust und lief über diesen süßen flachen Bauch, der ihr Kind beherbergte. Ihrer beider Kind. Das Kind, das er abgetrieben haben wollte. Als ob Daisy überhaupt zu so etwas fähig wäre.
    Und als ob er es je zugelassen hätte.
    Seine hässlichen, abscheulichen Worte klangen ihm noch in den Ohren. Worte, die sie weder vergessen noch vergeben würde. Nicht einmal Daisys Herz war groß genug, um ihm zu verzeihen, was er gesagt hatte.
    Als er beim Käfig ankam, betrachtete Sinjun ihn mit starrem Blick, einem Blick, der sich in die tiefsten Tiefen seiner Seele zu bohren schien. Was sah der Tiger? Er schwang sich über das Trennseil und umfasste mit beiden Händen die Gitterstäbe. Die Kälte und Leere in ihm waren verschwunden das wusste er jetzt -, aber was war an ihre Stelle getreten?
    Sein Blick verhakte sich mit dem des Tigers, und seine Nackenhaare sträubten sich. Einen Moment lang stand alles still, und dann hörte er eine Stimme - seine eigene Stimme die ihm exakt sagte, was der Tiger sah.
    Liebe.
    Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen. Liebe. Das war das Gefühl, das er nicht verstanden hatte, das Gefühl, das mit einem Schmelzen in ihm seinen Anfang nahm. Er hatte gelernt zu lieben. Daisy hatte es gesehen. Sie hatte gewusst, was mit ihm geschah, aber er hatte es geleugnet.
    Er liebte sie. Blind. Absolut. Wie hatte er das nicht sehen können? Sie war viel kostbarer für ihn als all die alten Schmuckstücke und unbezahlbaren Kunstwerke, die sein Leben seit so langer Zeit vollkommen ausgefüllt hatten. Durch das Leben mit ihr hatte er das Glücklichsein gelernt. Er hatte gelernt, was Freude war, und Leidenschaft, und ein geradezu ehrfurchteinflößendes Gefühl von Demut. Und was hatte er ihr im Gegenzug geschenkt?
    Ich liebe dich nicht, Daisy. Ich werde dich nie lieben.
    Er presste die Augen zu, als ihm einfiel, wie er ihr kostbares Geschenk wieder und wieder zurückgewiesen hatte. Aber mit einem geradezu atemberaubenden Mut hatte sie es ihm unbeirrt weiterhin angeboten. Egal wie oft er ihre Liebe von sich wies, sie bot sie ihm wieder an.
    Und jetzt hatte diese Liebe ihre Verkörperung in dem Kind gefunden, das in ihr heranwuchs. Das Kind, das er nicht wollte. Das Kind, nach dem er sich mit jedem Pochen seines Herzens sehnte.
    Was hatte er getan? Wie konnte er sie zurückgewinnen? Er drehte den Kopf in Richtung Trailer und betete, das Licht möge an sein und ihn zurückrufen, doch alles blieb dunkel.
    Er musste sie zurückgewinnen und seine hässlichen Worte vergessen machen. Er war so verblendet und arrogant gewesen, so in seine Vergangenheit verstrickt, dass er seiner Zukunft den Rücken gekehrt hatte. Er hatte sie auf eine Weise verraten, die kein gewöhnlicher Mensch vergeben konnte.
    Aber Daisy war kein gewöhnlicher Mensch. Zu lieben fiel ihr

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