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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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wenig vor ihrer Ehe. Die Kuchenzeremonie war in ihren Augen ein kleines Sakrament, und er hatte sie mit Verachtung abgetan.
    Alex tauchte kurz nach Mitternacht auf. Im Trailer sah‘s immer noch so schlimm aus wie bei ihrer Ankunft. Sie hatte es zwar endlich geschafft, alles wieder einzuräumen, aber weder Zeit noch Energie gehabt, außer den Fächern etwas sauberzumachen. Das schmutzige Geschirr stapelte sich noch immer in der Spüle, und dieselbe verkrustete Pfanne stand noch auf dem Herd.
    Er stemmte die Hände in die Hüften und ließ seinen Blick über die vollgestellte Anrichte, den schmutzigen Küchentisch und die Reste des Hochzeitskuchens gleiten.
    »Ich dachte, du wolltest hier aufräumen. Es sieht immer noch aus wie in einem Saustall.«
    Sie biss die Zähne zusammen. »Die Küchenfächer und Schränke sind sauber.«
    »Wer kümmert sich um die Schränke? Kannst du denn gar nichts richtig machen?«
    Sie überlegte nicht. Sie hatte stundenlang gearbeitet, ihre Ehe war der reinste Witz, und sie war in aller Öffentlichkeit blamiert worden von einem Mann, der vor Gott geschworen hatte, sie zu lieben und zu ehren. Sie griff nach dem dezimierten Hochzeitskuchen und warf ihn schwungvoll nach ihm.
    »Du Arsch!«
    Seine Hände schössen automatisch hoch, um das Geschoss abzuwehren, aber er war nicht schnell genug. Der Kuchen traf ihn an der Schulter, wo er zerplatzte.
    Sie beobachtete das Schauspiel mit einer eigenartigen Distanz, ja fast Entrücktheit. Kuchenstücke flogen in alle Richtungen. Weißer Kuchenguss spritzte auf seine Haare, seine Augenbrauen, ja sogar auf seine Wimpern. Schokoladenkuchenstücke hingen an seinem Kiefer und plumpsten dann auf die Schulter seines T-Shirts. Ihre Entrücktheit nahm jedoch ein jähes Ende, als sie sah, wie er langsam rot anlief.
    Jetzt würde er sie umbringen.
    Er hob die Hände, um sich die Augen abzuwischen, und machte gleichzeitig einen Schritt auf sie zu. Sie wich ihm aus und nutzte den Vorteil seiner temporären Blindheit, um zur Tür zu rennen.
    Draußen blickte sie sich panisch um, auf der Suche nach einem Versteck. Das big top war abgebaut, die kleineren Zelte verschwunden, ebenso wie die meisten Lastwagen. Sie rannte über eine kleine, unkrautüberwucherte Grasfläche und schoss in den engen Zwischenraum zwischen zwei Lieferwagen. Ihr Herz hämmerte wie wild. Ihr war ganz schlecht vor Angst. Was hatte sie bloß getan?
    Ein grollendes Knurren ertönte gleich neben ihrem Ohr.
    Ihre Nackenhaare sträubten sich, und ein eisiger Schauder rann ihr langsam über den Rücken. Sie wirbelte herum. Und starrte in zwei goldene Augen.
    Ihr Körper war wie gelähmt. Sie wusste, was das für ein Tier war. Sie begriff, dass sie einem Tiger gegenüberstand. Aber die Realität des Ganzen überstieg ihren Verstand.
    Das Tier war so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht fühlte. Es fletschte seine Zähne, und was für Zähne, messerscharf und tödlich. Sie roch das Tier, hörte, wie sein tiefes Knurren lauter wurde, bis es schließlich in einem wilden, bellenden Brüllen gipfelte. Ihre Lähmung wich, als das Tier einen Sprung auf die Eisenstäbe zu machte, die sie beide voneinander trennte, und sie warf sich zurück.
    Ihr Rücken rammte in etwas sehr Festes und Warmes, ein menschlicher Körper zweifellos, aber sie konnte die Augen nicht von dem Tiger losreißen. Ein schreckliches Klingeln dröhnte in ihrem Kopf. In diesem Moment kam ihr das Biest wie die Verkörperung alles Bösen vor, und sie hatte das Gefühl, dass all diese Bosheit sich auf sie konzentrierte. Irgendwie, sie konnte es nicht erklären, fühlte es aber deutlich, irgendwie stand sie in jener wilden Nacht im ländlichen South Carolina ihrem Schicksal gegenüber.
    Sie wirbelte herum, weil sie es einfach nicht länger ertrug, in diese goldenen Augen zu blicken. Als sie sich an die Wärme eines Körpers drückte, wusste sie plötzlich, dass sie eine Zuflucht gefunden hatte.
    Dann spürte sie auf einmal Kuchenglasur an ihrer Wange. Da kamen mit einem Mal ihre ganze Angst und Erschöpfung, die umwälzenden Ereignisse der letzten zwei Tage an die Oberfläche, und sie stieß ein Wimmern aus.
    Seine Hand legte sich überraschend sanft um ihr Kinn und hob ihren Kopf. Sie blickte in zwei weitere goldene Augen, denen des Tigers so ähnlich, dass sie das Gefühl hatte, den Fängen eines wilden Tiers entkommen zu sein, nur um in denen eines anderen zu landen.
    »Sinjun kann dir nichts tun, Daisy. Er ist in einem

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