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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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kennengelernt.«
    »Ich versuch Ihren Bruder dazu zu überreden, noch ein Weilchen hier rumzuhängen«, sagte Tracy. »Meine Schicht endet in ‘ner Stunde.«
    Daisy wusste, wenn sie dem nicht sofort ein Ende setzte, würde er die nächsten sechs Monate so weitermachen. Sie streckte den Arm aus und tätschelte die Hand der Kellnerin, wo sie sich auf die Tischkante gestützt hatte.
    »Also, das finde ich einfach unheimlich nett von Ihnen. Er ist immer so unsicher mit Frauen, seit seine Krankheit diagnostiziert wurde. Aber ich sag ihm immer - bei den wunderbaren Medikamenten und Antibiotika heutzutage sind diese lästigen kleinen Geschlechtskrankheiten wirklich kein Problem mehr.«
    Tracys Lächeln erlosch. Sie starrte erst Daisy, dann Alex an, und ihre gebräunte Haut nahm einen leicht grauen Ton an. »Mein Boss wird sauer, wenn ich mich zu lang mit den Gästen unterhalte. Tschüß dann.« Sie eilte davon.
    Alex‘ Kaffeetasse landete scheppernd auf seinem Unterteller.
    Daisy hielt seinem Blick energisch stand. »Mach das lieber nicht mit mir, Alex. Wir haben ein Gelübde abgelegt.«
    »Ich glaub das einfach nicht.«
    »Du befindest dich in einem Umstand, Alex, und Männer, die in einem Umstand sind, flirten nicht mit Kellnerinnen. Bitte vergiß das nicht.«
    Er schrie sie den ganzen Weg zum Pickup an, bewarf sie mit Worten wie »unreif«, »intrigant« und »mit Wahnvorstellungen behaftet«. Erst nachdem sie wieder auf der Straße waren, ließ er endlich von ihr ab.
    Sie waren kaum eine Meile weit gekommen, als sie glaubte, etwas wie ein Glucksen von ihm zu hören, doch als sie zu ihm hinsah, hatte er dieselbe strenge Miene mit den ernst zusammengekniffenen Lippen auf wie immer, seit sie ihn kannte. Da sie wusste, dass Alex Markovs dunkle russische Seele nicht einen Hauch von Humor besaß, kam sie zu dem Schluss, sich verhört zu haben.
    Am späten Nachmittag war sie hundemüde. Nur indem sie sich bis an ihre physischen Grenzen trieb, war sie in der Lage gewesen, den Trailer von oben bis unten sauberzumachen und aufzuräumen, eine Dusche zu nehmen, sich etwas zum Essen zu machen und es trotzdem noch rechtzeitig zum roten Waggon zu schaffen, um ihren Part am Ticketschalter zu übernehmen. Das Ganze hätte sogar noch länger gedauert, wenn Alex die Überreste des Hochzeitskuchens nicht gestern Abend noch aufgewischt hätte. Da sie ihn ja geworfen hatte, war ihr seine Hilfe schon ein wenig unerwartet gekommen.
    Es war Samstag, und aus Gesprächen, die sie im Vorübergehen mitbekam, erfuhr sie, dass die Arbeiter heute Abend ihren wöchentlichen Gehaltsscheck erwarteten und sich dementsprechend darauf freuten. Alex hatte ihr gesagt, dass nicht wenige von ihnen Alkoholiker und Drogensüchtige waren, weil die Löhne beim Zirkus so niedrig und die Arbeitsbedingungen so hart waren, dass nicht gerade die verlässlichsten Kräfte zur Verfügung standen. Ein paar waren schon seit Jahren beim Zirkus tätig, einfach weil sie nichts anderes hatten, wo sie hingehen konnten. Andere waren Abenteurer, angezogen von der Romantik des Zirkuslebens, doch diese blieben gewöhnlich nie lange.
    Alex blickte von seinem zerkratzten Schreibtisch auf, als sie eintrat, und sein Mund war wieder auf diese ihr mittlerweile schon bekannte Weise zusammengekniffen. »Die gestrigen Einnahmen stimmen nicht mit den Quittungen überein«, sagte er gepresst.
    Sie hatte beim Herausgeben des Wechselgelds ganz besonders sorgfältig aufgepaßt und war sicher, keinen Fehler gemacht zu haben. Sie ging um den Schreibtisch herum und trat hinter ihn, um einen Blick auf die sorgfältig niedergeschriebenen Zahlen zu werfen.
    »Wo denn?«
    Er wies auf das vor ihm liegende Papier. »Ich hab die Zahl der verkauften Eintrittskarten mit den Quittungen verglichen, und die liegen drunter.«
    Sie brauchte nur einen Augenblick, um auf die Ursache zu kommen. »Die Diskrepanz ergibt sich aus den Freikarten, die ich rausgegeben habe. Es waren nur ungefähr zwölf oder dreizehn.«
    »Freikarten?«
    »Die Familien sahen so arm aus, Alex.«
    »Und da hast du ihnen einfach die Eintrittskarten geschenkt?«
    »Ich konnte doch nicht ihr Geld nehmen.«
    »Doch, das konntest du, Daisy. Und von nun an wirst du das auch. In den meisten Städten wird der Zirkus von örtlichen Vereinen gesponsert. Die vergeben auch die Freikarten, außer es handelt sich um was Besonderes. In diesem Fall regle ich die Sache. Du nicht. Verstanden?«
    »Aber -«
    »Verstanden?«
    Sie nickte widerwillig.
    »Gut.

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