Küss mich Engel
sicherer Entfernung von den riesigen Dickhäutern, so dass es aussah, als gehöre sie zu den Flying Toleas.
Sie hatte ewig gebraucht, um sich wieder sauberzukriegen, weil ihre schmerzenden Armmuskeln dabei nicht mehr mitmachen wollten. Sie wusch und trocknete sich das Haar, legte frisches Make-up auf, stärker als gewöhnlich, wie Alex es ihr eingeschärft hatte. Zwischen den Vorstellungen schlief sie mit einem Butterbrot in der Hand im Trailer ein. Wenn er sie nicht wachgerüttelt hätte, hätte sie ihren Auftritt in der Parade verpasst.
Nach der letzten Vorstellung passte Neeco sie ab, als sie gerade aus der ›Hintertür‹, wie die Artisten ihren Eingang zum big top nannten, verschwinden wollte. »Helfen Sie Digger, die Elefantenbabies zum Anhänger zurückzutreiben.«
Digger sah nicht so aus, als brauchte er ihre Hilfe, doch offenbar gehörte das zu ihrem Job, und sie wollte nicht, dass Alex ihr noch mehr vorwerfen konnte. »Ich glaub nicht, dass ich eine große Hilfe wäre«, sagte sie.
»Sie müssen sich bloß an sie gewöhnen, das ist alles.«
Sie schlüpfte in Alex‘ blauen Frotteebademantel, den sie von einem Haken im Bad genommen hatte. Er war viel zu groß für sie, selbst nachdem sie die Ärmel aufgekrempelt hatte, doch bedeckte er sie zumindest züchtig.
Die kleinen Elefanten kamen soeben aus der Hintertür, und sie ging vorsichtig auf Digger zu. »Sie brauchen meine Hilfe nicht, stimmt‘s?«
»Warum gehnse nich einfach mit uns mit, Miss. Die Kleinen sin immer noch nervös, wennse da sind.«
Sie schloss sich ihm zögernd an, immer ein wenig hinter Digger und mehrere Meter hinter den Elefantenbabies. Sie erspähte Tater beinahe sofort, da er der Kleinste war. Ihr fiel wieder ein, wie er ihr heute vormittag eins mit seinem kleinen Rüssel verpasst hatte, und sie beäugte misstrauisch, wie er sich mit dem Rüssel an Puddings Schwanz festhielt und brav mittrottete. Als sie den Zaun erreicht hatten, begann Digger die Kleinen anzubinden.
»Komm hierher, Bam. Sehense zu, Miss, wie‘s geht.«
Sie war so in das vertieft, was er mit Bam machte, dass sie gar nicht merkte, wie Tater sich von hinten an sie heranschlich. Das merkte sie erst, als sie auf einmal etwas Feuchtes fühlte, das sich in den Kragen ihres Bademantels schob. Sie jaulte auf und zuckte vor dem ausgestreckten Rüssel des kleinen Elefanten zurück.
Der kleine Frechdachs beäugte sie mit einem dickköpfigen Glimmen in den Augen, trat noch einen Schritt näher und streckte erneut den Rüssel aus. Regungslos vor Angst starrte sie auf den neugierig schnuppernden Rüssel, der ihr mit jeder Sekunde näher kam.
»B-braver Tater. B-braves Elefanti.« Sie stieß ein verängstigtes Quieken aus, als Tater mit dem Rüssel von vorn in den Ausschnitt ihres Bademantels krabbelte.
»Digger ...« krächzte sie.
Digger hob den Kopf und überflog die Szene mit einem Blick. »Hamse Perfüm dran?«
Sie schluckte und nickte panisch. Taters weiche Rüsselspitze krabbelte gerade hinter ihr Ohr.
»Tater is ganz verrückt nach Frauenperfüm.«
»Was soll ich jetzt tun?« keuchte sie.
Digger blickte sie verständnislos an. »Was meinense ›tun‹?«
»M-mit Tater.«
»Na, ich weiß auch nich, Miss. Was wollnse denn tun?«
Sie hörte ein rostiges Kichern hinter sich. »Ohnmächtig werden wahrscheinlich. Stimmt‘s, Daisy?«
Alex trat vor sie hin, und sie versuchte, ein wenig Mut zusammenzuraffen. »N-nicht unbedingt.«
»Du hast wohl Parfüm dran.« Er streckte den Arm aus und streichelte Pudding. Tater stieß derweil ein glückliches Schnüffeln aus und krabbelte mit seinem kleinen weichen Rüssel über Daisys Hals bis zu ihrer Halsgrube.
»K-keiner hat mir gesagt, dass ich nicht soll.« Zu ihrer Verzweiflung begann der Rüssel tiefer zu krabbeln, auf die roten Paillettenflammen ihres Trikots zu, die sich über ihre Brüste zogen. Ihr fiel ein, dass sie dort dazwischen auch einen Spritzer Parfüm verteilt hatte.
»Alex ...« Ein flehentlicher Blick in seine Richtung. »Er will - Er macht sich an meinen -« Taters Rüssel erreichte sein Ziel. »Meinen Busen ran!« quiekte sie.
»Ich glaub, du hast recht.« Er gab Taters Rüssel ein beiläufiges Tätscheln und schob ihn dann sanft, aber bestimmt beiseite. »Das reicht, Freundchen. Du kommst meinem Eigentum zu nahe.«
Sie war so überrascht über diesen Satz, dass sie gar nicht merkte, wie Tater sich zurückzog.
Digger stieß ein asthmatisches Lachen aus und wies mit einem Kopfnicken auf den
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