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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Blickkontakt lösen. Gestern Abend hatte das Fell des Tigers im Schein der Flutlichter geglänzt, doch jetzt wirkte es stumpf und struppig. Sie starrte in seine mysteriösen goldenen Augäpfel, und während die Sekunden vorübertickten, merkte sie, wie ihr auf einmal unerträglich heiß wurde.
    Der Schweiß rann ihr über die Arme, Schweißströme sammelten sich in ihrer Halsgrube. Ihr Gesicht wurde ganz rot, ihre Brüste schweißnass. Noch nie war ihr so heiß gewesen. Am liebsten hätte sie sich die Sachen vom Leib gerissen und sich in ein eiskaltes Wasserbecken gestürzt. Sie verbrannte förmlich, doch wusste sie irgendwie, dass diese Hitze nicht von ihr kam, sondern von dem Tiger.
    »Da bist du ja.«
    Ihr Kopf fuhr herum, und sie sah Alex auf sich zukommen. Er musterte sie vom Kopf bis zu den Füßen, und unter diesem kühlen, unpersönlichen Blick wurde ihr Blut wieder ganz kalt.
    »Du hast noch ein bisschen Zeit bis zur Spec«, sagte er. »Warum gehst du nicht duschen, und dann machen wir uns ein frühes Abendessen?«
    »Spec?«
    »Ich hab dir gesagt, dass das zu deinen Aufgaben gehört.«
    »Aber nicht heute Abend. Heut Abend geht‘s wirklich nicht. Sieh mich doch an!«
    Alex musterte sie erneut und hätte beinahe nachgegeben. Jedes bisschen Anstand in ihm verlangte, dass er sie in Ruhe ließ. Sie war bleich vor Erschöpfung und so dreckig, dass er sie beinahe nicht wiedererkannte. Alles, was noch an Schminke auf ihrem Gesicht überlebt hatte, war ein wenig verschmierte Wimperntusche unter den Augen. Ihr kleiner weicher Mund hing traurig nach unten, und er glaubte nicht, dass er je jemanden gesehen hatte, der so offensichtlich am Ende seiner Kräfte war.
    Gleichzeitig empfand er widerwillige Bewunderung angesichts der Tatsache, dass sie sich überhaupt noch auf den Beinen hielt. Er musste daran denken, wie sie ihn sich mit der Mistschaufel vom Leib gehalten hatte, und wusste, wieviel Mut sie das gekostet hatte. Sie hatte ihn heute wirklich überrascht. Unglücklicherweise zögerte ihre kleine Rebellion das Unvermeidliche nur hinaus.
    Warum gab sie nicht auf? Er wusste nicht, welche verborgene Kraftquelle sie gefunden hatte, aber das Ganze war sowieso nur eine Frage der Zeit, und er wollte sie nicht unnötig lange quälen. Er kämpfte seine weiche Seite, die ihn dazu drängte nachzugeben, nieder, denn er wusste, dass das im Grunde nur noch grausamer gewesen wäre. Je stärker er sie jetzt unter Druck setzte, desto eher würde sie der Wahrheit ins Auge sehen.
    Um auch den letzten Zweifel zu beseitigen, erinnerte er sich daran, dass sie schließlich gestohlen hatte, und das war etwas Unverzeihliches, egal wie die Umstände lagen.
    »Die erste Vorstellung ist um sechs. Du gehst mit den Elefanten.«
    »Aber -«
    Er entdeckte einen bösen Kratzer auf ihrem Handrücken und packte sie, um ihn sich näher anzusehen. »Wann hattest du deine letzte Tetanusimpfung?«
    Sie blickte ihn verständnislos an.
    »Tetanus. Gegen Wundstarrkrampf.«
    Sie blinzelte und sah so erledigt aus, dass er dem Drang widerstehen musste, sie einfach hochzuheben und zum Wohnwagen zurückzutragen. Er wollte nicht daran denken, wie es wäre, ihren kleinen weichen Körper auf den Armen zu halten. Wenn sie das Geld nicht gestohlen hätte, hätte sie die Nacht in seinem Bett verbracht, doch wie die Dinge lagen, war er so wütend gewesen, dass er sich nicht getraut hatte, sie anzufassen. Es gar nicht gewollt hatte.
    »Wann war deine letzte Tetanusimpfung?« fragte er in schneidendem Ton.
    Sie blickte auf den Kratzer an ihrer Hand. »Letztes Jahr. Ich hab mich geschnitten, als ich auf Biffy Brougenhaus‘ Jacht segelte.«
    Herrgott. Wie konnte er bloß mit einer Frau verheiratet sein, die jemanden namens Biffy Brougenhaus kannte? Zur Hölle mit ihr.
    »Schmier das mit einer antiseptischen Salbe ein«, fauchte er. »Und sieh zu, dass du rechtzeitig zur Spec auftauchst, oder ich lass dich auch noch den Pferdeanhänger ausmisten.«
    Er stapfte davon, und sein Gesicht wurde noch finsterer. Er hatte sich immer etwas auf seine Fairness zugute gehalten, aber sie gab ihm das Gefühl, ein launischer Kotzbrocken zu sein. Noch ein Punkt gegen sie auf seiner Liste.
    Daisy überlebte die Spec, wenn auch nur, weil sie so erschöpft war, dass es ihr fast gar nicht mehr peinlich war, in aller Öffentlichkeit in ihrem knappen roten Showgirltrikot aufzutreten. Alex hatte ihr zwar befohlen, die Parade mit den Elefanten mitzumachen, doch sie hielt sich wohlweislich in

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