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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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nie, was sie essen wollte, oder bat sie, etwas zum Abendessen zu kochen, nicht, dass sie dazu noch Kraft gehabt hätte.
    Manchmal dachte sie, sie habe jenen einen leidenschaftlichen Kuss nur geträumt. Sie berührten einander nicht einmal mehr, außer bei den Gelegenheiten, wenn sie im Pickup einschlief und an ihn gekuschelt wieder aufwachte. Wenn das geschah, zuckte sie gewöhnlich sofort zurück, doch die sexuelle Spannung zwischen ihnen war in jenen Momenten dann beinahe greifbar, ebenso wie der heiße Wind, der durch die Fensterscheiben blies.
    Oder vielleicht bildete sie sich das ja auch bloß ein. Vielleicht fand er sie ja gar nicht anziehend. Wie konnte er auch jemanden attraktiv finden, der Blasen an den Händen hatte, eine sonnenverbrannte Nase, aufgeschürfte Ellbogen und immer schmutzige Arbeitskleidung anhatte? Irgendwann in der vergangenen Woche hatte sie aufgehört, sich zu schminken, bevor sie sich zur Parade fertigmachte. Tagsüber band sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, wobei ihr die kürzeren Haare in Nacken und Gesicht fielen. Innerhalb von zwei Wochen hatte sie lebenslang eingedrillte Gewohnheiten in Bezug auf die Körperpflege abgelegt. Sie kannte sich kaum mehr, wenn sie in den Spiegel blickte.
    Und sie war immer erschöpft. Sie schlief noch vor Mitternacht auf der Couch ein, doch sobald Alex einmal in den Trailer kam, war es ihr nahezu unmöglich, wieder einzuschlafen. Sie wälzte sich dann stundenlang hin und her, bis sie schließlich in eine Art Halbschlaf verfiel, aus dem er sie knurrend weckte, lange bevor sie ausgeruht war. Sie war vollkommen ausgelaugt, durcheinander und unglaublich einsam.
    Da sie jeder für eine Diebin hielt, wurde sie von den Zirkusleuten auch weiterhin gemieden, und ihr Verhältnis zu den Elefanten hatte sich ebenfalls nicht gebessert. Tater benahm sich immer noch, als ob sie ihn irgendwie betrogen hätte. Mehrmals hatte Daisy überlegt, ob sie nicht Parfüm benutzen sollte, doch sie hatte mehr Angst vor seiner Zuneigung als vor seiner Abneigung. Wenn Neeco und Digger in der Nähe waren, ließen die Elefanten sie in Ruhe, aber sobald sie allein mit ihnen war, suchten sie nach Gelegenheiten, um sie mit den Rüsseln umzuwerfen. Sie war schon so oft von ihnen niedergeschlagen worden, dass sie überall grün und blau war.
    Die anderen Elefantenbabies hatten rasch gespannt, dass sie ein leichtes Ziel war, und nun spielten sie ihr andauernd Streiche. Sie besprühten sie mit Wasser, trompeteten sie an und klatschten ihr eine, wenn sie ihnen zu nahe kam. Noch schlimmer war, dass sie immer warteten, bis sie neben ihnen stand, bevor sie ihr Geschäft erledigten. Digger meinte, solange sie sich weigerte, den Bullenhaken zu benutzen, verdiene sie nichts anderes, aber sie war dennoch nicht bereit, die Kleinen zu schlagen.
    Obwohl sie sich von Sinjun fernhielt, hatte sie aus den Erzählungen der anderen eine Menge über ihn erfahren. Er war ein alter Tiger, etwa achtzehn Jahre, und stand im Ruf, besonders launenhaft zu sein. Laut Digger war es bis jetzt noch keinem Dompteur gelungen, sich mit ihm anzufreunden, so dass jedermann ihn für unberechenbar und gefährlich hielt.
    Genau wie ihr Göttergatte. Alex brachte sie so durcheinander, dass sie nicht mehr wusste, was sie denken sollte. Sobald sie entschieden hatte, dass er nichts weiter als ein sadistisches Monster war, tauchte er gewöhnlich mit irgendwas für sie am Elefantenanhänger auf, einmal waren es ein neues Paar Arbeitshandschuhe oder eine Baseballmütze, damit sie keinen Sonnenbrand mehr bekam. Und mehr als einmal tauchte er genau dann auf, als sie dabei war, die schwere Schubkarre die Rampe herunterzubalancieren, und nahm sie ihr ab. Meistens jedoch machte er ihr einfach nur Kummer.
    Es war ein ungewöhnlich heißer Tag für Mitte Mai. Die Temperaturen waren über die Dreißig-Grad-Marke geklettert, und es war so schwül, dass einem das Atmen schwerfiel. Sie hatten die Zelte wieder einmal auf einem Parkplatz aufgeschlagen, diesmal in einer kleinen Stadt südlich von Richmond, und der schwarze Asphalt machte die Hitze noch schlimmer. Die Elefanten hatten sie bereits zweimal umgenietet, wobei sie sich beim zweiten Mal den Ellbogen böse aufschürfte. Und um die Dinge noch schlimmer zu machen, schien jedermann im Zirkus zu faulenzen, außer ihr.
    Brady und Perry Lipscomb saßen bei einem kühlen Bierchen im Schatten der Markise des Airstream der Peppers und hörten sich ein Baseballspiel im Radio an. Jill

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