Küss mich Engel
Noch mal.«
»Nein, ich -«
»Doch!« Er stieß erneut zu, tief und sicher.
Draußen grollte der Donner und drinnen tat sie, wie ihr geheißen. Doch diesmal riss es auch ihn mit.
Die Zeit tickte vorbei, während sie regungslos dalagen, die Glieder ineinander verschlungen, sein Körper noch mit dem ihren vereint.
Sie würde es nie vergessen. Trotz der schrecklichen Dinge, die zu diesem Augenblick geführt hatten, hätte sie sich keine schönere Einführung in die Liebe wünschen können, und dafür war sie ihm auf immer dankbar.
Sie presste die Lippen an seine Brust und streichelte ihn mit den flachen Händen. Nach all dieser Zeit war es endlich passiert. »Ich bin keine Jungfrau mehr.«
Sie fühlte, wie er erstarrte. Erst da merkte sie, dass sie ihr Geheimnis laut ausgesprochen hatte.
11
»Was hast du gesagt ?« Alex schoss in die Höhe und verharrte drohend über ihr. Sie hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Wie konnte sie nur so blöd sein, ihre Gedanken laut auszusprechen? Sie war so erschöpft und zufrieden, dass sich ihr Verstand einfach ausgeschaltet hatte. »N-nichts«, stotterte sie. »Ich hab gar nichts gesagt.«
»Ich hab dich gehört.«
»Warum fragst du dann?«
»Du hast gesagt, du bist keine Jungfrau mehr.«
»Hab ich?«
»Daisy ...« Seine Stimme klang warnend. »Soll ich das etwa wörtlich nehmen?«
Sie versuchte ihn mit ein wenig Hochmütigkeit abzuwimmeln. »Das geht dich wirklich nichts an.«
»Bullshit.« Er sprang vom Bett, packte seine Jeans und streifte sie über, als ob es ungeheuer wichtig wäre, eine Art Barriere zwischen ihnen zu errichten. Er wirbelte angriffslustig zu ihr herum. »Was für ein Spiel spielst du hier eigentlich?«
Sie konnte nicht anders, als zu bemerken, dass er den Reißverschluss nicht zugezogen hatte, und sie musste die Augen förmlich von dem verlockenden V, in dem sein wundervoller Waschbrettbauch zu sehen war, losreißen. »Ich will nicht drüber reden.«
»Erwartest du ernsthaft von mir zu glauben, dass du noch Jungfrau warst?«
»Natürlich nicht. Ich bin schließlich sechsundzwanzig Jahre alt.«
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und fing an, am Fußende des Betts auf und ab zu laufen. Er redete dabei, als ob er sie gar nicht gehört hätte. »Du warst so eng. Ich dachte, vielleicht ist‘s ja eine Weile her, aber ich hätte nie gedacht wie konntest du bloß all die Jahre rumlaufen, ohne je gebumst zu haben?«
Sie schoss in den Kissen hoch. »Das ist kein Grund, solche Wörter zu benutzen, und ich will, dass du dich sofort dafür entschuldigst!«
Er starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Sie starrte unnachgiebig zurück. Wenn er dachte, sie würde in dieser Sache nachgeben, dann hatte er sich geschnitten.
Sie hatte in ihren sechsundzwanzig Jahren mit Lani so viel Schimpfwörter und dreckige Ausdrücke gehört, dass es ihr für den Rest ihres Lebens reichte. »Ich warte.«
»Antworte auf meine Frage.«
»Wenn du dich entschuldigt hast.«
»Es tut mir leid!« brüllte er. Nun verlor er doch noch seine vielgerühmte Selbstbeherrschung. »Und jetzt sagst du mir sofort die Wahrheit, oder ich erwürge dich mit dieser Strumpfhose, werf dich in einen Straßengraben und tanze Samba auf dir!«
Als Entschuldigung war das nicht viel wert, aber sie sagte sich, dass er zu mehr im Moment wohl nicht fähig war. »Ich bin keine Jungfrau mehr«, meinte sie vorsichtig.
Einen Moment lang blickte er erleichtert drein, doch dann beäugte er sie misstrauisch. »Du bist jetzt keine Jungfrau mehr, aber wie war das, als du in den Wohnwagen kamst?«
»Könnt sein, dass ich‘s da noch war«, brummte sie.
»Könnt sein?«
»Also gut. Da war ich‘s noch.«
»Das glaubst du wohl selbst nicht! Niemand, der so aussieht wie du, wird sechsundzwanzig, ohne je -«
Sie schoss ihm einen warnenden Blick zu.
»- ohne es getan zu haben, du lieber Gott! Warum bloß?«
Sie spielte mit einem Bettdeckenzipfel. »Mein ganzes Leben lang hatte meine Mutter eine Drehtür an ihrem Schlafzimmer.«
»Was hatte das mit dir zu tun?«
»Mit blanker Promiskuität aufzuwachsen ist keine schöne Sache, und ich hab rebelliert.«
»Rebelliert?«
»Ich beschloss, das Gegenteil von meiner Mutter zu werden.«
Er sank aufs Fußende des Betts. »Daisy, sich ab und zu mit einem Mann einzulassen, macht einen noch lange nicht promiskuitiv. Du bist eine sehr sinnliche Frau.«
»Ich war nicht verheiratet.«
»Na und?«
»Alex, ich halte nichts von
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