Küss mich Engel
hart und hasste sich mit aller Macht dafür, dass sie nicht der Typ war, der zurückschreien konnte.
»Als du sagtest, du nimmst die Pille, hättest du auch den Rest erzählen müssen, Daisy. Du hättest mir sagen müssen, dass du gerade erst damit angefangen hast und sie noch keinen vollen Monat nimmst, dass noch die Möglichkeit besteht, dass du schwanger wirst, Gottverdammtnochmal! Hättest du das nicht sagen können, Daisy?«
Sie grub die Fingernägel in die Handflächen, um nicht in Tränen auszubrechen. Gleichzeitig hasste sie sich dafür, dass sie sich so von ihm runterputzen ließ.
»Antworte mir sofort!«
Der Kloß in ihrer Kehle war so groß, dass sie ihre Worte nur erstickt hervorbrachte. »I-ich war v-von Leidenschaft übermannt.«
Er schien sich ein wenig zu entspannen, als er das hörte. Dann nahm er den Fuß ein wenig vom Gas und blickte stirnrunzelnd zu ihr hinüber. »Heulst du etwa?«
Sie reckte ihr Kinn und schüttelte den Kopf, obwohl gleichzeitig eine Träne über ihre Wange kullerte. Sie hasste es, schon wieder vor ihm zu heulen. Sie hatte es schon immer gehasst, dass sie wegen jeder Kleinigkeit heulen musste.
Er fuhr langsamer und meinte mit sanfterer Stimme: »Daisy, es tut mir leid.« Er warf einen Blick in den Seitenspiegel und machte Anstalten, an den Straßenrand zu fahren.
»Wage es ja nicht, dieses Auto anzuhalten!« stieß sie heftig hervor.
Ihre Wünsche wie immer ignorierend, hielt er den Wagen samt Anhänger an, wobei Kies unter den Rädern aufspritzte. Er langte nach ihr, aber sie zuckte zurück.
»Ich bin keine Heulsuse!« Sie schlug seinen Arm weg und wischte sich zornig die Tränen vom Gesicht.
»Hab ich auch nicht gesagt.«
»Aber gedacht! Ich heul eben leicht, das ist nun mal so. Aber es heißt nicht, dass ich versuche, dich mit Tränen zu manipulieren. Ich will, dass du dich entschuldigst, weil du dich wie ein Mistkerl benimmst, nicht weil ich leicht heule und du dich deswegen schuldig fühlst.«
»Ich benehm mich ganz eindeutig wie ein Mistkerl.«
»Ich kann eben einfach nicht anders. Ich war schon immer ziemlich gefühlsbetont. Neugeborene Babies, Yes-Törtchen- Werbung, ein guter Country-und-Western-Song. Ich seh was oder hör was, und bevor ich weiß, wie mir geschieht -«
»Daisy, ich versuch mich zu entschuldigen. Du kannst ruhig heulen, wenn du willst, aber hör auf zu reden, okay?«
Sie schniefte und griff in ihre Handtasche, um sich ein Tempo rauszuholen. »Okay.«
»Ich hatte kein Recht, dich so anzuschreien. Ich war wütend auf mich selbst und hab‘s an dir ausgelassen. Ich war derjenige, der dir gestern Abend das Wort abgeschnitten hat, bevor du was erklären konntest. Es ist meine Schuld. Ich war noch nie derart unverantwortlich und kann mir das einfach nicht erklären. Ich werd wohl einfach ...«Er zögerte.
Sie wischte sich die Nase ab. »Von Leidenschaft übermannt worden sein?«
Er lächelte. »Ist wohl ‘ne ganz gute Erklärung dafür. Aber Daisy, wenn du jetzt wegen meiner Dummheit schwanger sein solltest...«
Als sie die Angst und Fassungslosigkeit in seiner Stimme hörte, wäre sie am liebsten gleich wieder in Tränen ausgebrochen. Statt dessen schneuzte sie sich kräftig und meinte energisch: »Ich glaub nicht, dass das wahrscheinlich ist. Es ist einfach nicht die richtige Zeit. Meine Periode müsste in ein paar Tagen losgehen.«
Sie konnte seine Erleichterung beinahe mit Händen greifen, und das verletzte sie noch mehr. Nicht, dass sie schwanger sein wollte, das wollte sie wirklich nicht. Aber ebensowenig gefiel es ihr, dass ihn der bloße Gedanke so abschreckte.
Er fuhr sich nervös durch die Haare. »Ich raste immer ein wenig aus bei diesem Thema, ich kann einfach nicht anders. Ich will keine Kinder, Daisy.«
»Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen. Amelia hat mich vor ein paar Wochen zu ihrem eigenen Frauenarzt geschickt.«
»Das ist gut. Ich kann dir gar nicht sagen, wie ernst es mir damit ist. Wenn ich sage, ich will keine Kinder haben, dann meine ich, wirklich niemals. Ich wäre ein schrecklicher Vater, und kein Kind hätte das verdient. Versprich mir, dass du deine Pillen nie vergisst.«
»Das würde ich nie tun. Und ehrlich gesagt, Alex, ich bin‘s allmählich leid, dauernd wie ein Dummkopf behandelt zu werden.«
Er warf einen Blick in den Seitenspiegel und fuhr wieder auf die Straße hinaus. »Ich werd bis zu deiner Periode Kondome benutzen. Danach ist es sicher.«
Es gefiel ihr nicht, wie selbstverständlich
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