Kuess mich - es ist Karneval
machen.”
“Meinst du damit das geliftete Gesicht und das Korsett, das erträgt?”
“Ja, aber auch die Tatsache, daß er älter ist, als er sagt. Aber er scheint von dem Kabriolett begeistert zu sein, und ich wäre nicht erstaunt, wenn er eins kaufte.”
“Wir können es nur hoffen. Es könnte uns zu einem ziemlichen Bekanntheitsgrad verhelfen.”
Vorsichtig, da sein ganzer Brustkorb bandagiert war, beugte Roberto sich vor und stellte sein Wasserglas ab. “Ist dir eigentlich klar, daß sich Chards Coupe und unser Kabriolett in puncta Geschwindigkeit und PS völlig gleich sind? Ich konnte ihn nur einholen, weil Pepe mit Chards Wagen nicht so vertraut war wie ich mit meinem.”
“Ich weiß “, antwortete Ellen, “doch wichtig ist nur, daß ich den Artikel veröffentlichen konnte, in dem auf die Qualitäten unseres Wagens hingewiesen wird, der aber trotzdem keine der üblichen Werbekampagnen ist. Dadurch könnten die Verkaufszahlen steigen.”
“Besonders wenn alle Welt die Fotos sieht, auf denen Roscoe Chard neben unserem Auto steht”, bemerkte Roberto höhnisch.
“Es war doch nett von ihm, uns einen Dankesbesuch abzustatten”, beschwichtigte ihn Ellen.
“Es war eine reine Pflichtübung. Imagepflege nennt ma n das.”
“Du bist ein Zyniker.”
Roberto lächelte ohne ein Zeichen von Reue. “Dein Vorschlag, den Wagen nach Wunsch anders zu lackieren, hat mir gefallen”, sagte er.
“Deine Idee, sich für Pepe einzusetzen, war auch gut”, erwiderte Ellen. “Und es wäre großartig, wenn er dem Jungen einen Job verschaffen könnte.” Sie lächelte. “Eigentlich ist alles viel besser gelaufen, als wir gehofft hatten.”
“Dank deiner phantastischen Idee, einen Artikel über die Verfolgungsjagd zu schreiben.”
“Und dank deiner Großzügigkeit, Roscoe Chard kostenlos einen Wagen zur Verfügung zu stellen.”
Er lächelte. “Wir leisten wirklich gute Teamarbeit.”
Ellen trank einen Schluck Champagner. Seit dem Unfall vor zwei Tagen hatte Roberto seine Förmlichkeit und Unnahbarkeit abgelegt. Allerdings wäre es jetzt auch ausgesprochen schwierig für ihn gewesen, weiterhin den Unnahbaren zu spielen, da sie sich inzwischen zu seinem Mädchen für alles entwickelt hatte und er in fast allem auf sie angewiesen war. Sie bereitete seine Mahlzeiten zu, sie zerkleinerte sein Essen und half ihm beim Anziehen. Lediglich den Kampf mit der Unterwäsche und den Hosen ließ sie ihn allein ausfechten. Sie hatte sich sogar todesmutig in den furchteinflößenden Straßenverkehr gestürzt und war in den nahe gelegenen Supermarkt ge fahren, um die Einkäufe zu erledigen. Außerdem hatten sie zusammen den Plan ausgearbeitet, wie man das Interesse des Filmstars an einem Moreira wecken könnte.
Wir leisten wirklich gute Teamarbeit, dachte Ellen, doch die Betonung liegt in diesem Fall auf dem Wort “Arbeit”. Roberto täuscht nur vor, daß er seine tiefverwurzelte Feindseligkeit begraben hat, während ich die Rolle einer Frau gespielt habe, der Gefühle nichts bedeuten und die stets alles unter Kontrolle hat. Welche Heuchelei!
Ellen war so aufgewühlt und so sehr in Roberto verliebt, daß sie sich manchmal mit aller Gewalt zurückhalten mußte, um sich ihm nicht zu Füßen zu werfen und ihm ihre Liebe zu gestehen.
“Du hast zu Roscoe Chard gesagt, ich sei deine Teilhaberin.
Das war sehr nett, aber ich möchte meine Anteile gern verkaufen. Sobald du einen Termin mit dem Notar vereinbaren kannst…”
“Ja, irgendwann”, murmelte Roberto abwesend.
“Soll ich die Nummer deines Verkaufsleiters für dich wählen, damit du ihm sagen kannst, daß er Roscoe Chard morgen den Wagen liefern muß?” fragte sie und brachte das Telefon vom Schreibtisch zu Roberto.
Dieser nickte. “Bitte. Aber vergiß nicht, daß du mich danach noch rasieren mußt.”
Nachdem die Verbindung hergestellt war, ging Ellen in Robertos Badezimmer. Da er seine rechte Hand nicht benutzen konnte, brauchte er sogar beim Rasieren ihre Hilfe. Sie nahm das Rasierzeug aus dem Spiegelschrank, ließ das Wasser laufen, bis es die richtige Temperatur hatte, und legte ein Handtuch zurecht.
“Alles klar”, sagte Roberto, als er ein paar Minuten später ins Bad kam. “Ich muß auch noch den Generaldirektor in Sao Paulo anrufen, um ihm zu sagen, daß ich erst einmal hierbleibe und eine Weile außer Gefecht sein werde. Aber das kann ich nachher tun.” Jetzt stand er direkt vor Ellen und la chte sie schalkhaft an.
“Bitte, mach die Knöpfe
Weitere Kostenlose Bücher