Kuess mich - es ist Karneval
jugendlich zu wirken.
Mit seinen angeblich vierzig Jahren sah der hochgewachsene, sonnengebräunte Roscoe Chard erstaunlich verlebt aus.
Während sie auf der Terrasse ihre Fotos machte, überlegte Ellen, ob man bei Großaufnahmen von ihm wohl einen Weichzeichner verwendet hatte.
“Verteufelt gute Autos, die Sie da herstellen”, rief der Schauspieler aus, nachdem Ellen die Aufnahmen beendet hatte und sie ins Wohnzimmer zurückkehrten. “Grandioses Styling, extrem ruhiger Motor - butterweich - und jede Menge PS.”
“Wir sind von der erstklassigen Qualität unseres Wagens überzeugt”, erwiderte Roberto.
“In der Stadt habe ich schon einige Moreiras gesehen und war immer ganz beeindruckt von ihrer schnittigen Eleganz”, fuhr Roscoe Chard fort, während er sich die Haare an den Schläfen glattstrich. “Aber wie erstklassig dieses Auto wirklich ist, begriff ich erst, als ich davon hörte, mit welcher Leichtigkeit Sie den Dieb, der meinen Wagen fuhr, eingeholt und gestellt haben.
Und man darf nicht vergessen, daß ein Mann in meiner Position gewöhnt ist, die teuersten Autos der Welt zu fahren,”
“Danke”, sagte Roberto und warf Ellen einen vielsagenden Blick zu.
Sie lächelte ihn an. Bisher verlief alles nach Plan.
“Darf ich Ihnen noch ein wenig Champagner nachschenken?”
fragte sie ihren Besucher.
“Das wäre reizend, Schätzchen”, antwortete er und beobachtete Ellen, die zum Tisch hinüberging, um aus einer der von ihm mitgebrachten Magnumflaschen nachzuschenken. Mit ihren blonden Haaren und ihrer tollen Figur ist das Mädchen wirklich bezaubernd, dachte er.
“Sie sagten, Sie seien im Journalismus tätig”, fuhr er fort und nahm das randvolle Glas entgegen. “Haben Sie den Artikel über den Diebstahl geschrieben, der in der Zeitung stand?”
Ellen setzte sich wieder. Sie und Roberto hatten in den Sesseln Platz genommen, während Roscoe Chard sich ungeniert auf dem Sofa rekelte.
“Nicht ganz”, antwortete sie. “Ich habe meinen Bericht ins Büro gebracht und mich erkundigt, ob man daran interessiert sei.”
“Was offensichtlich der Fall war”, bemerkte der Schauspieler, bevor Sie fortfahren konnte. “Die Medien verzehren sich nach Neuigkeiten über jeden, der einen Namen hat.” Er trank noch einen kräftigen Schluck Champagner. “Und je größer der Name, um so begeisterter sind sie.”
Ellen seufzte leise. Obwohl sie sich eigentlich in ihren Berichterstattungen mehr mit dem aktuellenTagesgeschehen, politischen Krisen und ähnlichen Themen beschäftigte, hatte ihr Beruf sie auch gelegentlich mit Leuten aus der
Unterhaltungsbranche zusammengebracht, doch noch nie war ihr jemand begegnet, der so von sich und seiner Größe eingenommen war.
“Wie auch immer, da ich mir meiner portugiesischen Sprachkenntnisse nicht hundertprozentig sicher war, wandte ich mich an einen englischsprachigen Reporter”, fuhr sie fort. “Er hat nur ein paar Formulierungen geändert, meinen Bericht aber inhaltlich so gelassen, wie er war.”
Roscoe Chard zeigte seine strahlendweißen Zähne mit einem Lächeln, das bereits als sein Markenzeichen galt. Reklame -
ganz gleich, welcher Art - war für seinen Erfolg unerläßlich.
“Sie sind ein sehr einfühlsames Mädchen. Meine Fans sind nach Neuigkeiten von mir förmlich verrückt”, lobte er Ellen.
“Ich habe außerdem mit Reportern in Los Angeles und London gesprochen, damit der Artikel auch in den dortigen Zeitungen gedruckt wird”, sagte sie.
Das strahlende, bühnenreife Lächeln blitzte wieder auf. “Ich habe viele mir treu ergebene Verehrer in England, Vergessen Sie nicht, die Fotos mitzuschicken, die Sie von mir neben dem Kabriolett gemacht haben.”
“Auf gar keinen Fall!” rief Roberto mit ernster Miene. Ellen konnte ein Kichern kaum noch unterdrücken.
“Ich habe Kontakte, durch die ich den Artikel weltweit verbreiten lassen könnte”, sagte sie. “Natürlich nur, wenn Sie das möchten.” Die letzte Bemerkung war völlig überflüssig, denn Roscoe Chard war entzückt.
“Eine wunderbare Idee!” stimmte er begeistert zu. Dann dachte er noch einmal an die zuvor von ihm gemachten Aufnahmen. Ein gutaussehender Mann neben einem schnellen Luxusauto wirkte in seinen Augen ausgesprochen erotisch. Soll ich darauf bestehen, daß nur die Aufnahmen, auf denen ich allein zu sehen bin, veröffentlicht werden? fragte er sich. Sein Blick glitt hinüber zum Schreibtisch, auf dem die Geschenke standen, die er mitgebracht hatte. Nein, das
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