Kuess mich - es ist Karneval
würde keinen guten Eindruck machen.
“Ich bin Ihnen unendlich dankbar, daß Sie den Dieb gefaßt haben”, wandte er sich an Roberto. Er stieß affektiert einen Seufzer aus. “Wie es aussieht, rechnet die Werkstatt damit, daß die Reparatur einen ganzen Monat dauern kann.”
“Wir dachten uns schon, daß das längere Zeit in Anspruch nehmen würde”, sagte Roberto. “Erlauben Sie uns, daß wir Ihnen für diese Zeit kostenlos einen Moreira zur Verfügung stellen.” Er sah Ellen an. “Ich sage ,wir’, weil Ellen meine Teilhaberin ist.”
“Das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen. Wie Sie sehen, bin ich ein vielbeschäftigter Mann mit zahlreichen Verpflichtungen, und alles, was mir das Leben erleichtert, ist mir sehr willkommen”, erklärte Roscoe Chard und benahm sich dabei wie ein Schmierenkomödiant.
“Wenn Sie möchten, können wir für Sie auch ein Kabriolett violett spritzen lassen”, bot Ellen an und sah fragend zu Roberto hinüber, der zustimmend nickte.
“Danke, aber diese Farbe war die Idee einer ehemaligen Freundin.” Der Filmstar verzog das Gesicht. “Inzwischen bin ich der Frau wie auch der Farbe überdrüssig. Scharlachrot ist viel stilvoller.”
“Ich werde veranlassen, daß Sie morgen früh ein scharlachrotes Kabriolett bekommen”, ging Roberto auf die Wünsche des Schauspielers ein. “Ist es Ihnen gegen elf Uhr recht?”
“Das wäre perfekt.”
“Sollten Sie Ihres eigenen Wagens nach der Reparatur ebenfalls überdrüssig sein und auf die Idee kommen, einen Moreira zu kaufen, würden wir Ihnen gern ein günstiges Angebot machen.”
Roscoe Chards graue Augen strahlten. Mochte er auch noch so viele Millionen Dollar mit seinen Filmen verdienen und ein Luxusleben führen, so wußte er doch ein Schnäppchen zu schätzen.
“Ich werde es ernsthaft in Erwägung ziehen”, sagte er erfreut.
“Da ist noch etwas anderes, das Sie vielleicht in Erwägung ziehen könnten”, sagte Roberto nachdenklich. “Pepe, der die Spritztour mit Ihrem gestohlenen Wagen gemacht hat, ist süchtig nach Autos und ein recht guter Fahrer. Da habe mich gefragt, ob Sie es wohl arrangieren könnten, daß er einmal bei Filmaufnahmen von einer Verfolgungsjagd zusehen darf, nachdem er seine Strafe abgebüßt hat. Wenn er die dortigen Sicherheitsvorkehrungen sieht, könnte ihm das vielleicht helfen, die mit der rasanten Fahrerei verbundenen Gefahren zu erkennen, und in ihm hoffentlich ein gewisses
Verantwortungsgefühl wecken.”
Roscoe Chard spielte mit dem goldenen Anhänger seiner Halskette. Aus ihm unverständlichen Gründen war sein Image in der Öffentlichkeit nicht allzugut. Sein Agent hatte ihm zu verstehen gegeben, daß es unbedingt verbessert werden müsse.
So wie mit seinem heutigen Besuch bei Roberto und Ellen könnte er mit seinem Interesse an der Rehabilitierung des Autodiebes der Welt seine Menschenfreundlichkeit und Güte demonstrieren. Andererseits würde es ihn bares Geld kosten.
“Nun ja …” begann er und überlegte dabei, wie er geschickt ablehnen könnte.
“Ich würde Pepes Flug bezahlen und auch für die ersten Monate die Kosten für seinen Lebensunterhalt in den Staaten übernehmen”, bot Roberto an.
Roscoe Chards Angst, bei der Sache Geld zu verlieren, ließ spürbar nach. “Ich will gern mit einem Freund reden, der die Stunts organisiert, und arrangieren, daß der Junge ihn treffen kann. Ich werde meinen Freund auch veranlassen, daß er Pepe einen Job im Stuntgewerbe besorgt.”
Roberto lächelte. “Ich bin sicher, daß Pepe Ihnen unendlich dankbar sein wird.”
“Ich bin jederzeit bereit, denen zu helfen, die vom Schicksal weniger begünstigt sind”, erklärte der Filmstar. Er trank die letzten Tropfen Champagner aus und erhob sich. “Werden Sie bald gesund”, sagte er zu Roberto und wandte sich dann strahlend lächelnd an Ellen. “Es war wirklich nett, Sie kennenzulernen. Sie vergessen doch nicht, den Titel meines nächsten Films in Ihrem Artikel zu erwähnen?” fragte er, als sie mit ihm zum Fahrstuhl ging. “Ich persönlich glaube nicht, daß er mir eine weitere Oscar-Nominierung einbringen wird, aber in gewissen, für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen ist man fest davon überzeugt.”
“Seien Sie beruhigt, ich werde den Film erwähnen”, versicherte sie ihm.
“Na was sagst du zu unserem Mr. Wonderful?” fragte Roberto scherzhaft, als Ellen ins Wohnzimmer zurückkehrte.
Sie lachte, “Man soll sich nicht über Alte und Gebrechliche lustig
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