Kuess mich - es ist Karneval
Jede Nacht wälzte sie sich schlaflos im Bett hin und her und mußte daran denken, daß er im Nebenraum lag.
Ellen duschte, trocknete sich ab und begann sich anzuziehen.
Roberto mochte seine Gründe haben, sich von ihr
fernzuhalten, aber er selbst hatte gesagt, sie sei eine Kämpferin.
Warum sollte sie also nicht kämpfen?
Sie dachte gerade darüber nach, wie sie ihn am besten verführen könnte, als Roberto ins Zimmer kam.
“Ich habe zwei große Neuigkeiten!” verkündete er erfreut.
“Erstens hat mich ein amerikanischer Fernsehproduzent angerufen, der in seinem Programm das Neueste aus der Motorwelt bringt…” Er sprach nicht weiter.
Erst jetzt bemerkte er, daß Ellen nur mit einem BH und einem winzigen Tanga bekleidet war. Sie wollte nach ihrem Kleid greifen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Roberto ist mein Liebhaber gewesen, dachte sie, warum sollte ich mich jetzt vor ihm schämen? Wenn ich ihn dadurch verwirre, um so besser!
“Und, was hat der Fernsehproduzent gesagt?” fragte sie, indem sie Roberto direkt ins Gesicht sah.
“Er hat etwas über den Moreira gelesen und möchte den Wagen nun in einer seiner nächsten Sendungen zusammen mit führenden Spitzenmodellen vorstellen. Nächste Woche will er ein Team nach Rio schicken.”
“Das ist phantastisch!” Ellen .war begeistert.
“Nun kommt die zweite Neuigkeit. Roscoe Chard will zwei Moreiras kaufen. Einen für hier und einen für die Vereinigten Staaten.”
“Der gute alte Roscoe Chard!” Ellen umarmte Roberto enthusiastisch.
Er lachte. “Das habe ich dir zu verdanken.”
“Daran haben wir beide gearbeitet”; erklärte Ellen, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen leic hten Kuß. Roberto preßte sie an sich, und sie fühlte die von ihm ausgehende Hitze und seine zunehmende Erregung. Ihr wurde schwindelig, und ihr Puls raste.
“Ich muß duschen”, sagte er kurz und machte einen Schritt zur Tür,
“Ich würde dir eine kalte Dusche empfehlen”, spottete Ellen.
“Du hast vermutlich recht”. Er wandte sich endgültig zum Gehen.
“Wie findest du meine neue Unterwäsche?” Sie zeigte auf ihren bernsteinfarbenen BH und den dazu passenden Tanga.
“Gefällt sie dir?”
Er warf ihr ungeduldig einen Blick zu. “Sehr hübsch.”
In diesem Augenblick läutete die Türglocke. “Das wird Teresa sein”, rief Roberto erleichtert und beeilte sich, sie hereinzulassen.
Ellen zog sich schnell an und ging in die Küche, wo sie Teresa begrüßte.
“Diese Bilder sind für Sie”, sagte Teresa und händigte Ellen die Fotos aus, die sie beim Karneval von ihr und Roberto gemacht hatte.
Ellen bedankte sich, und Teresa erzählte bei einer Tasse Kaffee munter über ihre Tochter und die Samba-Schule. Erst als Roberto zur Tür hereinkam, erinne rte sie sich an ihre Pflichten und eilte aus der Küche, um die Betten zu machen.
“Hast du eigentlich einen Zeugen besorgt, der dabei ist, wenn ich dir meine Anteile verkaufe?” fragte Ellen während des Frühstücks.
Roberto schüttelte den Kopf. “Ich habe es vergessen.”
“Schon wieder! Ich habe dich immer wieder daran erinnert.
Jetzt haben wir kaum noch Zeit dafür.”
“Vielleicht solltest du die Aktien noch nicht verkaufen. Sie werden bestimmt an Wert gewinnen”, gab er zu bedenken.
Ellen lächelte angespannt. Aus finanzieller Sicht war es sicher klug, die Anteile noch zu behalten, aber wenn sie weiter Mitinhaberin der Autowerke bliebe, wäre ein Kontakt zu Roberto nicht zu vermeiden. Sie hatte vor, nicht nur Brasilien, sondern auch Roberto de Sa Moreira endgültig den Rücken zu kehren und sich erst einmal seelisch zu erholen.
“Ich brauche das Geld dringend als Startkapital für mein eigenes Atelier”, erklärte sie sachlich.
Roberto seufzte. “Gut. Ich werde es heute irgendwie regeln.”
Dann erhob er sich. “Die Arbeit wartet.”
Jeden Vormittag, während Teresa saubermachte, Wäsche wusch und bügelte, widmeten sich Ellen und Roberto ihren jeweiligen Arbeiten. Er erledigte seine geschäftlichen Angelegenheiten von seinem Arbeitstisch im Wohnzimmer aus.
In derselben Zeit saß Ellen am Küchentisch, überarbeitete und ergänzte die Notizen, die sie über Rio am Vortag gemacht hatte, und schrieb ihre Artikel.
Als sie heute ihren Notizblock durchblätterte, mußte sie seufzen. Die Begeisterung für ein eigenes Fotoatelier in London war nur vorgetäuscht gewesen. Auch das Fotografieren und das Sammeln von Informationen über Rio hatte seinen Reiz
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