Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
bekommen konnte?
Das Feuer im Salon war fast ganz heruntergebrannt. Sophie legte einige Holzscheite in den Kamin und hoffte inständig, sie würden sich entzünden.
In der Zwischenzeit würde sie versuchen, sich an dem Jackett zu wärmen.
Es würde eine lange kalte Nacht werden.
Da Alnburgh Castle sich auf einer Klippe über dem Meer erhob, war es schon von Weitem sichtbar. Als Kit in den Innenhof einbog, wusste er schon seit geraumer Zeit, dass kein Licht mehr in dem alten Gemäuer brannte.
Hoffentlich war Sophie noch hier!
Am Fuß der Treppe fiel sein Blick auf die alte Standuhr, Hoffnung stieg in ihm auf. Es war halb drei Uhr morgens. Wo sollte sie schon sein, außer im Bett?
Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete er die Treppe hinauf und weiter durch den düsteren Flur bis zu ihrem Zimmer. Vor der Tür blieb er stehen, zwang sich, ruhig zu atmen und klopfte dann sehr sanft an. Er erhielt keine Antwort. Vorsichtig öffnete er die Tür.
Ihm war sofort klar, dass das Zimmer leer war. Die Vorhänge waren zurückgezogen, Mondlicht fiel auf das gemachte, aber leere Bett.
Adrenalin kreiste durch seine Adern. Wie sollte er Jasper nur erklären, dass sie abgereist war?
Und dass er die Schuld daran trug?
Er brauchte einen Drink! Schnell lenkte er seine Schritte zum Salon. Als er die Tür aufstieß, bemerkte er überrascht die Überreste des Feuers, das noch im Kamin glomm. Gerade wollte er das Licht einschalten, da ließ ihn etwas innehalten.
Halb hinter dem Sofa verborgen lag Sophie auf dem Teppich vor dem Kamin. Ihr Kopf ruhte auf einem ausgestreckten Arm. Sie hatte alle Nadeln aus dem Haar gezogen, sodass es in leuchtenden Wellen über ihre weißen Handgelenke fiel. Sie trug ein Männerjackett, das ihr viel zu groß war, die reizvollen Konturen von Hüfte und Taille jedoch nicht verbergen konnte.
Langsam stieß er den angehaltenen Atem aus. Es kostete ihn einige Anstrengung, den Blick abzuwenden und zu dem Regal mit den alkoholischen Getränken zu gehen. Er schenkte sich einen Brandy ein, dann schlenderte er langsam zurück zum Sofa.
Schon der Anblick ihrer Rückseite hatte ihm den Atem stocken lassen, sie jetzt von vorne zu sehen, traf ihn dennoch völlig unvorbereitet. Die letzten Flammen des Feuers zauberten übergroße Schatten auf ihr Gesicht, ließen die Wimpern noch länger, die Wangenknochen noch höher erscheinen. Kit neigte den Kopf zur Seite und ließ seinen Blick Zentimeter für Zentimeter über ihre schlafende Gestalt wandern.
Sie sah aus wie …
In der Hoffnung, die ganz und gar unfeinen Assoziationen herunterspülen zu können, trank er einen Schluck Brandy. Sechs Monate in der Abgeschiedenheit einer Kaserne, nur in Gesellschaft von sexuell ausgehungerten Männern, forderten ihren Tribut. Verletzlich , dachte er dann.
Plötzlich vermeinte er, einen elektrischen Schlag zu verspüren. Sie hatte die Augen geöffnet und schaute zu ihm hinauf. Dann setzte sie sich mit katzengleichen Bewegungen auf, streckte und dehnte den Arm, auf dem sie gelegen hatte, und drückte die Wirbelsäule durch.
„Du bist wieder da“, murmelte sie verschlafen.
Kit nahm noch einen Schluck Brandy. Erst jetzt drang die Erleichterung, sie gefunden zu haben, an sein Bewusstsein … ein Gefühl, das von anderen, intensiveren Gefühlen überlagert worden war.
„Ich dachte, du wärst fort.“
Es war, als habe er sie mit Eiswasser übergossen. Sophie sprang auf und wandte sich ab. Jetzt erkannte er auch, dass sie sein Jackett trug. Verlangen loderte wild in ihm auf.
„Tut mir leid, ich sollte längst auf dem Weg sein. Aber ich glaube nicht, dass die Züge hier mitten in der Nacht fahren.“ Ein Hauch Sarkasmus lag in ihrer Stimme, doch es war nur ein blasses Echo ihres früheren Kampfgeistes. „Und ich wollte nicht abreisen, bevor ich nicht weiß, wie es Ralph geht. Ist er …?“
„Sein Zustand hat sich stabilisiert.“
Endlich drehte sie sich wieder zu ihm um. „Das ist gut, oder?“
„Ich weiß nicht. Man wird sehen.“
Sie nickte kurz. „Und wie geht es Tatiana? Und Jasper?“
„Sie schlafen beide. Tatiana hat sich eine Tablette geben lassen, Jasper brauchte keine.“
Sophies Lachen klang gekünstelt. „Oje, er wird bis zum späten Vormittag bewusstlos sein. Ich hoffe, die Krankenschwester haben ein Megafon und einen Eimer Wasser.“
Kit lächelte nicht und nippte stattdessen an seinem Brandy. Verstohlen beobachtete Sophie ihn. Der warme Schein des verlöschenden Feuers, so kam es ihr vor, schuf
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