Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
einladende Sofa. Erwartungsvoll schlug sie es auf, als plötzlich ein Stück Papier hinausfiel und auf ihren Knien landete.
Sophie entfaltete das Blatt. Sie erkannte sofort, dass es sich um einen Brief handelte. Das Datum am oberen Rand war dreißig Jahre alt, die Handschrift eindeutig männlich, manchmal ein wenig unsauber und schwer zu lesen. Die erste Zeile jedoch entzifferte sie ohne Probleme.
Mein Liebling!
Natürlich war Sophie sich durchaus bewusst, dass es falsch war, die privaten Briefe anderer Menschen zu lesen, aber für diese Regel gab es doch bestimmt ein Verfallsdatum, oder? Und außerdem flehte ein Brief mit einem so romantischen Anfang geradezu darum, entdeckt zu werden. Mit dem süßen Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, zog sie die Knie fester gegen die Brust und begann zu lesen.
Es ist schon spät, die Sonne ist gerade untergegangen, was die Hitze einigermaßen erträglich macht. Ich sitze auf der Dachterrasse, neben mir die kümmerlichen Reste der Flasche Gin, die ich aus England mitgebracht habe. Am liebsten würde ich sie auf der Stelle leeren, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Marie die Flasche morgen wegwirft. Erinnerst du dich? Wir haben sie zusammen in London gekauft, du hast sie unter deinem Mantel verwahrt, als wir durch den Regen zurück ins Hotel gerannt sind. Wie kann ich etwas fortwerfen, das du so eng an deinen Körper geschmiegt hast?
Oh, wie wunderschön! dachte Sophie erfreut und versuchte, sich Ralph beim Schreiben dieser einfühlsamen Zeilen vorzustellen. Oder wie er etwas so Romantisches tat, wie durch den Regen zu laufen, um die Frau, die er liebte, in einem kleinen Hotelzimmer zu verführen.
Danke für das Foto von K in deinem letzten Brief. Er wächst so schnell! Was ist aus dem pausbäckigen Baby geworden, das ich bei meinem letzten Besuch in Alnburgh in den Armen gehalten habe? Er ist jetzt ein richtiger Junge, mit eigener Persönlichkeit und Charakter. Wie furchtlos und entschlossen er ist! Es ist mir so schwergefallen, mich diesmal von ihm zu verabschieden. Ich hätte nie gedacht, dass etwas dem Schmerz nahe kommen würde, dich zu verlassen, aber zumindest helfen mir deine Briefe und die Erinnerungen an unsere gemeinsamen Stunden über die schlimmsten Qualen hinweg. Aber meinen Sohn zu verlassen, fühlte sich an, als würde ich einen Teil aus meiner Seele schneiden.
Sophie verspürte einen Stich mitten ins Herz, die Zeilen verschwammen vor ihren Augen. War mit K Kit gemeint? Vor dreißig Jahren musste er drei oder vier gewesen sein. Atemlos las sie weiter.
Ich nehme an, ich habe gelernt, dich mit Ralph zu teilen, weil ich weiß, dass du ihm nicht wirklich gehörst. Aber dass K in dem Glauben aufwächst, R sei sein Vater, lässt mich an der Ungerechtigkeit von allem verzweifeln.
Warum konnte ich dich nicht zuerst finden?
Ungläubig las sie die letzten Zeilen noch einmal. Selbst dreißig Jahre später war die Verzweiflung in ihnen noch lebendig. Trotzdem fiel es ihr schwer, die Tragweite ihrer Entdeckung zu begreifen.
Ralph Fitzroy war nicht Kits Vater?
Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ sie zusammenfahren. Hastig schob sie den Brief wieder zwischen die Seiten des Buches. „Das ging ja schnell“, sagte sie, als Kit mit einer Tüte zwischen den Regalreihen auftauchte.
„Ich bin davon ausgegangen, dass eine gewisse Dringlichkeit vorliegt.“
Er stellte die Tüte auf den Tisch und nahm eine große Schachtel Tampons heraus, die er in Sophies Richtung schob. Ohne ihm in die Augen zu sehen, griff sie danach. Die Peinlichkeit, ihn solch intime Dinge kaufen zu lassen, war angesichts der Ungeheuerlichkeit, die sie gerade entdeckt hatte, zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken.
„Danke“, murmelte sie und tastete nach ihrer Geldbörse.
„Gern geschehen.“ Er zog die Jacke aus. „Das ist das Mindeste, was ich tun konnte, nachdem ich so gemein zu dir gewesen bin. Es tut mir leid.“
„Nein, bitte, es ist schon gut.“ Und Sophie meinte es ernst. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war ein Kit, der wie ein Held aus einem Kinofilm vor ihr stand und freundlich zu ihr war. Nachdem sie den Brief gelesen hatte, fiel es ihr ohnehin schwer genug, sich gegen ihn abzuschirmen.
Offensichtlich überrascht schaute er sie an. „Ich hätte gedacht, es wäre schwieriger dich zu besänftigen“, murmelte er und griff abermals in die Tüte. Diesmal zog er eine große Tafel Schokolade heraus. „Und ich dachte, du würdest das hier brauchen. Und
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