Kuess Mich, Highlander
hatte sich in letzter Zeit selbst damit überrascht, dass er über die Dauer ihrer physischen intimen Beziehung hinaus bei einer Frau blieb, um das Nachglühen zu verlängern. Er hatte sogar andere Fragen gestellt als: »Wann kommt dein Mann zurück?«
Das war verdammt beunruhigend.
Er zuckte die Achseln und verbannte den Gedanken, indem er sich der erfreulicheren Aufgabe widmete, über Circenn nachzudenken. Er hatte mit Galan um sein bestes Pferd gewettet, dass Circenn sich nicht dazu überwinden könnte, die Frau aus der Zukunft zu töten, und das war eine Wette, die er zu gewinnen gedachte. Der Laird of Brodie musste wieder ins Leben zurückkehren und vielleicht war das ungewöhnliche Mädchen die Einzige, die ihm dazu verhelfen konnte.
* * *
Lisa saß am Fenster ihres Raumes in Circenns Gemächern und blickte in den Nachmittag hinaus. Hinter einer dichten Wolkenbank hatte die Sonne ihren höchsten Stand bereits überschritten und begann ihren langsamen Abstieg zum Meer. Sie sah instinktiv auf ihr Handgelenk nach der Zeit und bemerkte, dass sie ihre Uhr nicht trug. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, ob sie sie im Museum getragen hatte, war sich aber nicht sicher. Sie nahm sie häufig ab und steckte sie in die Manteltasche, wenn sie sauber machte, damit sie nicht nass oder schmutzig wurde. Sie vermutete, dass sie es vor zwei Nächten auch so gemacht und in dem gegenwärtigen Durcheinander einfach nicht darüber nachgedacht hatte.
Sie atmete tief ein, genoss die frische, salzige Luft. Ich bin auf Dunnottar, dachte sie, ihre Verwunderung durch vierundzwanzig fortlaufende Stunden im Bergfried nicht gemildert. Sie hatte Bilder der Burg gesehen, besonders eines, das sich in ihre Erinnerung eingegraben hatte, eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, auf der das gewaltige Steilufer vom dunstigen Meer aufragte. Es hatte wie ein gothischer, romantischer Ort gewirkt und Lisa hatte mehr als einmal davon geträumt, eines Tages nach Schottland zu reisen und es sich anzusehen. Sie wusste von dem Foto, dass das Steilufer auf drei Seiten vom Meer umgeben und mit dem Festland durch eine Landbrücke verbunden war, die sich, wie sie vermutete, hinter dem Bergfried befinden musste. Sie wusste auch, dass Dunnottar wiederholt von den Engländern eingenommen worden war und dann von den Schotten zurückgefordert wurde und dass The Bruce sich angewöhnt hatte, jede schottische Burg, die er zurückeroberte, anzuzünden, damit die Engländer sie nicht erneut einnehmen konnten.
Lisa hatte diese Zeitspanne der Geschichte genau studiert, hatte sich im Expressbus die Zeit zum Lesen genommen und den Verlust so vieler prächtiger Burgen beklagt, aber sie räumte ein, dass The Bruce klug gehandelt hatte. Die Schotten hatten gut zu verteidigende Burgen erbaut. Als die Engländer sie einnahmen, wurden ihre Männer annähernd unbesiegbar. Indem er die aus Stein erbauten Bergfriede zerstörte, zwang The Bruce die von Edward II. geführten Streitkräfte, eigene Festungen zu bauen, die nicht annähernd so gut zu verteidigen waren. Während die Engländer Unmengen Zeit und Geldmittel damit verschwendeten, in Schottland ihre eigenen Festungen zu bauen, gewann The Bruce Zeit, seine Streitkräfte zu ergänzen und das Land zu erheben.
Dies ist das Schottland des Jahres 1314!, staunte Lisa. In nur wenigen Monaten fände in Bannockburn eine entscheidende Schlacht statt, in der The Bruce England mit Donnerhall besiegen und den Krieg schließlich zu Schottlands Gunsten wenden würde.
Ein scharfes Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken. Als sie sich rasch erhob, stolperte sie über den Saum ihres Gewandes. Zumindest passte ihr dieses, dachte sie, aber es war ziemlich unbequem. Sie vermutete, dass der Wunsch Circenns, sie angemessen bekleidet zu sehen, zum Teil daher rührte, dass sie in solcher Kleidung keine Wände erklimmen konnte. »Ich komme«, rief sie und raffte ihr Kleid. Sie durchquerte den Raum und öffnete die Tür.
Ein Mann mit einem grau- und kobaltfarbenen Plaid stand im Eingang. Seine muskulösen Arme waren braun und bloß und er besaß die hoch entwickelte Muskulatur eines Tänzers. Nicht ein Gramm unnötiges Fett war an seinem Körper zu entdecken. Sein dunkles Haar hing ihm offen ums Gesicht und berührte seine Schultern. An jeder Schläfe trug er einen Zopf, und als er grinste, blitzten sie gerade weiße Zähne an, obwohl seine Nase wirkte, als sei sie ein oder zwei Mal gebrochen gewesen. Seine wachsamen, mutwilligen dunklen Augen
Weitere Kostenlose Bücher