Küss! Mich! Jetzt! (Julia) (German Edition)
dann war da noch Greg, der seine Unschuld beteuerte – wie Roxys Vater es auch immer getan hatte.
Vielleicht hatte Nate aber doch recht, und Greg war unfreiwillig in diese Situation geraten. Dann hätten er und Marla möglicherweise doch noch eine Chance für einen Neuanfang. Wenn Marla allerdings erst einmal auf einem anderen Kontinent weilte und dort eine Zeit lang bleiben wollte, war an eine Versöhnung nicht zu denken.
Ursprünglich hatte Roxy den Dingen ihren Lauf lassen wollen. Aber die Tatsache, dass Marla sich entschlossen hatte, Australien den Rücken zu kehren, machte sie nun doch nachdenklich.
Sie fügte den letzten Buchstaben – ein H – an ihr Wort, nahm all ihren Mut zusammen und fragte ihre Freundin: „Was würdest du tun, wenn du morgen aufwachst und erfährst, dass alles nur ein schrecklicher Irrtum war? Greg hat nichts Unrechtes getan, und ihr könnt heiraten – wie ursprünglich geplant.“
Marlas Augen schimmerten verdächtig. „Dann wäre ich unglaublich erleichtert. Ich würde alles tun, um die Bilder aus meinem Gedächtnis zu streichen und Greg wieder zu vertrauen. Und ich wäre die glücklichste Frau der Welt.“
Sie lächelte zaghaft und legte ein neues Wort mit Roxys ‚H‘ : Hoffnung.
„Du musst zu Mums und Dads Jubiläumsfeier kommen. Sie wären sehr enttäuscht, wenn du dich nicht blicken lässt.“
Nate kehrte seiner Schwester – sie war die Zweitgeborene – den Rücken zu und setzte sich wieder an den Esstisch, wo er Berichte sortiert hatte, bevor Ivy unangemeldet aufgetaucht war. Er hatte nichts gegen eine Unterbrechung, nur der Grund des Besuchs störte ihn.
„Ich komme ja, kann aber nicht lange bleiben.“
„Falls du ein heißes Date hast, bring deine Freundin doch einfach mit.“
„Ich habe keine Verabredung.“
„Vielleicht solltest du das ändern.“
„Jetzt fängst du auch noch an! Dad liegt mir auch ständig damit in den Ohren, mich endlich zu binden.“
„Von Heirat habe ich nicht gesprochen.“ Ivy sah ihn mitfühlend an. „Ich dachte nur, es würde dir guttun, mal aus der Tretmühle herauszukommen. Du hast ja nur noch dein Projekt im Kopf und findest nicht einmal mehr Zeit zu essen.“
„Ich esse sehr wohl, und ich habe auch ein Privatleben.“
„Ach?“ Skeptisch hob Ivy eine Augenbraue. „Und womit beschäftigst du dich da gerade?“ Sie zeigte auf die ausgebreiteten Dokumente.
„Ich vergleiche Umsatzzahlen von Vertretern als Anhaltspunkt für das Kaufverhalten und den Halbjahresetat.“
„Aha. Das ist natürlich die ideale Beschäftigung an einem Sonntag. Sag mal, wann bist du das letzte Mal zum Abendessen ausgegangen? Und ich meine nicht mit langweiligen Geschäftsleuten, sondern mit einer attraktiven Frau?“
„Geschäftsleute sind nicht langweilig.“ Nate gab vor, in die Tabellen vertieft zu sein.
„Wann, Nate?“
„Vorgestern Abend, wenn du es genau wissen willst.“
„Kennst du sie schon länger?“
„Ja.“
„Werdet ihr euch wiedersehen?“
„Das wäre schön.“ Obwohl der Abend eher enttäuschend geendet hatte. Offensichtlich traute Roxy ihm immer noch nicht über den Weg.
„Wow!“ Ivy musste sich setzen. „Dann ist es was Ernstes.“
„Aber nicht so ernst, dass du schon Schuhe für deine Rolle als Brautjungfer aussuchen müsstest, Schwesterherz. So weit würde ich es niemals kommen lassen.“ Und Roxy auch nicht. Das hatte sie ihm klar zu verstehen gegeben, bevor sie ihn an die Luft gesetzt hatte. Roxy fand ihn körperlich und intellektuell anziehend, wollte aber nicht ihr Leben mit ihm teilen. Vielleicht hielt sie seine Familiengeschichte auch für einen Vorwand oder eine Entschuldigung, um sich nicht wieder zu melden. Jedenfalls nicht regelmäßig.
Diese Frau ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Zum ersten Mal seit Jahren stellte Nate seine Überzeugungen infrage. Doch selbst wenn es sich nicht um einen Fluch handelte, der auf seiner Familie lag, scheute er eine feste Beziehung. Gleichzeitig sehnte er sich mit jeder Minute heftiger nach Roxy.
„Bringst du deine mysteriöse Freundin mit zur Familienfeier?“, fragte Ivy hoffnungsvoll und riss ihn aus seinen Gedanken. „Anschließend kannst du sie ja an einen romantischen Ort entführen.“
Nate schob die Papiere von sich, stand auf und ging zum Fenster. Es bot einen herrlichen Blick über die Stadt und die Sydney Harbour Bridge. „Nein, auf gar keinen Fall.“
Erstens würde seine neugierige Familie sie mit Fragen löchern, und zweitens würde
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