Küss! Mich! Jetzt! (Julia) (German Edition)
sogar ein Lächeln ab, als er Roxys Hände umschloss und dadurch sofort ein erregendes Prickeln in ihr auslöste.
„Dann verstehst du mich also?“, fragte er leise.
„Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß nur, dass ich jetzt nicht mehr davon überzeugt bin, die Nacht mit dir zu verbringen.“
Weder sie noch Nate waren auf eine feste Beziehung aus. Aber sie konnte auch nicht mit einem Mann schlafen, der Sex nur als Ventil für seine körperlichen Bedürfnisse betrachtete. Zugegeben, sie war genau so erregt gewesen wie er, doch jetzt, wo sie wieder klar denken konnte, wusste sie, dass sie beinahe einen großen Fehler gemacht hätte.
„Ich könnte mich ja in einen Werwolf verwandeln, wenn dir das hilft“, witzelte er.
„Ich fürchte, das würde mir auch nicht weiterhelfen.“ Sie zog ihre Hände zurück und ließ resigniert den Kopf hängen. „Bitte geh jetzt!“
4. KAPITEL
Am nächsten Tag saß Roxy auf dem Balkon von Marlas Wohnung im dritten Stock und platzierte einen weiteren Buchstaben auf dem Scrabble-Feld. Möglichst beiläufig stellte sie dann die Frage, die ihr seit ihrer Ankunft auf der Zunge brannte.
„Wie geht es dir eigentlich so?“
„Na ja, ich brauche wohl noch eine gewisse Zeit.“ Geistesabwesend starrte Marla auf das Spiel aus den fünfziger Jahren und hob unsicher die Schultern.
„Hat Greg sich bei dir gemeldet?“
„Seit der Diashow nicht mehr. Er hat mir das Herz gebrochen. Ich weiß nicht, ob ich je wieder einem Mann über den Weg trauen werde. Dabei war er die Liebe meines Lebens. Ich wollte Kinder von ihm haben, mit ihm alt werden.“ Marla sah auf und strich sich die kastanienbraunen Locken aus dem Gesicht. „Ich kann immer noch nicht begreifen, dass er hinter meinem Rücken eine halb nackte Frau begrapscht hat. Wer weiß, was er sonst noch alles getrieben hat. Man macht sich ja keine Vorstellung, wie es auf einem Junggesellenabschied zugeht.“
Umgeben von den süßlich duftenden Blüten der eingetopften Jacarandapflanzen, die Marlas Balkon zierten und Schatten spendeten, dachte Roxy über die schwierige Situation nach, in der sich ihre beste Freundin befand. Sie brauchte Zeit, um über die größte Enttäuschung ihres Lebens hinwegzukommen. Nates Plan, Marla und Greg im Outback praktisch zu einer Aussprache zu zwingen, war angesichts ihrer Verfassung völlig indiskutabel. Wie hatte Greg ihr nur so etwas antun können? Marla wäre nie auf die Idee gekommen, einen anderen Mann zu befummeln.
Obwohl …
Plötzlich erinnerte Roxy sich an den gut gebauten Kellner auf dem Junggesellinnenabschied, der mit nacktem Oberkörper um die Braut herumscharwenzelt war und schamlos mit ihr geflirtet hatte – sehr zum Vergnügen der anwesenden Freundinnen, die ausgelassen gejohlt hatten. Was Greg wohl sagen würde, wenn er eine Videoaufzeichnung davon zu Gesicht bekäme? Wahrscheinlich gehörte so ein Spaß zu einem solchen Anlass einfach dazu. Eigentlich ganz harmlos, aber es war wohl besser, ihn für sich zu behalten. Roxy nahm sich vor, auf einem Junggesellinnenabschied zu bestehen, wenn sie eines Tages doch heiraten würde.
Unwillkürlich musste sie an Nate und seinen Familienfluch denken. Ob er sich trotzdem verlieben und ein liebevoller Ehemann werden könnte? Jemand, auf den man als Frau stolz war? Oder würde er in die Fußstapfen seines Vaters treten, nur Augen für seine Frau haben und alles andere vernachlässigen?
Tief in Gedanken versunken, legten die beiden Freundinnen weitere Wörter. Schließlich sah Marla auf. „Ich muss dir etwas sagen, obwohl es eigentlich noch nicht ganz spruchreif ist.“
„Das klingt ja spannend. Was hast du vor?“, fragte Roxy neugierig.
„Ich gehe fort aus Australien. Du weißt ja, dass mein Bruder in Kalifornien eine IT-Firma leitet. Er hat mir vorgeschlagen, eine Weile bei ihm zu wohnen und in seiner Firma zu arbeiten. Was hältst du davon?“
Diese Neuigkeit musste Roxy erst mal verdauen. „Wie lange willst du denn in Kalifornien bleiben?“
„Ein Jahr. Vielleicht auch zwei. Mal sehen, wie es mir dort gefällt.“
Einerseits freute Roxy sich für Marla, weil sie ihr Leben energisch in die Hand nahm. Als selbstständige Unternehmensberaterin musste sie auch keine Kündigungsfristen einhalten und konnte von einem Tag auf den anderen ihre Zelte in Australien abbrechen. Andererseits wusste Roxy, dass sie ihre beste Freundin sehr vermissen würde. Sie kannten sich schon so lange und hatten immer viel Zeit miteinander verbracht.
Und
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