Kuess mich, lieb mich - heirate mich
auf die Papiere auf dem Tisch, „wie unser Wiedersehen lief, ist sozusagen Geschichte. Meine geschätzte Gattin war nicht mehr mit ihm zusammen. Sie hatte Hewett bereits wegen eines anderen den Laufpass gegeben. Als ich aus dem Gefängnis kam, suchte ich natürlich gleich nach Emily und Tyler.
Ich fand sie auch, aber irgendwie war das ganze Geld weg. Jedenfalls behauptete sie das.”
Luke schüttelte den Kopf und lachte lautlos. „Niemand konnte so schnell Geld ausgeben wie sie, also war es vielleicht nicht mal gelogen. Wie auch immer, jetzt hatte sie noch das eine, das mir mehr bedeutete als alles andere auf der Welt - meinen Sohn. Ich war verzweifelt deswegen, und sie wusste das. Ich wollte ein gemeinsames Sorgerecht, das Recht auf regelmäßige Besuc he, egal, was, nur um mit Tyler zusammen sein zu können.”
Ruhelos stand Luke auf und ging ans Fenster. Emily habe immer gewusst, wie sie ihn manipulieren könne, sagte er tonlos. „Sie hatte alle Trümpfe in der Hand und wusste das genau.”
Er war vor Gericht gegangen, doch vergebens. Der Richter hatte eine sehr traditionelle Einstellung und war der Meinung, dass ein Kind in jedem Fall zu seiner Mutter gehöre. Die Sache mit der Schlägerei und Emilys Behauptung, er sei jähzornig und vernachlässige Tyler, hatten natürlich auch ihre Wirkung ge habt.
Emily selbst war keine sehr gute Mutter und hätte Tyler eigentlich lieber ihm überlassen.
Doch jedes Mal, wenn er versuchte, sich mit ihr einig zu werden, scheiterte es an der Geldfrage. Emily stellte himmelschreiende Forderungen. Niemals ließ sie zu, dass er auch nur in die Nähe seines Sohnes kam, ohne von ihm eine Erhöhung der Alimente und die sofortige Zahlung einer größeren Summe in bar zu fordern.
Doch weder konnte er es sich leisten, ihre Forderungen zu erfüllen, noch konnte er es ertragen, von der Frau erpresst zu werden, die seine gesamten Ersparnisse verprasst hatte, seinen Lebenstraum zerstört hatte und seinen Sohn in gewisser Weise als Geisel hielt.
Luke sprach nicht weiter und beobachtete schweigend den Sonnenuntergang durchs Fenster. Carey saß still da und versuchte fertig zu werden mit dem, was er ihr bis jetzt erzählt hatte.
Das warme Licht der Abendsonne verlieh Luke eine goldene Silhouette. Wie er so am Fenster stand, war er für Carey ein Bild männliche r Schönheit. Und sie hatte ihn nie zuvor mehr geliebt als in diesem Augenblick - und fühlte sich doch gleichzeitig so endlos weit von ihm entfernt.
„Und Tyler?” fragte sie schließlich leise. „Wie hast du denn dann doch noch das Sorgerecht für ihn bekommen?”
Es dauerte sehr lange. Luke schien eine Ewigkeit für seine Antwort zu brauchen. Endlich wandte er sich zu Carey um.
„Ich habe es nicht”, erwiderte er gepresst. „Ich habe nie das Sorgerecht für ihn bekommen.
Eines Abends ging ich unangekündigt zu ihr. Ich wollte mit ihr reden. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Es konnte so nicht weitergehen. Ich stand vor dem Haus und sah zu der Wohnung hoch, in der mein Sohn lebte. Von weitem, wie ein Verbrecher.”
Luke holte tief Luft, und als er weiterredete, klang seine Stimme etwas sicherer und kontrollierter. „Ich ging also hoch zu dem Apartment und klingelte. Anscheinend war niemand da. Aber ich wusste, dass jemand da sein musste. Ich hatte von draußen Licht hinter den Fenstern gesehen. Ich hatte auch Geräusche gehört. Dann klopfte ich eine Weile immer wieder an die Tür. Ich wollte gerade etwas unternehmen, vielleicht die Tür eintreten, da öffnete Tyler plötzlich. Seine Mutter hatte ihm eingeschärft, keinen Fremden hereinzulassen, aber zum Glück erkannte er mich. “
Es zog Carey das Herz zusammen. Unterdrückte Wut und Schmerz klangen aus Lukes Stimme.
„Er hat mir also die Tür aufgemacht, hat immerhin seinen Daddy noch erkannt”, sagte er bitter. „Ich sah, dass er offenbar dabei gewesen war, sich ein bisschen Suppe auf dem Gasherd warm zu machen. Er hatte sich einen Stuhl an den Herd gescho ben und versucht, die Flamme zu entzünden. Heute noch danke ich jeden Tag dem Himmel dafür, dass nichts passiert ist. Irgendwie glaube ich, dass es Schicksal war, oder dass es tatsächlich Schutzengel gibt, oder was auch immer für eine höhere Macht, die mich an jenem Abend dorthin gehen ließ.” Luke hielt inne und schwieg einen Augenblick.
„Verdammt noch mal, vielleicht bin ich nicht ganz bei Trost, aber ein vierjähriges Kind darf ma n doch nicht allein lassen, mit einem Gasherd und
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