Kuess mich, lieb mich - heirate mich
zu.
„Da freu ich mich aber drauf.” Ro ger brach in helles, scha denfrohes Lachen aus, und Carey kochte innerlich vor Wut. „Ja, ich freue mich wirklich auf dieses Gespräch”, rief er noch einmal auf dem Weg zu seinem Wagen.
Carey lehnte sich gegen die Haustür und verbarg das Gesicht in den Händ en. Nach einem Moment ging sie dann mit zittrigen Knien ins Arbeitszimmer, schloss die Tür hinter sich und ließ sich auf die Ledercouch fallen, um die Papiere zu lesen, die Ro ger ihr gegeben hatte.
Wenn die darin enthaltenen Informationen stimmten - und sie hatte keinen Grund zu der Annahme, dass das nicht der Fall war -, dann war Luke tatsächlich schon einmal verhaftet worden und hatte eine Haftstrafe abgesessen; eine kurze zwar, nur für ein paar Tage, dennoch, Haftstrafe war Haftstrafe. Ein Mann von Cha rakter war nicht vorbestraft, das passte doch nicht zusammen, oder?
Carey las weiter. Offenbar war Luke in eine Kneipenschläge rei verwickelt gewesen.
Nichts, worauf man stolz sein konnte, aber sicher auch kein schreckliches Vergehen. Aus den Unterlagen ging hervor, dass er auf ein Verfahren verzichtet und sich zu seiner Schuld bekannt hatte. Vielleicht hatte er sich keinen Anwalt leisten können, einen, der dafür hätte sorgen können, dass er mit einer Geldstrafe davongekommen wäre. Dann wäre er jetzt nicht vorbestraft. Ein Mann mit weniger Charakter hätte das sicher getan. Zum Beispiel, so einer wie Roger Burkett.
Carey seufzte schwer und legte den Umschlag auf den Schreibtisch. Bedeutete diese kurze Haftstrafe, dass Roger eine echte Chance hatte, die ordnungsgemäße Testamentsvollstreckung ihres Vaters im Nachhinein anzufechten? Doch ob er eine Chance hatte oder nicht, Carey war sicher, dass er es versuchen würde. Roger würde auf jeden Fall ein Verfahren in Gang setzen, und die endgültige Klärung würde vie lleicht Jahre dauern.
Ich muss sofort mit meiner Anwältin sprechen, entschied Carey, nahm das Telefon und wählte die Nummer, die sie mittlerweile schon auswendig wusste. Die Sekretärin stellte sie gleich durch. Katherine Cutler begrüßte Carey herzlich, und sie erklärte ihr die Situation.
Katherine hörte aufmerksam zu und unterbrach sie nur hin und wieder mit einer Frage.
Am Ende sagte die Anwältin, dass sie nicht glaube, ein einziger Vorfall dieser Art würde ausreichen, um in Frage zu stellen, dass Carey mit der Wahl ihres Mannes dem Testament entsprochen habe, auch wenn Burkett sicherlich versuchen würde, das Gegenteil zu beweisen.
„Es gab vielleicht mildernde Umstände zugunsten deines Mannes, die seine Tat zumindest in gewisser Weise rechtfertigten.”
„Mildernde Umstände?” fragte Carey. „Was denn zum Beispiel?”
„Nun, vielleicht geriet er nur deshalb in eine Schlägerei, weil er eine Frau vor einem Rowdy beschützen wollte, oder jemanden, der zu schwach war, um sich selbst zu verteidigen.
Oder vielleicht dachte Luke, der andere wolle ihn bestehlen, oder vielleicht hatte der andere ihn beleidigt. Jeder gute Richter weiß, dass es immer zwei Seiten gibt und dass die Wahrheit meistens irgendwo dazwischen liegt. Außerdem, wenn dieser Zwischenfall der einzige dieser Art in seinem Leben war, dann würde der Vorfall schon allein dadurch beträchtlich an Bedeutung verlieren.”
„Ich verstehe.” Carey fühlte sich ein wenig erleichtert. Aber nun sah sie sich gezwungen, zu gestehen, dass Luke vor kurzem Roger einen Kinnhaken verpasst hatte.
Katherine lachte nur. „Wenn ich ungefähr fünfzehn Zentimeter größer und zwanzig Kilo schwerer wäre, hätte ich das auch schon getan, mehrmals.”
Die Anwältin erklärte, ihre Aufgabe sei es nun, Burketts Anwälte davon zu überzeugen, dass es im Interesse ihres Klienten sei, eine kostspielige Verhandlung zu vermeiden, die von vornherein sinnlos wäre, weil nichts dabei herauskäme.
„Ich glaube, das kann ich schaffen”, fügte sie voller Zuversicht hinzu, was Careys Stimmung noch ein bisschen mehr hob. „Aber es wird vielleicht eine Weile dauern. Es könnte sein, dass wir Burkett am Schluss einen Vergleich anbieten müssen, nur um ihm endlich das Maul zu stopfen”, sagte Katherine angewidert. „Vielleicht geht es ihm bei der ganzen Sache sowieso nur darum.”
„Ich hoffe es”, gestand Carey.
„Fax mir die Dokumente, dann mach ich mich gleich an die Arbeit. Ich muss auch noch mit deinem Mann sprechen, um die Geschichte aus seiner Sicht zu kennen. Ist er gerade da?”
„Äh … nein. Er ist draußen und
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