Kuess mich, lieb mich - heirate mich
arbeitet. Ich sag ihm, dass er dich heute noch anrufen soll.
Oder spätestens morgen.”
„Übrigens, wie gefällt dir das Eheleben?”
„Bis jetzt war es mir keine Sekunde langweilig”, erwiderte Carey wahrheitsgemäß und lächelte, obwohl ihr eigentlich nicht danach zu Mute war.
„Na, das ist gut zu hören. So sollte es sein”, meinte Katherine lachend. „Ich hoffe, ich lerne deinen Mann bald persönlich kennen. Er scheint ein toller Typ zu sein.”
„Oh, das ist er”, antwortete Carey wieder völlig wahrheitsge mäß.
Katherines gelassene, professionelle Art, mit ihrem Problem umzugehen, hatte Carey ein wenig beruhigt. Aber als sie die Dokumente noch einmal zur Hand nahm und genau durchlas, kamen ihr bald erneut Zweifel. Nervös ging sie im Zimmer hin und her, raufte sich das Haar und überlegte, wie sie Luke mit diesen Neuigkeiten konfrontieren sollte.
Jemand klopfte kurz und hart an die Tür, dann ertönte Lukes Stimme: „Carey, kann ich reinkommen?”
Sie fühlte sich nervlich fast am Ende und war nicht sicher, ob sie es ertragen würde, ihm jetzt von Angesicht zu Angesicht ge genüberzustehen. „Die Tür ist offen”, antwortete sie schließlich.
Luke öffnete die Tür und trat ein. Den Hut hatte er abgenommen und hielt ihn in der Hand.
Er sah aus, als habe er bis vor einer Minute noch draußen gearbeitet, seine Stirn schimmerte von Schweiß und auf seinem straff zurückgekämmten Haar sah man noch den Abdruck des Hutes.
„Ophelia sagt, Burkett sei hier gewesen”, begann er, und es klang irgendwie verlegen. „Ist alles in Ordnung?” fragte er leise. Dann machte er einen Schritt auf sie zu. Der Blick, mit dem er sie aus seinen dunklen Augen ansah, war besorgt, beinahe liebevoll.
So viel Gefühl hatte er ihr seit Tagen nicht gezeigt, und sie musste mit aller Kraft den Impuls bekämpfen, sich Luke einfach in die Arme zu werfen.
„Ehrlich gesagt, es ist nicht alles in Ordnung”, erwiderte Carey stattdessen und wandte Luke den Rücken zu, um die Papie re von ihrem Schreibtisch zu holen. „Roger hat mir das hier gegeben. Er sagt, dass du vor zwei Jahren einmal verhaftet worden bist und im Gefängnis warst.”
Der schockierte Ausdruck auf seinem Gesicht sagte Carey alles, was sie wissen musste.
Aber sie stellte Luke die Frage dennoch. „Stimmt das?”
Er holte tief Luft und nickte. „Ja, es stimmt.” Luke nahm ihr die Papiere aus der Hand und überflog den Text.
„Es tut mir Leid, Carey. Ich hätte dir schon früher davon erzählen sollen, spätestens als ich von dieser Forderung nach einem ,Mann von Charakter’ in dem Testament hörte. Aber damals dachte ich, es sei ohnehin zu spät, um noch etwas zu ändern. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand wie Burkett auftaucht und versucht, schmutzige Wäsche zu waschen. Ich habe dich nicht absichtlich hintergangen, Carey. Wirklich nicht.”
Luke wirkte ernsthaft bestürzt und beschämt, weil er mit diesem schwarzen Punkt aus seiner Vergangenheit konfrontiert wurde. Und Carey war es ebenso unangenehm, auf diese Weise seinen Stolz zu verletzen.
„Ich glaube dir”, sagte sie. „Jetzt ist mir auch klar, dass ich dich ganz offen über deine Vergangenheit hätte ausfragen müssen. Aber diese Empfehlungsschreiben, die du mir gegeben hast, waren alle so überzeugend. Nicht einer deiner früheren Arbeitgeber hatte etwas Nachteiliges über dich zu sagen … Ich schätze, ich habe mich einfach auf meine Intuition verlassen.” Verlegen blickte Carey auf ihre Hände und begann, nervös an ihrem Ehering herumzuspielen.
„Aber jetzt muss ich wirklich die ganze Wahrheit erfahren”, fuhr sie fort und sah Luke dabei an. „Ich habe mit meiner Anwältin gesprochen, Katherine Cutler. Sie glaubt nicht, dass die Situation so schrecklich ernst ist. Nun ja, sie ist schon ernst, aber Katherine ist sich ziemlich sicher, dass es Burkett nicht gelingen wird, nur wegen dieser Sache die ordnungsgemäße Testamentsvollstreckung anzufechten. Sie sagt, wenn das dein einziger Konflikt mit dem Gesetz gewesen ist, dann wäre das sehr hilfreich …”
„Es war das einzige Mal”, unterbrach Luke sie. „Das schwö re ich.”
„Und wenn es gewisse Umstände gäbe, die dein Handeln damals erklären oder sogar rechtfertigen könnten, wäre das noch besser”, fügte Carey hinzu. Dann wartete sie schweigend ab, in der Hoffnung, von Luke die erwarteten Informationen zu bekommen.
Luke betrachtete angelegentlich den Teppich und rieb sich die Stirn. „Ja,
Weitere Kostenlose Bücher