Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
Eindruck, als würde er etwas Abstand benötigen. Außerdem hatte sie noch keine Lust, darüber zu sprechen, wann er Serendipity denn nun verlassen würde. Zu wissen, dass seine Rückkehr nach New York unmittelbar bevorstand, war schon schlimm genug. Jetzt galt es, sich emotional zu rüsten. Durch eine ausführliche Diskussion wurde das Unausweichliche auch nicht leichter zu ertragen.
Sie war mit Dare eingeteilt, weil es bereits Abend war, und sie genoss es, mit ihm zu scherzen und über Tess und den Nachwuchs seiner Brüder zu reden. Ihre Probleme waren zwar nicht vergessen, doch Dare und die Arbeit boten ihr eine willkommene Ablenkung.
Als das Revier via Funk mitteilte, es sei ein Anruf aus der Elm Street 111 eingegangen, schrillten bei Cara sämtliche Alarmglocken. Das war die Adresse von Richter Marshall Baine.
»Hier Wagen sieben. Alles klar, sind schon unterwegs«, sagte Dare, aktivierte Blaulicht und Sirene und düste los.
Cara hätte ihn gern eingeweiht, wollte aber keine Familengeheimnisse der Marsdens ausplaudern, für den Fall, dass der ungebetene Besucher doch nicht Rex Bransom war.
Blieb nur zu hoffen, dass sie sich irrte.
Wie sich herausstellte, lag sie mit ihrer Vermutung leider richtig. Als sie beim Haus des Richters eintrafen, stand Mrs. Baine im Bademantel auf dem Rasen vor dem Haus und disputierte mit Rex, während der Richter hinter ihr im Vorgarten auf und ab lief und vor sich hin murmelte.
Cara stieg kopfschüttelnd aus. »Gibt es hier ein Problem?«, fragte sie Mrs. Baine.
»Dieser Mann belästigt meinen Ehemann«, antwortete Mrs. Baine. »Wie Sie wissen, ist Marshall krank und sollte sich nach Möglichkeit nicht aufregen.« Sie warf Cara einen Hilfe suchenden Blick zu.
»Sie haben es gehört«, sagte Dare zu Rex. »Man hat Sie gebeten zu gehen.«
»Ich gehe nicht, bevor ich das habe, wegen dem ich gekommen bin. Ich muss wissen, ob er etwas hat, das mir gehört. Etwas, das auf keinen Fall in die falschen Hände gelangen darf«, sagte Rex und musterte Cara misstrauisch.
Sie seufzte. »Ich fürchte, Sie werden sich damit abfinden müssen, dass Sie in Serendipity nicht willkommen sind, Mr. Bransom. Was auch immer in der Vergangenheit geschehen ist, Sie sind derjenige, der hier Unruhe stiftet. Die ganze Angelegenheit ist doch längst vergessen, also lassen Sie die Sache auf sich beruhen. Sie handeln sich doch bloß selbst Schwierigkeiten ein.«
»Du kennst den Kerl?«, fragte Dare.
»Das ist Rex Bransom, Mikes leiblicher Vater.«
Dare blinzelte verdattert. »Weiß Mike, dass er in der Stadt ist?«
»Ja, leider.«
Dare drehte sich zur Frau des Richters um. »Mrs. Baine, wollen Sie diesen Mann anzeigen?«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Mein Mann hat der Polizei alles gesagt, was er weiß. Es liegt in der Hand von Chief Marsden, was nun geschieht. Falls uns Mr. Bransom jetzt in Ruhe lässt, werde ich so tun, als wäre nichts passiert.«
»Es darf niemand davon erfahren!«, rief Richter Baine plötzlich und spurtete auf Rex zu.
»Er greift mich an!« Rex hob die Arme, um sich zu schützen, doch Dare trat zwischen die beiden Männer, um Richter Baine so sanft wie nur irgend möglich zu überwältigen.
»Lassen Sie’s gut sein«, zischte Cara Rex zu. »Sie haben hier eine Menge Aufruhr verursacht. Gehen Sie freiwillig, oder ich muss Sie verhaften.«
»Ich geh ja schon«, knurrte Rex mit finsterer Miene. »Aber ich habe eine Nachricht an meinen Sohn: Er sollte das Buch lieber verschwinden lassen, wenn er weiß, was gut für seinen Vater ist.«
Cara runzelte die Stirn. Drohte er schon wieder damit, Simons Ruf zu ruinieren, weil man ihn hier nicht haben wollte? »Haben Sie noch nicht erkannt, dass Mike anders ist als Sie? Er wird das Richtige tun, selbst wenn es jemandem schaden könnte, der ihm nahesteht.«
»Ach ja, selbst dem heiligen Simon?«, höhnte Rex, dann schlenderte er betont gelassen zu seinem Mietwagen.
Tja, er wusste genauso gut wie Cara, dass die Verjährungsfrist für den fahrlässigen Umgang mit Beweismitteln zehn Jahre betrug, und die waren längst verstrichen. Dasselbe traf vermutlich auch auf die meisten anderen Verbrechen zu, die er hier begangen hatte. Man konnte ihm also nichts anhaben, es sei denn, er hätte ein Menschenleben auf dem Gewissen. Niemand in Serendipity wollte noch mit ihm zu tun haben, und auch was sein Ansehen anging, hatte er nichts mehr zu verlieren. Simons Ruf dagegen war bislang unbescholten, und diesen Umstand wollte sich Rex
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