Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
nicht lange um den heißen Brei herum. Seit er wusste, dass sich der Tumor zurückgebildet hatte, war er wie ausgewechselt, und Mike war äußerst froh darüber.
»Ich überlege schon die ganze Zeit, was ich der Bürgermeisterin sagen soll.« Mike fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und sah seinem Vater in die Augen. »Rein rechtlich kann man dir nichts anhaben. Die Verjährungsfrist ist längst verstrichen, und es wird bestimmt niemand auf die Idee kommen, nach all der Zeit noch Anklage zu erheben. Dir drohen also keinerlei rechtliche Konsequenzen, wenn alles rauskommt.«
Doch es war nicht auszuschließen, dass sein Ruf darunter leiden würde, und genau dieser Umstand bereitete Mike Kopfzerbrechen. Denn ihm blieben keine Alternativen. Er musste mit der Wahrheit herausrücken, damit seine Familie diese verdammte Affäre ein für allemal abhaken konnte.
Simon hob die Hand. »Bevor du fortfährst, möchte ich dir noch etwas sagen.«
Mike schluckte. »Nur zu.«
»Ich würde dich niemals darum bitten, Tatsachen zu verschleiern oder die Wahrheit zu verschweigen, um mich zu schützen. Als ich damals die Entscheidung getroffen habe, das fehlende Geld in der Asservatenkammer zu ersetzen, war mir klar, dass es früher oder später ans Licht kommen konnte. Ich habe damit gelebt, dass ich etwas getan habe, auf das ich nicht stolz war. Aber ich hatte keine Angst um meinen Job, mir graute eher davor, dass ihr Kinder es womöglich herausfinden könntet.«
Mike schüttelte den Kopf. »Mach dir deswegen bloß keine Gedanken«, beruhigte er ihn. »Soll ich mal ganz ehrlich sein?«
Simon nickte. »Immer.«
»Es tut gut zu wissen, dass du doch nicht perfekt bist.«
Seine Eltern prusteten belustigt los.
»Ach, Michael, wenn ich dir je das Gefühl vermittelt habe, dass …«
»Das hast du nicht. Das war alles nur in meinem Kopf. Ich habe immer im Schatten meines leiblichen Vaters gelebt und mich mit euch beiden, Erin und Sam verglichen.« Es tat verdammt gut, das einmal offen auszusprechen und damit zumindest einen Teil des emotionalen Gepäcks abzuwerfen, das er schon fast sein ganzes Leben mit sich herumschleppte.
»Ach, Michael …«, seufzte Ella.
»Schon gut. Alles bestens. Auch zwischen uns«, sagte er zu seiner Mutter.
Simon räusperte sich. »Eines noch: Zerbrich dir nicht den Kopf wegen Bürgermeisterin Flynn. Sag ihr, was du zu sagen hast. Ich komme schon zurecht.«
Das war Mike inzwischen klar. Nicht dass er es deswegen gerne tat, aber er hatte keine andere Wahl. »Es könnte sein, dass sie dich bittet, als Polizeichef zurückzutreten.«
Ihm graute bei der Vorstellung, dass Simon, der allseits beliebte Polizeichef von Serendipity, endgültig das Amt niederlegen musste – oder, schlimmer noch, womöglich unehrenhaft entlassen wurde. »Vielleicht lässt sie dich ja in den wohlverdienten Ruhestand gehen, ohne näher auf die Gründe einzugehen.« Mike würde Felicia Flynn jedenfalls so lange zusetzen, bis sie Simon zumindest einen würdigen Abschied gewährte.
»Wo du gerade davon sprichst …«, sagte Ella. »Dein Vater und ich hatten neulich ein ausführliches Gespräch, denn seine Krankheit hat uns gezeigt, wie kurz und kostbar das Leben ist.« In ihren Augen glitzerten Tränen.
»Wohl wahr.« Mike nickte. Inzwischen war ihm schmerzlich bewusst, dass sein Vater nicht ewig leben würde.
»Wir wollen mehr Zeit füreinander haben und das Beste aus den Jahren machen, die uns noch bleiben«, ergänzte Simon.
»Und ich wollte schon immer viel mehr verreisen«, sagte Ella.
Mike starrte sie verständnislos an. »Moment mal. Worauf wollt ihr hinaus?«
Es war Simon, der die Bombe platzen ließ. »Darauf, dass ich ohnehin in Erwägung ziehe, in Rente zu gehen.«
Mike war einen Augenblick sprachlos. Dann murmelte er halblaut: »Puh, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet.«
»Aber du freust dich doch für uns, oder?«, fragte seine Mutter mit einem Lächeln, das er unwillkürlich erwiderte.
»Wie auch immer ihr euch entscheidet, ich stehe voll hinter euch«, versprach er und nickte.
»Gut. Dann hast du bestimmt auch nichts dagegen, dass ich vorgeschlagen habe, deinen Arbeitsvertrag als Polizeichef von Serendipity zu verlängern. Du hast bereits einige Veränderungen durchgesetzt, von denen alle sehr angetan sind …«
Mike rang nach Atem. »Und woher willst du das wissen?«, fragte er, um dem anderen Thema auszuweichen – der Frage, ob er auf Dauer hierbleiben wollte.
»Na, ich bekomme Besuche und Anrufe.
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