Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
einen richtigen Vollpfosten als Pflichtverteidiger zugeteilt bekommen. Vielleicht wirkt sich das ja zu seinen Ungunsten aus.«
»Oder vielleicht lässt er sich auf eine außergerichtliche Einigung ein und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.« Das wäre Cara am liebsten gewesen.
Mike nickte. »Wollen wir’s hoffen. Ich habe am späten Nachmittag ein paar Termine und abends ein Geschäftsessen. Ich rufe dich danach an, ja?«
Er würde also nicht vorbeikommen.
Tja, es war ohnehin besser so. »Okay. Ich bin morgen Abend zum Essen verabredet. Sehen wir uns dann am Mittwoch bei Joe’s?«, fragte sie leichthin.
Mike zögerte, als hätte er noch etwas Wichtiges auf dem Herzen, doch er sagte bloß: »Genau. Bis dann.«
Cara lächelte und ging hinaus. Sie war enttäuscht, zog es allerdings vor, sich über den Grund dafür nicht den Kopf zu zerbrechen.
Vor seinen diversen Besprechungen am späteren Nachmittag hatte Mike noch genau eine Stunde, um zu seinen Eltern zu fahren. Und es war allmählich an der Zeit, dass er sich zurechtlegte, was er der Bürgermeisterin sagen würde. Je eher er das Gespräch mit ihr hinter sich brachte, desto eher konnte er auch diese ganze unschöne Affäre rund um Rex und die markierten Geldscheine ad acta legen.
Rex hatte sich nach der Beinaheverhaftung neulich nicht mehr blicken lassen, aber Mike machte sich keine Illusionen – er ging davon aus, dass sein egozentrischer Vater noch immer in Serendipity war. Rex Bransom schien zu glauben, er habe noch eine Rechnung offen – ob mit Mike, Simon oder Ella war nicht ganz klar. Und es war auch schwer abzuschätzen, auf welche Ideen er womöglich noch verfiel, wenn er nicht bekam, was er haben wollte.
Nun, vielleicht konnte ihm Simon in dieser Frage weiterhelfen, schließlich kannte er Rex am besten. Sein Vater saß am Schreibtisch im Wohnzimmer, als Mike bei seinen Eltern zu Hause eintraf.
»Hey, Dad.«
Simon blickte hoch. »Hallo! Was führt dich denn mitten am Tag hierher? Habt ihr auf dem Revier etwa nicht genug zu tun?«
Mike schüttelte den Kopf. »Jede Menge, wenn man bedenkt, dass Serendipity bloß eine Kleinstadt ist. Besprechungen, Besprechungen und noch mal Besprechungen.«
Simon lachte. »Womit wir gleich beim Thema wären.«
Mike hob eine Augenbraue. »Ach ja? Das klingt ja fast, als hättest du auch etwas mit mir zu besprechen.«
»Richtig. Setz dich.« Simon deutete auf das Sofa.
Mike gehorchte ganz automatisch. »Dad, ich …«
»Ich zuerst.«
Mike presste die Lippen zusammen. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn er sein Anliegen zuerst hätte vorbringen können, aber der alte Simon war zurück und entschlossen, sich durchzusetzen. »Was gibt’s?«
»Ich … Ich hatte stets den Eindruck, dass du immer ein bisschen auf Distanz gehst zu mir und auch zu unserer Familie. Dass du das Gefühl hast, nicht dazuzugehören. Vielleicht hätte ich mich mehr ins Zeug legen müssen.«
»Unsinn, Dad!« Mike sprang auf. »Du hättest beim besten Willen nicht noch mehr für mich tun können. Wahrscheinlich wäre weniger auch mehr als genug gewesen.« Er zögerte, doch dann beschloss er, seinem Vater gegenüber offener und ehrlicher zu sein als je zuvor. »Aber ich bin froh, dass du es nicht getan hast. Selbst, wenn ich mal Ärger gemacht habe.«
Simon grinste. »Ich hätte dich gar nicht anders haben wollen. Du hast mich gefordert, Mike, und dagegen gibt es nichts einzuwenden. Es tut mir lediglich leid, dass du immer geglaubt hast, du wärst keinen Deut besser als Rex.«
Mike ließ den Kopf hängen und dachte über Simons Worte nach. »Wann immer ich einen Fehler gemacht habe, war er für mich die Wurzel allen Übels, dabei sind wir für unsere Fehltritte ganz allein verantwortlich, stimmt’s?«
Simon betrachtete ihn stumm. Abwartend. Mike kannte das schon – Simon hatte stets versucht, seine Kinder zum Denken anzuregen, statt ihnen die Antworten auf dem Silbertablett zu präsentieren. Tja, es hatte beinahe dreißig Jahre gedauert, aber Mike hatte endlich begriffen, dass die Probleme seines leiblichen Vaters nicht das Geringste mit ihm zu tun hatten. Was nicht bedeutete, dass er selbst keine Probleme gehabt hätte.
»Wer auch immer du bist, Michael, und was auch immer du tust, du triffst deine eigenen Entscheidungen. Dein leiblicher Vater spielt dabei überhaupt keine Rolle.«
»Allmählich ziehe ich die Bezeichnung Erzeuger vor«, brummte Mike, und Simon lachte.
»Darf ich dir eine Frage stellen?«
Der Mann, der ihn
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