Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
Ich bin verdammt stolz auf die Arbeit, die du leistest, Michael. Du holst das SPD ins 21. Jahrhundert, und obwohl ich mich hier drin dagegen gesträubt habe« – er deutete auf sein Herz –, »beglückwünsche ich dich hier oben dafür.« Jetzt tippte er sich an den Kopf. »Ich hänge am alten System, aber ich bin klug genug, um zu wissen, dass sich alles weiterentwickeln muss.«
»Und es gibt genügend Kandidaten, die diesen Posten übernehmen und dafür sorgen können, dass die Modernisierung des SPD fortschreitet.« Mike hatte plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Er erhob sich.
»Aber unsere Leute respektieren dich bereits«, wandte Simon ein. »Überleg es dir doch einfach mal.«
Genau das tat Mike bereits.
Wollte er den Job des Polizeichefs auf Dauer übernehmen?
Sich in Serendipity niederlassen?
Ja, er hatte es genossen, hier zu sein, aber bei all dem hatte er stets im Hinterkopf gehabt, dass er nach Simons Genesung sein normales Leben wieder aufnehmen konnte. Zugegeben, in letzter Zeit kam ihm das Leben in Serendipity schon fast normal vor … Aber wie lange würde es dauern, bis er unruhig wurde, weil er sich eingeengt fühlte? Weil er gelangweilt oder genervt war? Vermutlich nicht allzu lange, jedenfalls der Beklemmung nach zu urteilen, die er schon bei der Vorstellung empfand, sich hier häuslich einzurichten.
»Und denk doch mal daran, wie sehr sich Cara freuen würde, wenn du bleibst«, fügte seine Mutter hinzu.
Cara. Bei dem Gedanken an sie war ihm, als hätte ihm jemand ein eisernes Band um die Brust gelegt. Wie lange würde es dauern, bis er ihr das Herz brach? »Ich muss jetzt los. Ich habe Termine«, presste er hervor.
Ella erhob sich mit besorgter Miene. »Michael, bitte lass dir alles noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen, ohne etwas zu überstürzen, ja? Deine momentane Reaktion ist eine reine Instinkthandlung, die jeder vernünftigen Grundlage entbehrt.«
Herrje. Seine Mutter hatte recht. Er war noch nicht so weit. Er musste nachdenken.
Ach, verdammt, wem versuchte er hier eigentlich etwas vorzumachen? Am besten, er würde erstmal tief durchatmen .
Kapitel 16
Seit der Eröffnung seines Vaters war Mike total neben der Spur. Normalerweise wäre er in einer derartigen Situation längst auf und davon gewesen, doch er war verantwortungsbewusst genug, um zu wissen, dass er erst noch so einiges unter Dach und Fach bringen musste. Außerdem gab es hier eine Frau, die er sehr mochte – womöglich sogar liebte –, und er konnte nicht einfach alles hinter sich lassen, ohne ihr Bescheid zu geben.
Es war Mittwochabend, und die Tanzfläche in Joe’s Bar war noch leer, als sich Mike und Sam über ihre Chicken Wings hermachten. Sam hatte bereits einen Rundruf gestartet und gefragt, wer sich später noch zu ihnen gesellen wollte, und die üblichen Verdächtigen, sprich, Alexa, Erin, Dare und Liza, hatten zugesagt. Mike wusste bereits, dass Cara auch kommen würde, schließlich hatte sie es neulich selbst erwähnt. Seit Montag waren sie sich nicht mehr über den Weg gelaufen.
Und er hatte sie auch nicht wie versprochen angerufen.
Stattdessen hatte er die vergangenen zwei Tage damit zugebracht, sich das Hirn zu zermartern und dabei den einen oder anderen Whiskey zu kippen. Nicht dass ihn das alles irgendwie weitergebracht hätte. Deshalb hatte er heute Sam um eine Unterredung gebeten.
Sie unterhielten sich eine Weile über ihre Familie, dann musterte Sam seinen Bruder eingehend. »Okay, was ist los mit dir? Ich habe den Eindruck, deine Nerven liegen blank.«
Mike rollte die Schultern, doch als Stressabbaumaßnahme reichte das nicht aus.
»Vorige Woche warst du noch total locker drauf, jetzt wirkst du auf einmal ruhelos. Was ist passiert?«
Mike beugte sich über den Tisch. »Dad zieht in Erwägung, einen Schlussstrich zu ziehen, und er will mich als seinen Nachfolger installieren.«
Sam riss die Augen auf. »Machst du Witze?«
Mike bedeutete Joe, ihm einen Whiskey zu bringen. Er war nicht im Dienst, und er musste das Gedankenkarussell in seinem Kopf zum Stillstand bringen. »Leider nicht, kleiner Bruder.«
»Und was sagt Cara dazu?«
Mike runzelte die Stirn. »Sie weiß es noch nicht.«
Joe stellte ihm seinen Drink hin und ließ sie allein, damit sie sich weiter ungestört unterhalten konnten. »Meinst du nicht, sie würde es wissen wollen?«, fragte Sam und führte seine Bierflasche an die Lippen.
»Ich warte noch auf den richtigen Zeitpunkt.« Mike hob warnend den
Weitere Kostenlose Bücher